Nabil Ayan
Vorsichtig und mit voller Ruhe legte ich die warme Decke auf ihren zierlichen Körper, der in der Kälte wie Eiszapfen ihre Glieder erdrückt hatte. Als meine warme Hand flüchtig ihre Schulter berührte merkte ich wie sie kurz zusammenzuckte. Etwas vor sich hin nuschelnd beobachtete ich, wie sie wieder in den Schlaf fiel. Sakina flüsterte ich in die ruhige Nacht hinein. Die innere Ruhe, in der im Kuran, die Rede war. Aber warum jetzt? Warum nicht viel davor?
„Nasip mein Sohn ist wenn du auf etwas nicht wartest und es kommt", halten die Worte meines Opas. „Aber warum ist es etwas auf das man nicht wartet und nicht etwas auf das man wartet?" Er lächelte. „Wenn wir hätten all das bekommen, was wir uns gewünscht, erhofft hätten, dann mein Sohn wäre die Dunya (das Leben) keine Prüfung."
Gänsehaut. Eine innere wärme und zugleich eine kälte überflog meinen Körper. All meine Liebenden hatte die Erde verschluckt. Durfte ich die Erde verklagen? Rechenschaft um jedes Leben das es mir genommen hatte verlangen? Nein. Den jedes Leben, jeder Geliebte der von mir gegangen war, dass wusste ich dessen Zeit war gekommen.
Ein tiefer Atemzug zugleich mit einer Prise Salz wurde über meine brennende Lunge geschüttet. War all das was wir lebten unser Nasip? Durften wir für alles was wir lebten andere Verantwortlich machen? Nein.
Trotz alldem vorbestimmten gab es nämlich auch unseren Weg. Was ist das richtige, was soll ich tun? Ist es die richtige Entscheidung? Hab ich ein Fehler gemacht? War all der Verlust in meinem Leben hayr (etw. gutes) für mich? Der nächste Atmezug ließ nicht lange auf sich warten. Diesmal fühlte es sich wie eine Rasierklinge an, die vorsichtig aber tief und schnitthaft ihre Narben versah. Muss ich gedulden und meinen Kampf weiter führen oder soll der Kampf ein Ende nehmen?Das Hemd von meinem Leibe reißend bewegte ich mich zum Bad, mich unter die Dusche stellend öffnete ich das Wasser und ließ es kalt über meine Seele laufen. Die Kälte war nicht genug für mich, mein Körper sehnte sich viel mehr nach Kälte. Als die Tür des Bades aufging spürte ich Schritte, auch als die Duschkabine aufging hatte ich meine Augen immer noch nicht geöffnet. Ein Lächeln holte mich nach einigen Minuten ein. Nur kurz, nur so kurz bis es wie ein Eiszapfen von meiner Seele davon floss. Ihr wunderschönes Gesicht, dass ich nicht liebkosten konnte war viel zu sehr in einer Schlucht, hätte ich meine Hand gehoben, so wäre sie verschwunden. Meine Fingerspitzen wollten über Ihre Wangen laufen und einen Kuss auf ihrer Stirn hinterlassen. Sie blieben in der Luft, die mir sie weg nahm.
Der Anblick als meine Mutter uns duschte, als wir vom Fußball kamen. Mit einer Boxershort begaben wir uns jedesmal in die Dusche, das T-shirt hatten wir nach lust und Laune an. Sie öffnete die Kabine immer mit den Worten, das wir nicht so eiskalt duschen sollten und änderte das Wasser auf eine angenehme Stufe.
Ich ließ das Wasser stoppen, so als hätte mich die Kälte verbrannt. Mein Körper blieb leblos in der Kabine, während ich mich komplett von meinen Klamotten befreite und einen Tuch um meine Hüfte legte.Aus dem Bad gingend nahm ich mir ein Feuerzeug in die Hand und blickte auf dieses. Keine Minute weiter denkend ließ ich es über meinen Hals gleiten. Ich hielt es solange dran bis ich das Gefühl hatte es wäre betäubt. Erst als es betäubt war hielt ich das Feuer von meinem Körper ab. Das letzte mal hatte meine Mutter mich dort geküsst. Ihre Lippen hatten mein kindliches Gesicht zum lächeln gebracht. Sie war fort und ich schwor mir, dass kein Feuer dieser Welt mich so sehr in Asche verfallen ließ wie die Sehnsucht nach meiner Mutter.
Fertig angezogen ließ ich meinen Oberkörper frei und lief aus dem Bad in Richtung des Wohnzimmers. Ihr zierlicher Körper bewegte sich und ich nahm ein murmeln war. Langsam öffneten sich ihre Augen und sie blickte zu mir. Schlagartig stand sie auf, während ihre Augen groß waren und sie entsetzt zu mir blickte.
„Was ist passiert ? Was machen wir hier?"
„Aliye."
Ihre fragenden Blicke glitten zu mir, während meine Hand zeitgleich auf dem A an meiner Brust zum stehen kam. „Das ist die Geschichte, für all vergangenes und all dem kommenden."
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Schmerzensruf
Action"Mein Herz verblutet, ich halte es nicht mehr aus. Der Schmerz durchbohrt mein Brustkorb.." Action: 06 Platz