Kapitel 34 - Die Verlobung

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Aliye Şahin

Ich ließ die Blüte am Anfang des Jahres in meine Seele pflanzen. In eine Erde, die des Wassers verdurstete. Die Blüte verlor sich im tiefsten der Erde, aber nur deshalb damit sie von ihrer schönsten Seite wieder aufgehen konnte. Schwer, kompliziert, zweitaufwendig aber so wunderschön, dass es all der Geduld Wert war. Ich sprach von einer Blüte, doch es war eigentlich die Rede von einem Samen, der zur Blüte reifte.

Ein ganzes Jahr, 12 Monate, 356 Tage und 8760 Stunden. Jeder neue Tag eine neue Erfahrung. ein neuer Schritt, der unseren Charakter formt. Eine neue Hürde, die uns mit unseren Stärken und Schwächen prüft. Das Jahr 2018 war auch für mich vielfältig gewesen. Vor allem aber hatte mir das Jahr ihn gegeben. Denn Mann, der meine Seele erwärmt hatte. Der meiner Liebe, meiner Treue und meiner selbst würdig war.

Ich habe Tränen vergossen, ihn vermisst, nicht  gewusst wie es ihm ging. All das hat mich seltsamerweise jedoch in meinen Gefühlen gestärkt. Mir gezeigt, dass er der Richtige ist. Die Seele brannte für den, bei der er wusste, dass er eins diesen gehören würde. Am Anfang war ich zurückhaltend, denn mein Herz war dessen fremd. Ich wusste nicht, wie er zu mir stand, was das war was mich zu ihm zog. Sein Verhalten hatte mir sein Interesse gezeigt und auch verspüren lassen. Damit wusste ich aber nicht umzugehen. Mein Ich musste sich Zeit lassen. Miran war einer der Menschen, die dem Samen in meiner Seele Wasser zugegoßen hatten. Gleichzeitig hatte er aber auch dafür gesorgt, dass sich ein Felsen in mir aufgebaut hatte. Ein Felsen, dessen Kraft Miran erzeugte. Mein Herz lehnte sich an den Felsen, der ihm standhaft zur Seite stand. Dieser Felsen hatte zugleich ein anderes Herz mit sich gebracht. Zwei Herzen, die zwischen einem Felsen lagen. Der Felsen keine Entfernung oder Trennung. Im Gegenteil, die Vereinigung zweier Herzen.

„Miran", sprach ich lächelnd während er mir näher kam und ich Schritte zurück machte. Meine Augen wurden groß als er immer näher kam.

„Bleib stehen, da kommt gleich noch Jemand!"

Er lächelte. „Miran", warnte ich ihn, während meine Blicke sich im Raum kreisten.

„Hmm", entgegnete er mir jedoch während er meine Hand in seine nahm.

Augen, wie konnten Augen nur so viel Liebe und Treue austrahlen, wie konnte ein Mann so viel Vertrauen vermitteln. Das musste ich natürlich den Mann vor mir fragen, dessen zarte Hand sich auf meiner Wange niederließ. Langsam glitt er über diese woraufhin ich mich stumm in seinen Augen verweilen ließ.

Als wir draußen die lauten Böller und Racketten hörten standen wir immer noch immer in unserer Bewegung inne.

„2019. Nicht nur ein neues Jahr, sondern ein ganzes Leben soll es mit dir werden", sprach seine tiefe Stimme. Seine Arme legten sich auf meine während er mich in eine Umarmung zog und ich spürte wie er meinen Duft tief in seine Sinne zog.

„Amin", entgegnete ich ihm flüssternd und lächelte in den Armen meines Geliebten.

[..]

Es war der Mittag des 1 Januars 2019. Alle Vorbereitungen wurden getroffen. Meine Mutter und ich hatten alles im Haushalt und auch in der Küche fertig. Ich stieg die Treppen rauf und dachte daran was mich heute alles erwarten würde. In die Dusche einsteigend befreite ich mich von meinen Klamotten und duschte mich mit dem lauwarmen Wasser.
Frisch geduscht und fertig angezogen begab ich mich nach unten und wartete mit meiner Familie auf Mirans Familie und ihn.

„Mit Gottes Befehl und Zustimmung des Propheten, wünschen wir Ihre Tochter für unseren Sohn."

„Unsere Tochter und ihr Sohn haben beschlossen zu heiraten und haben uns das als ihre Eltern wissen lassen, deshalb kann ich als Vater nur zustimmen und mich darüber freuen, dass ich mit meiner Tochter einen Sohn dazubekommen habe."

Die Worte meines Vaters waren so schön ausgedrückt, dass ich in den Augen der Frauen Tränen sah und auf den anwesenden Männern ein Lächeln auf den Lippen entdeckte.

„Deine Tochter war für uns immer so wie Shirin, wir haben die beiden nie voneinander unterschieden. Deshalb freue ich mich umso mehr, dass mein Sohn sie als Frau nimmt", lächelte Mirans Mutter während mein Vater ihren gesagten mit einem Lächeln entgegnete.

„Miran, Shirin", forderten sie uns auf weshalb wir beide uns in die Mitte des Raumes machten und dort stehen blieben. Die Ringe wurden an unsere Finger gelegt, welche mit einem roten Band verbunden waren. Mirans Onkel schnitt dieses Band, woraufhin alle klatschten als das Band sich in der Mitte halbierte und jeweils beide hälften sich trennten.

„Ich glaube ich habe mein ganzes Lebenlang genau auf diesen Moment gewartet", schrie Aliye während alle Blicke sich zu ihr drehten und mehrere herzhaft auflachten. Sie kam zu uns zog uns beide in eine feste Umarmung. Als ich ein schlutzchen wahrnahm, blieb alles in mir erfroren.

„Shrin", sprach ich und trennte sie von uns. Sie lächelte. „Es tut mir leid, aber ich bin so glücklich. Das sind Freudentränen mit einem Freudenschluchzten.

„Shirinamin", wisperte Miran mit einem Kopfschütteln und zog sie in eine Umarmung. Dann befreite er sich von ihr und ich sah wie seine Mundwinkel zuckten.

„Hör auf zu heulen, ich möchte erst meine Verlobte und dann noch mit den anderen mein Glück teilen."

Shirin lachte und ich stimmte ihr ein.

„Erst unsere Eltern, für uns also für dich wird es noch was besonderes geben", flüsterte er und zwinkerte mir dann zu, als er sich zu meinen Eltern bewegte und ich mich zu seinen Eltern begab.

Eine Verlobung bedeutete, dass sich zwei Herzen, zwei Liebende versprachen ein Lebenslang den selben Weg zu gehen. Auf dem Weg ging es nicht darum wer mehr opferte, wer mehr kraft gab, sondern es gib darum das man bereit war alles füreinander zu tun. Es ging darum das man auf dem Weg mehr gab, als man erwartete und niemals wirklich niemals diesen auf halbem Wege zurück ließ.

Wir beide waren nun auch Verlobt und hatten unsere Liebe und Verbundenheit mit unserer Familie geteilt. Wir schworen auf ein Lebenslang und wünschten uns von unserem Schöpfer, dass wir in jeder Situation, bei jedem Schlag, in jeder Niederlage bis zum letzten Atemzug miteinander und füreinander unser Atem, unsere Leidenschaft, unsere Kraft und vor allem unsere Liebe gaben.

SchmerzensrufWo Geschichten leben. Entdecke jetzt