Unverhofftes Wiedertreffen

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„Robin!", brüllte Nicki durch das ganze Haus. Das war überhaupt nicht ihre Art. Entgeistert und irgendwie nichts Gutes ahnend, sprang ich auf, riss meine Tür auf und hastete die Treppe runter. Nicki stand im Flur hinter der geöffneten Haustür.

Als sie mich sah, drehte sie sich um und murmelte, „Du hast Besuch." Damit verschwand sie ins Wohnzimmer.

Ich hörte noch, wie sie ihre Mutter ansprach, dann kam ich im Flur an und nahm ihre Position vor der Tür ein. Auf der Fußmatte stand ein schlanker Junge mit roter Igelfrisur, zerrissenen Jeans und Augen, die so intelligent funkelten, dass sie beinahe durchtrieben aussahen. Eine kleine Gruppe Leute, ein ziemlich bunter Haufen, tummelte sich auf der Straße vor dem Garten. Überrascht hielt ich inne.

Riko grinste schelmisch, „Wir wollen dich aufgabeln. Kannst du mitkommen?"

Statt ihn richtig zu begrüßen, krallte ich mich an der Türkante fest und wahrte einen physischen Sicherheitsabstand zu seinem verlockenden Angebot. Unruhig trat ich von einen Fuß auf den anderen. Ich konnte nicht. Ich wollte, aber ich durfte nicht. „Ähm worum geht's denn?"

Sophie kam aus dem Wohnzimmer. Dankbar für die Gnadenfrist, bevor ich ihm irgendwie beibringen musste, dass ich hierbleiben musste, drehte ich mich zu ihr. Hoffentlich fiel mir eine gute Ausrede ein, die nichts mit Werwölfen oder Magen-Darm-Grippe zu tun hatte. „Sophie? Das ist Riko. Riko, Sophie."

„Wir haben schon telefoniert.", lächelte Sophie

Riko grinste, „Die unbekannte Stimme am anderen Ende der Leitung. Schön dich kennen zu lernen, Sophie." Sie gaben sich die Hand.

„Wir entführen Robin für ein paar Stunden, ich hoffe, das geht klar?"


Sophie nickte. Mein Gesicht entgleiste. „Ich muss nur schnell ihren Eltern Bescheid sagen.", stammelte ich.

„Nicki hat es ihnen schon gesagt.", sagte Sophie ehrlich.

„Oh okay.", murmelte ich total verdutzt. Warum durfte ich gehen? Warum beharrten sie plötzlich nicht mehr darauf, mich zu überwachen? Irritiert und fast in Zeitlupe zog ich meine Schuhe an und stand schließlich unschlüssig vor Sophie. Das süße Mädchen lächelte ermutigend, trat dicht an mich heran und flüsterte, „Als wir zusammen draußen waren, hast du dich sehr gut gehalten. Du kannst das. Bleib einfach ganz entspannt." Sie zog mich in eine feste Umarmung und drückte mir einen Kuss auf die Wange. Meine Fragen verrauchten. Sie biss sich amüsiert auf die Unterlippe. Leichte Besorgnis stach in ihrem Geruch heraus, trat aber nicht bis auf ihre Mimik vor. Sie war eine gute Schauspielerin. Dann schubste sie mich vor die Tür, „Viel Spaß!" und schloss sie schnell hinter mir.

Riko und ich schlugen in einen Handschlag ein und umarmten uns. Sam, Kelvi, Neko und Mac warteten wohlerzogen hinter dem Gartenzaun. Kaum setzte ich meinen Fuß von dem Grundstück der von Brams auf die Straße, umringten mich meine Freunde.


„Wie geht's dir, Kleiner?", Sam zog mir zur Begrüßung ihre lilane Basecap auf und klopfte mir auf die Schulter. Sams schwarze, sonst so bauschige, voluminöse Haare waren in einem Zopf zusammengefasst. Die Schuhzungen ragten blütenförmig nach oben, sie trug ihre Schuhe ungeschnürt, wie üblich, wenn sie Sneakers oder Turnschuhe anhatte.

Sam wirkte erwachsener, wohnte wie ich in einer eigenen Wohnung, nur hatte sie ihrer Vermieterin nicht erst gut zureden müssen, damit sie über ihr Alter hinwegsah.

Kelvi schloss mich in die Arme und wurde von dem Energiebündel Neko beiseite gedrängt, während Mac danebenstand und wartete.

Nekos Haare leuchteten neon Pink und auf ihre eher alternativ designte Umhängetasche hatte sie niedliche Anime Katzen genäht. Mac hatte kurze helle Haare und trug schlichte Klamotten. Seine zurückhaltende Art konnte man leicht mit Schüchternheit verwechseln, aber eigentlich beobachtete er seine Umgebung oder war in Gedanken. Er war wortkarg, aber schüchtern war er nicht.

Die Diebe des MondamulettsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt