Dinner 2

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Hinter einer weiteren Gruppe Werwölfe redete Sophie mit einer älteren Dame. Das Mädchen meiner Träume bemerkte mich, ihr Blick kitzelte warm in meiner Brust. Sie trug ein blaues Kleid das eng um ihre Taille lag, silberne Ohrstecker blitzten im Licht unter einigen wilden Strähnen hervor, die sich nicht zu einem Zopf formen lassen wollten.

Bisher hatte ich Sophie noch nie in einem Kleid gesehen. Sie war atemberaubend – wie immer. Gleichzeitig schien sie nicht wirklich sie selbst zu sein. Vielleicht wurde meine Sichtweise von ihrem Geständnis hervorgerufen, das sie mir zugeseufzt hatte, als wir uns diesen Nachmittag das erste Mal in Schale geworfen über den Weg gelaufen waren: Sie freue sich darauf, wenn sie wieder in ihre Kleidung schlüpfen konnte.

Nicht dass es Nicki, Palome oder mir anders ging. Nicki war nicht in ein Kleid gezwungen worden, doch sie hatte ihr Rockeroutfit aufgeben müssen. Jetzt trug sich schlicht aber elegant Schwarz.

Unterschwellig wirkte sie dadurch noch bedrohlicher als sonst, weil man ihre kämpferische, wachsame Ausstrahlung nicht mehr auf die Nieten und Schnallen ihrer Kleidung schieben konnte.

Ich konnte mir vorstellen, dass die Kleidung an diesem Abend gewisse Ränge widerspiegelte. Zumindest gab es Parallelen unter den Gästen, wie die handvoll Werwölfe in Schwarz, die eindeutig Nickis 'extrovertierten Charakter' gemeinsam hatten, wie sie ihre natürliche Veranlagung zum Bodyguard mal umschrieben hatte. Oder das tadellos elegante Auftreten der Alphas. Ganz sicher war ich mir diesbezüglich allerdings nicht.

Wenn es so war, rangierte Sophies Gesprächspartnerin in den oberen Kreisen, wie Sophie selbst. Die Augen Sophies Gegenüber folgten den ihren. Graues Haar fiel bis auf ihre Schultern, ihre Augen freundlich aber direkt sahen an Nicki vorbei mich an. Ihr Kleid war streng und schlicht, aber von einer guten Marke, vielleicht sogar maßgeschneidert, was sofort ersichtlich war.

Jeder Schritt auf sie zu fiel mir etwas schwerer, je näher wir ihr kamen. Als mich Nicki zu Sophie und der Dame eskortiert hatte, zog sie sich sofort etwas zurück.


„Quirin, das ist Robin. Robin, Frau Riekig."

Irgendwie wurde ich nervös. Wir reichten uns die Hand, sie fühlte sich an wie Butterbrotpapier. Andeutungen von Furchen auf der Stirn und um die Mundwinkel ließen Frau Riekig nachdenklich wirken. Von ihrer Gegenwart fühlte ich mich wie von einer Druckwelle zurückgestoßen, die von ihr ausging und mich nach hinten schob. Ich hatte das Bedürfnis zu kuschen, aber nicht annähernd so stark wie in Madelaines Gegenwart, deshalb schob ich es beiseite.

„Wie geht es dir mit deinen Verwandlungen?" fragte sie im Small Talk Ton. Ihre Stimme war sehr hoch und rutschte am Ende des Satzes sogar noch höher. Dabei wirkte ihr Lächeln unehrlich und gezwungen.


„Ganz gut.", sagte ich und lächelte trotzdem.

„Kannst dich kontrollieren, gut gut. Hast du lange gebraucht um dich zu beherrschen?"

„Robin hat sehr schnell gelernt.", schritt Sophie höflich ein.

Natashas Ausstrahlung war pure Wachsamkeit und wenn man sie lang genug anstarrte, kämpferisch.

Ein zurückhaltender Bodyguard, der die Hände hinter dem Rücken verschränkte und teilnahmslos die Umgebung sondierte. Ihr Äußeres trog. Sie wirkte ruhig und entspannt, aber ich wusste, dass sie keine Sekunde brauchte um zu reagieren. Und Frau Riekig behandelte sie wie Luft.

Aber Nicki schien auch überhaupt nicht damit zu rechnen, ins Gespräch einbezogen zu werden. Sie stand zu uns gewandt da und schien zuzuhören, doch ihre Augen huschten in dem Raum umher. Fast schüttelte ich den Kopf und unterdrückte mit Mühe ein fassungsloses Grinsen.

Die Diebe des MondamulettsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt