Officer Morgona

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Nachdem ich Zeitungen ausgetragen hatte, wollte Riko bei mir zu Hause vorbeischauen. Als es schließlich klingelte, nahm ich an, dass er es war.

Ich öffnete die Tür und gefror in der Bewegung. Statt meines Freunds stand da Officer Morgona. Ich war kurz davor die Tür einfach wieder zuzumachen. Verstreut fuhr ich durch mein Haar. „Äh, hi."

„Hallo Robin. Sind deine Eltern nicht da?" Sie trug Jeans und ein schlichtes T-Shirt. Ihre Kraushaare waren nach hinten gebunden. Unter ihren Jackenärmel zeichneten sich sportliche Arme ab. Sie wollte also zu meinen Eltern und nicht zu mir.

„Äh, tut mir leid."

„Kann ich kurz rein kommen?"

Ich machte ein zerknirschtes Gesicht. „Muss das sein?"

„Nein, muss es nicht.", lächelte sie, „Aber ich möchte gerne mit deinen Eltern sprechen. Kannst du mir ihre Nummer geben?"

„Ähm. Nein."

"Es wäre wirklich dringend."

Oh je. Ich bekam einen spontanen Hustenanfall.

„Warten Sie kurz.", presste ich zwischen zwei Hustern heraus und machte die Tür zu. Hektisch kramte ich in meiner Besteckschublade einen Kulli heraus und riss eine Ecke Papier ab. Dann ließ ich mir die letzte Nummer einfallen, die ich von Riko noch kannte. Die war schon eineinhalb Jahre alt und längst überholt. „Hier, die Nummer meiner Mutter. Tschüss."

Ich machte die Tür zu, doch sie hielt mich auf. "Hast du kurz Zeit?", fragte sie, während sie die Nummer in ihr Handy tippte. Ergeben lehnte ich mich in den Türrahmen.

„Niemand hebt ab. Kann ich nicht vielleicht doch kurz mit dir reden?"

Ich zuckte mit den Schultern.

„Du warst krank geschrieben als wir dich abgeholt haben."

Sie hatte in meiner Schule angerufen?

„Woher wissen Sie das?", fragte ich so verblüfft ich konnte.

„Ich habe in deiner Schule nachgefragt. Die Lehrer meinten, deine Eltern seien noch ziemlich jung. Robin - du kannst mit mir reden."

Ich grinste schräg, "Was wollen Sie denn hören?"

Officer Morgona stöhnte genervt auf und sagte dann eindringlich, "Wenn du jetzt nicht mit mir redest, schicke ich das Jugendamt vorbei. Und zwar sofort." Ich wurde fahl. Mein Herz war das einzige, das ich hörte. Es schlug einmal, zweimal. Ich stieß die Tür auf, drehte mich um und ging in den Raum, um den Durchgang freizugeben.

Sie trat ein und blieb stehen. Ihr Blick wanderte von meinem Bett, zu der Küche, innerhalb von Sekunden nahm sie nur mit den Augen mein ganzes Zimmer auseinander.

„Du lebst alleine.", stellte sie tonlos fest."

„Ja.", gab ich leise zu, „Das ist doch nicht verboten."

„Genaugenommen ist es das nicht. Aber wenn du kein emanzipierter Jugendlicher bist-" sie blickte von meinen Augen durch mein Zimmer und wieder zu mir. Das war ich offiziell ganz sicher nicht. Ich schwieg und wich ihrem Blick aus. Aber sie lieferte mir eine kreative Idee. „Kommen deine Verwandten dafür auf? Gib mir bitte ihre Nummer, Robin."

Ich schwieg.

"In deinem Alter... Ohne Vormund. Das Gesetz sieht für Kinder eine behütete Kindheit vor. Es gibt andere Möglichkeiten.", redete sie auf mich ein.

„Ich will nicht in ein Heim.", ich wandte den Kopf ab. Heutzutage waren Kinderheime nicht mehr so schlimm, das wusste ich. Um mir ein Bild zu machen, hatte ich mich informiert. Viele sagten, sie waren wie ein richtiges zu Hause. Selbst Riko sagte das. Ich glaube, ich habe ein Problem damit, mich unterzuordnen. Ich fühle mich wohl bei dem Gedanken, selbst für mein Leben verantwortlich zu sein und die wichtigen Entscheidungen selbst treffen zu können. Wenn ich in ein Heim musste, hätte ich wieder Vormünder, die mir ihre Regeln aufs Auge drückten. Riko meinte zwar, das sei schon ok und schätzte, ich würde damit umgehen können. Immerhin war ich anpassungsfähig. Irgendwie ging es ums Prinzip.

Die Diebe des MondamulettsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt