Überwindung

46 7 3
                                    

Café-Mädchen ruckte in Nekos Griff, konnte sich aber nicht aus dem Würgegriff befreien. Manchmal passte die Bedeutung 'Schlange' besser zu Nekos Technik, aber sie war definitiv zu agil und katzenhaft um ihren jetzigen Namen, dem japanischen Pendant zu 'Katze' gegen einen mit der Bedeutung Schlange einzutauschen. Name und Bedeutung passten ausgezeichnet zu ihr. Ich konnte mir auch nicht ernsthaft vorstellen, sie jemals anders zu nennen.

Sam, Riko und Mac bauten sich vor uns auf, ihre Präsenz verfehlte ihre Wirkung nicht. Die Rangeleien erstarben. Für einen Augenblick rührte sich niemand mehr, misstrauisch inspizierten wir uns gegenseitig.


Kelvi der Ibis im Griff hielt, das Mädchen das von Neko im Griff gehalten wurde und Dreadlock, der benommen auf dem Boden lag – das Kräfteverhältnis war ziemlich eindeutig. Der Anführer zischte, seine Pupillen rotierten hektisch und verharrten immer wieder auf meinen und seinen Freunden. Er suchte nach Fluchtwegen, rechnete seine Chancen aus.

Aber er würde nicht fliehen – nicht ohne seine Freunde.


„Ich fürchte, ihr habt euch den Falschen ausgesucht. Der da gehört zu uns.", Sam zeigte auf mich.

Riko warf uns einen kurzen Blick zu, fing die Situation ein, schätzte ab, wie ernsthaft wir uns gegenseitig verletzt hatten und ob es nötig war, sofort einzugreifen und uns in ärztliche Obhut zu bugsieren. Auf Dreadlock blieb sein Blick eine halbe Sekunde länger liegen, doch der Junge atmete. Selbst in dem schäbigen Licht konnte ich sehen, wie sich um Rikos Mund etwas entspannte, für den Moment reichte ihm das.

Gelassen hob Riko die Hände auf Brusthöhe, „Okay, beruhigt euch, Leute."

Dann nickte er dem Anführer zu, „Wir müssen das nicht mit Gewalt lösen.", aber er betonte es unmissverständlich so, dass klar war, dass wir auch nicht davor zurückschrecken würden.

„In Ordnung. Wir verlassen die Stadt.", knirschte der Anführer zwischen den Zähnen hervor.

„Die Stadt verlassen?", wehrte Riko ab, „Wir wollen euch nicht vertreiben."

„Was wollt ihr dann?"

„Euch klar machen, dass ihr euch mit keinem von uns anlegen solltet. "

„Und weiter?", die Stimme des Anführers zitterte. Er schien wirklich damit zu rechnen, dass wir sie fertig machen würden, so wie sie mich letztes Mal fertig machen wollten. Und er würde nicht abhauen, sondern bleiben, wegen seiner Freunde, obwohl er, wenn wir tun würden wovon er ausging, keine Chance hätte. Zugegebenermaßen sprach das für seinen Charakter.

„Ihr seid Diebe, oder? Außer wenn es um Konkurrenz geht, wendet ihr solche Methoden nicht an?"

„Natürlich. Wir wahren unser Niveau.", in Anbetracht der Geiseln beantwortete er die Frage bereitwillig, obwohl sie ihn sichtlich aus dem Konzept brachte. Seine Lügendecke zitterte nicht.

Riko nickte, steckte die Hände in die Taschen und zog eine Zigarette und sein silbernes Feuerzeug hervor, „Gut. Die Stadt ist groß genug. Prügeleien um die jeweiligen Gebiete haben wir nicht nötig. Zumindest, wenn ihr nicht drauf besteht."


Mit brennendem Glimmstängel nickte Riko Neko zu und sie ließ ihre Geisel los. Café-Mädchen stolperte von ihr weg, bekam sich in den Griff und gesellte sich hastig zu Anführer und Baskenmütze. Kelvi sah schon in Rikos Richtung, in Erwartung auf das Zeichen, das Riko ihm in wenigen Sekunden geben würde. Dabei lockerte er schonmal den Griff um die Schultern des anderen Jungen, gab ihn jedoch noch nicht gänzlich frei. Augenblicklich stieß Ibis Kelvis Arme weg, der die ganze Zeit seinen Kopf gestreichelt und mit seinen Haaren gespielt hatte und nahm einige gezielte Schritte Abstand. Kelvi unternahm keinen Versuch Ibis daran zu hindern, sondern hatte ihn sofort gänzlich losgelassen.

Die Diebe des MondamulettsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt