Rechtfertigung

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Wir kamen vor der Tür unseres Unterschlupfs an. „Kommst du noch mit rein?", fragte Neko.

Unschlüssig kratzte ich mich am Kopf. Wenn ich mit reinkam, standen die Chancen ganz gut, dass ich dort noch mit meinen Freunden eine Runde zockte oder ewig quatschte und am Ende einfach einschlief. Sophie und meine Alphas erwarteten mich zurück.

Ich zuckte mit den Schultern, schüttelte dann aber den Kopf, „Nein, ich geh gleich." Ich würde durch den Wald zurück laufen. Für meine Freunde musste meine Entscheidung mit ihnen hier her zu fahren, wo ich doch nicht wenigstens noch kurz mit reinkam, wie ein Schusselfehler aussehen.

Wir umarmten uns. Kelvi wuschelte durch meine Haare, dann verschwanden alle in der riesigen Halle. Kaum hörte ich ein Klicken, das ich als unseren Lichtschalter erkannte, warfen die starken Glühbirnen einen blendenden Lichtkegel durch die gerade zufallende Tür auf die Straße. Kaffeeduft und der Geruch von Zimmerpflanzen trat an meine Nase. So vertraut. Es juckte mich in den Fingern nach der Tür zu greifen und ihnen hinterher zu spazieren. Stattdessen begann ich etwas unruhig auf den Fersen zu wippen.

Die meterhohen Fensterflächen in den oberen Dritteln der Mauern blieben schwarz. Sie funktionierten nur in eine Richtung, sie ließen zwar Licht herein, schirmten uns jedoch nach außen hin vollkommen ab und sahen selbst jetzt aus, als wäre es drinnen stockdunkel, obwohl das genaue Gegenteil der Fall war. Das Industriegebiet galt als verlassen, die Stadtverwaltung hatte diese Gegend scheinbar einfach vergessen. Licht, das aus einem der Gebäude drang, hätte Aufmerksamkeit auf sich gezogen.

Ich tastete über meine Tasche. Ich hatte auch einen Schlüssel. Gewissermaßen wohnte ich ja schon noch hier, aber... Nein, wahrscheinlich konnte ich mich nicht von dem Wohnzimmer losreißen, sobald ich mich in der Obhut unseres Unterschlupfs fallen gelassen hatte. Riko blieb als einziger bei mir stehen.

„Hast du noch ein paar Minuten?", fragte mich der Junge mit den roten Stachelhaaren.

Ich zuckte die Schultern, „Klar. Ein paar Minuten." Wir setzten uns auf den schmalen Grünstreifen, der den breiten Weg in der Mitte zierte.

Riko holte Zigarettenpapier und Tabak hervor und begann sich etwas zum rauchen zu drehen. Über den Tabak streute er eine Priese dunkle Fasern aus einer kleinen durchsichtigen Tüte. Normalerweise rauchte er nicht wenn ich direkt neben ihm stand. Wahrscheinlich war er noch wegen des Vorfalls aufgewühlt und hatte automatisch nach seinem Wundermittel gegriffen. Von mir aus konnte Riko tun und lassen, was er wollte. Ich traute ihm eine gewisse Selbstkenntnis zu. Mich störte nur der Geruch dieses Zeugs.

„An unserem Coup hast du immernoch kein Interesse?"

„Mhmh.", ich schüttelte den Kopf.

„Du weißt doch gar nicht, um was es geht. Und wenn ich dir wenigstens die Randdetails erläutere, bevor du dich entscheidest?" Riko zündete die Zigarette an und schielte mir aufmerksam zu, rechnete mit einer Antwort. Ich schwieg. „Neko, Kelvi, Sam und Mac rechnen mit dir. Also, ihnen würde es bestimmt abgehen, wenn du bei dem Coup nicht mitmachst."

Ich murrte gepeinigt. Riko lachte. Sein Gesicht nahm nachdenkliche Züge an. Er spie bläuliche Rauchkringel aus und hakte mit gedämpfter Stimme vorsichtig nach, „Dass du bei unserem Coup nicht mitmachen kannst, hat nicht zufällig etwas damit zu tun, dass du bei Sophie wohnst?"

Ich sah ihm kurz in die Augen und versteckte mein Gesicht in meinen Händen. Das Blau seiner Augen wirkte dunkler, als bei Tag. „Ich bin auf die Seite des Lichts gewechselt, oder so."

Ein leichtes Lächeln huschte über seine Mundwinkel. Dann verschwand es. „Oder hast du irgendwelche Probleme, mit der Polizei oder etwas in der Art?"

Die Diebe des MondamulettsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt