Welcher Depp rief mich denn mitten in der Nacht an? Mürrisch griff ich nach meinem Handy, das auf meinem Nachtschrank lag und sah auf den Display. Als ich Nialls Namen sah, nahm ich den Anruf schnell entgegen, er würde mich schon nicht ohne Grund anrufen. Selbst wenn, für ihn ging ich immer an mein Handy, auch wenn er mir nur sagen wollte, dass er Hunger hatte. Ich liebte ihn einfach.
„Harry! Ich...also...ich wollte dich nicht wecken, aber...ich...", schniefte er ins Telefon und ich setzte mich aufrecht hin. „Nialler? Alles okay?", fragte ich besorgt. „Ich...ich hab...ich hab Angst..." Ich hörte, dass er weinte, also sprang ich aus dem Bett und suchte mir im Dunkeln eine Jogginghose und einen Hoddie. „Ich komme vorbei ja?" Der Blonde am anderen Ende der Leitung hatte nichts mehr gesagt und ich wusste nicht, was mit ihm los war. So aufgelöst hatte ich ihn noch nie erlebt.
„Ich...du...Schlüssel...", stammelte er und schluchzte laut auf. „In fünf Minuten bin ich bei dir in der Wohnung und schließe mit dem Schlüssel auf, den ich habe.", redete ich beruhigend ins Telefon, während ich in meine Schuhe schlüpfte und meinen Mantel anzog. „Dranbleiben.", raunte er. „Ja, ich bleibe am Telefon, bis ich bei dir bin.", versprach ich und hastete die Treppe meines Wohnhauses herunter.
Leise schloss ich die Haustür auf. „Ich komme jetzt rein.", warnte ich den Iren und betrat den Flur, ohne meine Sachen anzulegen, rannte ich in sein Schlafzimmer. Schockiert sah ich, dass Niall eingerollt unter seiner Decke kauerte, nur ein kleiner Teil seines Kopfes guckte hervor, vermutlich, damit er nicht erstickte, er hatte die Augen fest zusammen gepresst und trotzdem liefen Tränen hervor, krampfhaft umklammerte er sein Handy.
„Niall. Hey, alles ist gut, ich bin da." Vorsichtig nahm ich ihm das Handy aus der Hand und legte auf, zusammen mit meinem eigenen packte ich es auf den Nachtschrank. „Was ist denn los?" Vorsichtig hob ich die Decke ein Stück an und rutschte ins Bett, legte meine Arme um das Bündel aus Gliedmaßen, das normalerweise mein glücklicher, immer lachender Freund war.
„Dir passiert nichts, egal was ist, du kannst es mir sagen. Ich bin bei dir und beschütze dich.", flüsterte ich ihm beruhigend ins Ohr, streichelte seinen Rücken, während Niall sich an meiner Schulter ausweinte und zitterte. Was war bloß passiert?
„Rede bitte mit mir, ich verspreche dir, dass es dann besser wird. Du machst mir Sorgen, wenn ich nicht weiß, warum du weinst und ich nichts dagegen tun kann." Liebevoll streichelte ich ihm über den Kopf und Niall schniefte noch einmal, dann verwandelten seine Weinkrämpfe sich in ein stilles Weinen und er zitterte nicht mehr so stark. Seine angespannte Körperhaltung hatte sich etwas gelockert, auch wenn er immer noch in Embryostellung vor mir lag.
„Ich...ich...oh Gott, Harry...du...bei hier...", stammelte er zusammenhangslos und sah mich an, die Augen total verquollen und rot vom vielen Weinen. Sanft wischte ich ihm die Tränen aus dem Gesicht und küsste seine Nasenspitze. „Ich bleibe so lange bei dir, bis du sagst, dass ich gehen soll. Ich verlass dich nicht. Möchtest du mir nicht sagen, was los ist?", fragte ich nochmal und streichelte weiter seine Wange.
„Ich...ich hab geträumt...und...so real...du...ich...wir...wir waren irgendwo und dann...ein Mann...er...er hat uns entführt und dann...dann musste ich....zu...zusehen wie...wie...wie...er...er hat dich...dich geschlagen und...und...Blut...Messer...langsam...er hat dich....getötet...ganz langsam...vor meinen Augen...und ich...ich konnte nicht wegsehen...egal...egal was ich versucht habe...es...es ging nicht...", stammelte er leise und fing wieder an zu weinen. „Hey, alles wird gut. Das war nur ein Traum. Ich bin hier.", flüsterte ich leise.
„Aber...er...du warst tot...und dann...er...er hat mich...er hat...vergewaltigt...und du...warst tot und...und überall Blut...und es tat...es tat so weh...", schniefte der Blonde und ich drückte ihn fest an mich.
Der Traum hatte ihn ganz schön mitgenommen und ich konnte das auch verstehen. Wenn ich mir vorstellte, wie sich das anfühlen musste mit anzusehen, wie Niall langsam...Nein, daran wollte ich gar nicht denken. Sicherlich muss es furchtbar für ihn gewesen sein, wenn er Traum so realistisch war.
Er weinte weiter, aber er war nicht mehr so aufgewühlt und beruhigte sich langsam. Niall streckte seine Beine aus und ich schlang meine eigenen darum, versuchte so viel Körperkontakt mit ihm herzustellen, wie ich konnte, damit er wusste, dass er nicht allein war.
„Ich bin für dich da, immer und ich geh auch nicht weg.", flüsterte ich immer wieder in sein Ohr, bis das Weinen abebbte und Niall sich in den Schlaf geweint hatte. Er entspannte sich etwas und ich konnte uns etwas bequemer hinlegen und die Decke über uns ziehen.
Nachdenklich beobachtete ich im Dunkeln sein Gesicht, was ein wenig vom Mondlicht beschienen wurde. Er war so wunderschön, selbst mit den verheulten Augen und ohne sein typisches Lächeln auf den Lippen. Ein paar seiner blonden Haare hingen ihm wirr in der Stirn und ich strich sie bei Seite, bevor ich meinen Kopf auf das Kissen sinken ließ und die Augen schloss.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde, schien die Sonne und Niall schlief noch. Inzwischen lächelte er und war entspannt, nichts deutete mehr auf seinen Alptraum hin, außer den getrockneten Tränenspuren auf seinen Wangen.
Ich streckte mich ein bisschen und meine Gelenke knackten, ich versuchte Niall nicht zu wecken, was mir auch gelang. Allerdings traute ich mich auch nicht aufzustehen, ich wollte nicht, dass er sich erschreckte, wenn er allein aufwachen würde, also blieb ich liegen und wartete darauf, dass er wach wurde, obwohl ich dringend auf die Toilette musste.
„Guten Morgen.", begrüßte ich meinen Langschläfer zärtlich, als er endlich aufwachte und mich verschlafen anblinzelte. „Morgen.", nuschelte er und gähnte. „Du bist noch hier.", freute er sich und drückte sein Gesicht in meinen Hoddie, den ich noch immer trug. „Natürlich, glaubst du wirklich, ich würde einfach so gehen?" „Nein.", kam es gedämpft von meiner Brust und ich fuhr dem Blonden durch seine Haare.
„Also das heute Nacht...es tut mir leid.", murmelte er und ich rückte ihn etwas von mir weg. „Ach was, dafür musst du dich doch nicht entschuldigen." Sanft streichelte ich seine Wange. „Aber ich hab dich wegen einem dummen Traum geweckt und du musstest mitten in der Nacht herkommen und..." „Niall! So wie du drauf warst, war das nicht einfach nur ein dummer Traum und wer wäre ich denn, wenn ich als dein Freund nicht zu dir kommen würde, wenn du mich vollkommen aufgelöst anrufst? Ich würde immer zu dir kommen, egal wo ich gerade bin und wo du gerade bist.", redete ich eindringlich auf ihn ein und er senkte den Blick.
„Du bist so toll. Womit hab ich dich verdient?", fragte er leise und legte den Kopf in meine Halsbeuge. „Das könnte ich dich genauso fragen. Ich hab das Gefühl, dass ich dich jeden Tag noch ein bisschen mehr liebe, weil du so ein wundervoller Mensch bist." Überrascht sah Niall mich an und lächelte, seine schönen, blauen Augen strahlten.
„Ich liebe dich auch.", hauchte er an meine Lippen und küsste mich dann zärtlich. Er hatte mich schon so oft geküsst, aber ich erschauderte trotzdem immer wieder und eine Welle aus Glück durchfloss mich. Ich zog ihn an mich und schlang meine Arme um den schlanken Körper.
„Und jetzt lass uns aufstehen und frühstücken, ich habe Hunger.", beschloss Niall und grinste mich. „Du hast immer Hunger, mein Süßer.", antwortete ich, stand auf und hob ihn aus dem Bett. „Du musst mich nicht tragen!", protestierte er, aber ich ignorierte ihn einfach. „Ich werde dich bis zum Ende meines Lebens auf Händen tragen.", säuselte ich und lachte, obwohl ich es genauso meinte.
Aber immerhin hatte der Blonde wieder gute Laune und das machte mich am glücklichsten. Das mit dem ‚für-immer' konnten wir auch wann anders noch besprechen.
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One Direction OS Sammlung [Bromance-OneShots]
FanfictionOneShots über die verschiedenen Bromances von One Direction. Verscheidene Themen, verschiedene Pairings.