24
Vor ihr ist alles rot. Blutrot. Narie fühlt sich als wäre ihr Körper mehrere Tonnen schwer, sie kann sich nicht bewegen. Einzig und allein ihr Kopf ist federleicht, diesen kann sie in jede Richtung bewegen um sich die Umgebung anzugucken. Sie ist in der Arena, kniet auf dem Boden. Neben ihr kniet Jade, ihre tränen-verschleierten Augen sehen sie ängstlich an. Jades Augen weiten sich als Schritte hinter Narie ertönen. Langsam aber selbstbewusst schleichen Cato und Marvel um sie herum. Beide Tribute haben ein Schwert in der Hand, sehen mordlustig auf die beiden herunter. »Wir wussten, dass es so enden wird. Immer wieder lustig zu sehen, wenn jemand aus den äußeren Distrikten denkt, dass er stärker wäre als wir.«, sagt Cato und hebt sein Schwert. Ängstlich sehen sich Jade und Narie an, dann rammt Cato Jade sein Schwert ins Herz. »Nein!«, ruft Narie laut, kann sich jedoch immer noch nicht bewegen. Böse lachen Cato und Marvel auf, dann holt Cato erneut aus und Narie spürt nur noch die Klinge an ihrem Hals, dann wird alles schwarz...
Ruckartig schreckt Narie hoch. Vereinzelte Tränen laufen ihr über das Gesicht. Im Hintergrund hört man den Fernseher laufen, doch die Mentoren unterhalten sich nicht mehr. Leise steht Narie auf und geht aus dem Zimmer. Nach diesem Albtraum kann sie sowieso nicht mehr schlafen, da kann sie auch nachgucken was sich dort im Wohnzimmer so abspielt. Zu ihrer Überraschung sitzt dort nur noch Finnick.
»Finnick? Was machst du hier?«, fragt sie in den Raum hinein und belustigt sieht sie wie er zusammenzuckt.
»Was schleichst du dich denn so an?«, fragt er mit großen Augen, doch dreht sich dann wieder zum Fernseher und murmelt etwas was sich für Narie stark wie »Ach ja, Arenaangewohnheit.«, anhört. Doch bevor sie darauf etwas sagen kann setzt sie sich neben Finnick und starrt mit ihm zusammen auf den Bildschirm.
»Was siehst du dir da an?«, fragt sie dann.
»Ich gucke Blights Spiele.«, meint Finnick daraufhin nur und erschrocken sieht Narie zu ihm.
»Wieso guckst du dir seine Spiele an?«, möchte sie dann jedoch verwundert wissen.
»Ich weiß nicht... meine Spiele liegen dort hinten auch noch. Und die von Haymitch.«, antwortet er und deutet auf den Tisch, auf dem noch zwei weitere Hüllen liegen, ein Mal mit dem Namen Finnick, ein Mal mit dem Namen Haymitch.
»Ich... ich kannte Blight schon vor den Spielen flüchtig, doch es traf mich damals nicht besonders hart, dass er in die Spiele musste.«, beginnt Narie dann auf ein Mal leise während die Ernte in Distrikt 7 gezeigt wird. Finnick dreht sich interessiert zu ihr. Narie bemerkt das, sieht aber weiterhin auf den Bildschirm.
»Aber trotzdem habe ich die Spiele aufmerksam verfolgt. Ich kannte Blights Ehrgeiz und wusste, dass er es weit bringen kann. Als er gewonnen hatte und wieder zurück kam haben wir uns alle am Bahnhof versammelt. Alle haben gejubelt, aber ich sah dass Blights Familie nicht da war. Man hat gesehen, dass er sich unwohl gefühlt hatte und nach seiner Familie in der Menge gesucht hat.«, Naries Stimme nimmt einen traurigen Unterton an. Natürlich kannte auch sie Blights Familie, jeder kennt jeden in Distrikt 7. Narie sieht leicht zur Seite, Finnick sitzt noch immer unverändert neben ihr und sieht sie mitleidig an. Auch wenn er es nicht weiß, aber durch diese kleine Geste gibt er ihr Kraft. Noch nie hat Narie darüber geredet wie es für sie war, wie sie Blight kennen gelernt hatte.
»Als Blight seine Familie nicht fand, sah er zu mir.«, fährt sie fort und Finnick ahnt was jetzt kommt.
»Er sah mich verzweifelt an, schließlich war ich eine der wenigen die mehr als eine Begrüßung auf der Straße mit ihm gewechselt haben. Ich... ich habe mit den Schultern gezuckt und dem Kopf geschüttelt, denn ich wusste auch nicht wo seine Familie war. Ich hatte sie zuletzt an dem Tag gesehen wo die Kamerateams des Kapitols hier waren um sie zu interviewen, danach nicht mehr.«, sie wendet den Blick erneut zu Finnick.
»Ich weiß nicht ob seine Eltern getötet wurden, aber ich habe sie nie wieder gesehen.«, hängt sie noch an ihre Erzählung heran.
»Und... redet Blight darüber?«, fragt Finnick vorsichtig nach. Langsam schüttelt sie den Kopf.
»Nein. Er redet generell nicht mehr von seiner Zeit vor den Spielen.«, fügt sie dann noch hinzu.
»Blight hat mir erzählt wie dankbar er dir ist, dass du ihm damals da raus geholfen hast. Ohne dich hätte er das niemals geschafft.«, Finnick legt seine Finger sanft unter Naries Kinn und zwingt sie somit ihn anzusehen.
»Hör auf zu weinen.«, murmelt er dann und streicht ihr vorsichtig die Tränen aus dem Gesicht. Doch daraufhin muss Narie noch mehr weinen. Finnick zieht sie sofort in seine Arme. Narie allerdings bewegt sich kein Stück, also hebt er sie vorsichtig auf seinen Schoß und prompt vergräbt sie ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie schluchzt auf.
»Es tut mir Leid.«, murmelt sie, doch Finnick winkt nur ab.
»Es ist okay, ich weiß was du durchmachen musstest.«, sanft und gleichmäßig streicht er ihr über den Rücken und ist einfach für sie da. Es tut ihm weh zu sehen was aus der einst so starken Tributin geworden ist. Die Arena hat sie gebrochen, sie zu einer gebrochenen Siegerin gemacht.
»Hör auf zu weinen. Ich verstehe das, ich selber habe nach der Arena auch viele Tränen vergossen, aber du bist stark.«, Finnick redet beruhigend auf sie ein, langsam verebben ihre Tränen.
»Danke Finnick.«, murmelt sie, dann richtet sie sich auf und streicht sich über die Augen.
»Es ist alles gut.«, bestätigt er jedoch nur und Narie lächelt leicht. Dann wenden sich beide zu dem Bildschirm und sehen zu wie Blight bei der Wagenparade als Baum verkleidet ist, genau wie Narie einige Jahre später. Doch trotz allem strahlt Blight eine ungeheure Stärke aus, eine Stärke die Narie so nie wieder bei ihm gesehen hatte.
»Guck ihn dir an. Er beachtet die Leute nichteinmal.«, schmunzelt Finnick und ihm huscht ein kleines Grinsen über die Lippen.
»Er wirkt genau so unsympathisch wie ich bei meiner Ernte.«, lacht Narie dann plötzlich leise auf. Finnick stockt kurz einen Moment, beginnt dann aber ebenfalls zu lachen.
»Traurig, aber wahr.«, murmelt er dann noch vor sich hin, doch Narie hört das zu seinem Glück nicht. Sie sieht lieber gespannt auf den Bildschirm wie die Ergebnisse vom Einzeltraining eingeblendet werden. Die Karrierotribute haben alle eine Bewertung von neun oder zehn. Mit ein paar Ausnahmen haben sonst alle niedrige bis mittelmäßige Bewertungen. Zu Naries Überraschung hat Blight selber auch nur eine sieben. Als nächstes werden die Interviews gezeigt und ein Zusammenschnitt von Blights Interview sorgt bei Finnick und Narie für viele Lacher, obwohl beide dieses Interview schon einmal gesehen hatten, allerdings ist dies schon mehrere Jahre her. Dann endlich sieht man die Spiele. Es wird aus der Sicht eines Tributes gezeigt wie alle die Glasröhre herauf fahren, dann läuft der Countdown. Die Arena sieht wie eine verlassene Stadt aus, allerdings wird wahrscheinlich jedes dieser Häuser einsturzgefährdet sein, so wie die aussehen. Die Tribute sehen sich verwirrt um, suchen danach, ob es noch etwas anderes als diese Häuser gibt. Blight ist einer der ersten die sich wieder gefangen haben. Als die Kanone ertönt sprintet er los und ist innerhalb von wenigen Sekunden am Füllhorn angekommen wo er sich sofort ein Schwert, mehrere Messer und einen Rucksack sichert. Alleine am Füllhorn tötet er zwei Menschen, was Narie stark verwundert. Doch sie kann auch den erschrockenen Blick auf seinem Gesicht sehen, als er realisiert was er getan hat. Blight schlägt sich gut und rennt immer weiter durch die leeren Straßen. Zwei Tage lang bleibt er unentdeckt, findet Nahrung in einem der Häuser und stopft sich den ganzen Rucksack damit voll. Zwei Tage wartet er, doch dann beschließt er seinen Standort zu wechseln. Er läuft durch die Straßen und plötzlich kommt ein Junge mit einer Axt auf ihn zugestürmt. Man sieht wie Blights Augen die Axt fixieren. Der Junge holt aus, doch Blight kann ausweichen und zieht sein Schwert. Beide kämpfen erbittert weiter, als plötzlich ein Gebäude neben ihnen einstürzt. Der Junge ist verwirrt und abgelenkt und Blight schafft es ihm mit dem Schwert einen tiefen Schnitt im Arm zu hinterlassen. Daraufhin lässt er die Axt fallen die Blight schnell aufhebt und an sich nimmt. Man sieht dass dem Jungen die Panik ins Gesicht geschrieben ist, denn er weiß aus welchem Distrikt Blight kommt. Distrikt 7 ist bekannt für Holz, das heißt Blight kann ziemlich sicher mit der Axt umgehen. Doch trotzdem gibt er nicht auf. Er zieht ein Messer und läuft auf Blight zu. Dieser wehrt den Angriff allerdings mit Leichtigkeit ab. Die beiden kämpfen und beide bekommen einiges ab, als der Junge plötzlich die Flucht ergreift. Blight zögert nicht lange, er wirft seine Axt. Diese gräbt sich tief zwischen die Schulterblätter des Jungen und innerhalb weniger Sekunden ertönt die Kanone. Schnell nimmt er die Waffen des Jungen und seinen Proviant und rennt weiter, versteckt sich zusammen mit der Axt in einem Haus. Dort bleibt er wieder einige Tage. Durch die einsturzgefährdeten Häuser sterben die Tribute wie die Fliegen und schnell sind nur noch Blight und zwei der Karrieros übrig. Diese laufen durch die Stadt, achten aber nicht sonderlich auf ihre Umgebung. Das ist die Chance für Blight, welcher im ersten Stock eines Hauses sitzt. Er zieht ein Messer und wirft es dem Karrieromädchen direkt in den Kopf. Sie ist sofort tot. Der Junge wiederum sieht sich schnell um und rettet sich in den Schatten eines Hauses. Doch auch dort ist er vor Blights Messern nicht sicher. Er wirft, verfehlt allerdings knapp und so trifft das Messer nicht in den Kopf, sondern in die Schulter. Doch nun ist seine Tarnung aufgegeben. Blight weiß, dass er sich dem Jungen stellen muss und läuft aus dem Haus, ohne dass der Junge auch nur aufgestanden ist. Es kommt zu einem Kampf, bei dem beide ziemlich viel abbekommen und gerade als der Karriero zum Todesstoß ansetzen will schafft Blight es sich zu befreien. Ohne Gnade rammt er dem Jungen seine Axt in die Brust. Er wird zum Sieger gekrönt, dann ist das Video vorbei.
Beide wenden den Blick vom Bildschirm ab, erschrocken von dem was sie gerade gesehen haben. Doch dann bricht Finnick die Stille.
»Na, was meinst du? Soll ich dich zu Blight bringen? Der hat bestimmt nichts dagegen, wenn du bei ihm schläfst.«, Narie nickt auf Finnicks Frage. Daraufhin hebt er die Siegerin mit Leichtigkeit hoch und sie schlingt die Arme schnell um seinen Hals, überrascht von seiner plötzlichen Handlung.
»Wenn etwas ist, dann kannst du immer zu mir kommen, egal wie spät es ist, ja?«, fragt Finnick noch während er sich auf den Weg in Blights Zimmer macht. Narie nickt dankbar.
»Danke, Finnick.«, antwortet sie dann noch. Mit einer Hand öffnet er leise die Tür zu Blights Zimmer und guckt vorsichtig hinein. Blight schläft noch seelenruhig. So leise wie er kann schleicht er auf das Bett zu und setzt Narie vorsichtig ab. Diese sieht zu ihm.
»Danke.«, meint sie und legt sich neben ihren besten Freund.
»Kein Ding, gute Nacht.«, Finnick drückt ihr einen Kuss auf die Stirn und verschwindet dann. Leise schließt er die Tür hinter sich.
»Narie?«, murmelt Blight neben ihr verschlafen und sofort dreht sie sich zu ihm.
»Ja, alles ist gut, schlaf weiter.«, murmelt sie genau so leise wie er und sieht zu ihm. Er zieht Narie sofort in seine Arme und hofft, dass er sich auch an ihn kuschelt. Zu seiner Erleichterung tut sie das auch sogleich und er entspannt sich etwas.
»Ich hatte einen Albtraum.«, murmelt sie dann.
»Das ist in der ersten Zeit normal. Ich bin ja da.«, murmelt er.
»Gute Nacht, Blight. Danke.«, es ist nur noch ein leises Flüstern, aber Blight hört es trotzdem.
»Gute Nacht, Narie.«, murmelt er in ihre Haare und zieht die Bettdecke wieder über sie. Diese kuschelt sich noch etwas an Blight, dann fallen beide in einen ruhigen Schlaf, der in Naries Fall dieses Mal auch nicht von Albträumen geplagt wird.
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Fighter || Hunger Games
FanficTrailer: https://youtu.be/cX3TJLt0HWs Kaltherzig, stark und so gut wie tot. Das ist Alles, was man im Moment über Narie sagen kann, denn Narie wird zusammen mit dreiundzwanzig anderen Tributen für die vierundsiebzigsten alljährlichen Hungerspiele au...