Kapitel 18

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18

»Lass uns zurück gehen, Narie.«, Marvel sieht sich aufmerksam um. Er hat ein ungutes Gefühl, dass die Beiden sich hier in diesem Bereich aufhalten. Narie wirft noch einen letzten Blick auf die am Boden liegende Fuchsgesicht, dann richtet sie sich wieder auf und sieht zu Marvel.
Einen Moment lang zögert sie.
»Marvel? Welche der Tribute sind noch am Leben?«, fragt sie.
»Cato, Thresh, du und ich.«, kommt es von Marvel welcher einen Moment überlegt.
»Okay.«, meint Narie nur.
Sie überlegt, ob es nicht besser wäre Marvel allein zu lassen. Denn was wäre, wenn am Ende nur noch die Beiden über wären?
Narie würde es nicht übers Herz bringen ihn zu töten. Ja natürlich, sie würde gerne wieder nach Hause, allerdings hat Marvel ihr in der gesamten Zeit hier in der Arena genug geholfen, da kann sie ihn nicht einfach töten. Sie sollte das Bündnis auflösen, sollte genug Abstand zwischen die beiden bringen und abwarten. Sie steht in seiner Schuld.
Blight und Finnick sitzen wie so häufig in der letzten zeit zusammen und blicken auf den Bildschirm. Blight kann deutlich erkennen, dass Narie etwas bedrückt und er kann sich auch denken, worüber sie nachdenkt.
Vorhin hatte sie gefragt, welche Tribute noch übrig sind. Es sind noch vier übrig. Sie überlegt, ob sie sich von Marvel trennen sollte. Blight ist das klar.
Er war heilfroh, dass Marvel scheinbar wirklich nicht mehr der mordlustige Karriero war, den er am Anfang der Spiele gegeben hatte.
Als Narie und er sich verbündet hatten, hatte er anfangs noch Angst, dass Marvel sie im Schlaf töten wollte, oder etwas Ähnliches. Umso beruhigter war er, als er bemerkt hatte, dass Narie mindestens genau so misstrauisch war wie er.
Seit Finnicks Tribute tot waren, war er ständig bei Blight um gemeinsam mit ihm Narie zur Seite zu stehen. Er hatte es damals schon gesagt und er sagt es jetzt immer noch: Narie hat das Zeug dazu, zu gewinnen.
»Du hast sie echt gut ausgebildet. Ich habe noch nie so ein gutes und starkes Mädchen aus den äußeren Distrikten gesehen.«, meint Finnick und betrachtet den Bildschirm weiter. Blight muss auf Finnicks Bemerkung grinsen.
»Narie ist wirklich gut, ja. Sie hat mich damals fast gezwungen sie auszubilden und ich bin immer noch froh, dass sie das tat. Daraus hat sich nämlich unsere Freundschaft gebildet und ich glaube so habe ich eine ziemlich große Chance, dass ich sie wieder sehe. Hätte ich ihr das damals nicht beigebracht, dann wäre sie vielleicht nie so weit gekommen.«
»Aber sie ist intelligent. Das hätte ihr geholfen. Ich glaube schon, dass sie lange überlebt hätte.«
Blight und Finnick sehen sich an. »Sie wird gewinnen.«
Narie und Marvel laufen durch den Wald, mit dem Ziel wieder zu ihrem Baum zu kommen. Doch als es plötzlich innerhalb von wenigen Minuten dunkel wie in der Nacht wird sehen sie sich fragend an.
»Wie spät ist es?«, fragt Marvel verwundert, denn er weiß, dass Narie ein relativ gutes Zeitgefühl hat. »Etwa zwölf Uhr Mittags.«, antwortet diese nur und versucht sich nicht von der Dunkelheit beirren zu lassen.
»Wieso wird es so dunkel?«, kommt dann schon die nächste Frage von Marvel. Er fragt sie, obwohl er genau weiß, dass Narie auch keine Antwort auf die Frage haben wird.
»Die wollen es wohl schnell zu Ende bringen.«, gibt Narie nur trocken zurück.
Narie und Marvel laufen nun etwas langsamer und man hat den Eindruck, als wären sie noch aufmerksamer, doch das ist schon fast nicht mehr möglich.
Narie hält den Bogen etwas mehr gespannt, denn sie weiß ganz genau, dass es in der Dunkelheit einfacher ist, sich an die beiden Tribute heran zu schleichen und sie mit einem Hinterhalt zu töten.
Plötzlich hören sie ein Knurren und sehen sich schnell um. »Hast du das gehört?«, fragt Marvel und bleibt genau wie Narie stehen. Dann ist wieder alles leise.
Stumm geht Narie weiter. Immer mal wieder hört man brechende Äste, oder Geräusche als würde etwas zwischen den Bäumen umher streifen.
Auf einmal erklingt ein Heulen, so als würde es von einem Hund, oder einem Wolf stammen und kurz darauf hört man einen unerträglichen Schrei, der dafür sorgt, dass sich die Nackenhaare der beiden aufstellen.
Narie kann den Schrei als den von Thresh identifizieren und ist einen kurzen Moment geschockt. Sie mochte Thresh und war ihm dankbar. Was auch immer ihn dort tötet, sie wollte es eigentlich gar nicht wissen. Aber es klang ziemlich schmerzvoll und so etwas hatte Thresh nicht verdient. Nun ist nur noch Cato als Gegner über.
»Was ist das?«, fragt Marvel und Narie hört etwas Angst in seiner Stimme. Sie hat ebenso Angst, doch möchte sich das nicht anmerken lassen.
Narie legt den Kopf schief und antwortet mit emotionsloser Stimme: »Das ist das Finale.«, so als würde sie nicht das kleinste Fünkchen Angst haben.
Plötzlich ertönt die Kanone und synchron sehen beide rauf in den Himmel. Wie erwartet erscheint Threshs Bild und Narie guckt traurig in den Himmel. Doch dann kann sie sich wieder fangen. »Gehen wir.«, meint sie in Marvels Richtung und setzt sich dann in Bewegung. Dieser folgt ihr schnell. Die trockenen Äste auf dem Boden knacken leise, als beide über den Waldboden gehen und sich dabei wiedermal aufmerksam umsehen.
Plötzlich hört Narie wieder so ein Knurren, nur diesmal viel näher. Schnell spannt sie den Boden und geht langsamer. Sie ist völlig auf ihre Umgebung fixiert, sodass sie gar nicht mitbekommt, wie Marvel näher auf einen Busch zu geht.
Gerade als er denkt, dass er etwas zwischen den Blättern gesehen hat kommt ihm etwas entgegen gesprungen und reißt ihn zu Boden.
Narie reagiert blitzschnell und schießt einen Pfeil auf das Tier. Sie hatte nicht sonderlich gut getroffen, denn es bewegt sich die ganze Zeit, doch es reicht, damit sich Marvel losreißen kann.
»Narie lauf!«, ruft er ihr zu und beide beginnen zu laufen. Sie rennen durch die dichten Blätter, schürfen sich das Gesicht auf, Blut läuft vereinzelt ihre Wangen herunter. Die beiden Tribute können hören, dass ihnen das Tier dicht auf den Fersen ist. Sie konnten nicht erkennen was es war, doch es sah aus wie eine Mischung aus einem Hund und einem Wolf. Das Einzige, was die beiden sagen können ist, dass es eine Mutation ist.
Sie springen über Äste, kämpfen damit auf dem unebenen Waldboden nicht auszurutschen, denn das wäre zweifelsohne ihr Tod.
Nur am Rande bekommen sie mit, wie zwei weitere Mutationen auftauchen und sie nun von drei Tieren verfolgt werden.
Schnell laufen sie weiter, rennen so schnell sie können und ignorieren die Schmerzen, die beide haben.
Als sie aus dem dichten Wald heraus kommen sehen beide Tribute wohin sie rennen: Direkt zum Füllhorn.
»Los, kletter da rauf.«, Marvel bildet schnell eine Räuberleiter mit seinen Händen. Narie schmeißt ihren Bogen auf das Füllhorn und es klirrt kurz, als beide Metalle aufeinandertreffen.
Schnell steigt sie in Marvels Hände und zieht sich hoch, er gibt ihr Unterstützung. Oben angekommen dreht sie sich sofort um und streckt Marvel die Hand entgegen, welche er schnell ergreift. Narie zieht ihn hoch, er versucht sie zu unterstützen indem er sich am Füllhorn abstützt und sich versucht hochzuziehen.
Ein paar Mutationen muss er treten, doch er schafft es unverletzt nach oben.
Sie haben es geschafft vor den Mutationen zu fliehen.
Narie will erfreut auflachen, als sie plötzlich von hinten gepackt und auf den Boden geworfen wird...

Fighter || Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt