Kapitel 27

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Zögernd stopft Narie ein paar Kleidungsstücke in ihre Tasche. Sie will nichts mehr mit dem Kapitol zu tun haben, aber der Winter naht, da können ein paar warme Kleidungsstücke hilfreich für ihre Mutter sein. Sie stopft ein paar Pullover in die Tasche und stockt. In ihren Händen hält sie jetzt die graue Kapuzenjacke von Finnick. Sie überlegt ob sie sie mitnehmen soll, entscheidet sich aber dazu die Jacke anzuziehen, also legt sie sie zur Seite. Als sie ihre Tasche gepackt hat geht sie ein letztes Mal ins Badezimmer um zu duschen. Anschließend zieht sie sich ein schwarzes Oberteil und eine schwarze Hose an, dazu Finnicks Jacke. Er wird schon etwas sagen, wenn er sie wieder haben will. Leicht traurig wirft Narie einen Blick auf ihr leeres Badezimmer. Zumindest die Dusche würde sie gern nach Distrikt 7 mitnehmen, das Baden in dem Wasserkübel ist nicht besonders angenehm. Ihre langen, dunklen Haare fallen ihr glatt über die Schultern, sehen aber nicht mehr sehr gepflegt aus. Genau deshalb ist sie heute auch deutlich eher aufgestanden als Blight und Johanna, sie hat einen Termin mit ihrem Vorbereitungsteam ausgemacht, dass diese ihre schwarzen Haare kürzen, noch bevor sie wieder zurück nach Distrikt 7 fährt. Leise schleicht sie sich zum Fahrstuhl und kurz darauf befindet sie sich vor dem Raum in dem Sunny wartet. Sunny ist die Frau des Vorbereitungsteams welche sich im Naries Haare gekümmert hat. Narie findet, dass Sunny noch die normalste des Vorbereitungsteams ist. Schnell drückt sie die Tür auf und tritt ein. Grinsend wartet Sunny schon auf sie.
»Guten Morgen, Narie!«, begrüßt sie sie fröhlich.
»Ja, guten Morgen, Sunny.«, entgegnet Narie nur und setzt sich auf den Stuhl. Dann erklärt sie Sunny wie sie ihre Haare haben möchte und lehnt sich zurück.

»Habt ihr Narie gesehen?«, aufgewühlt läuft Blight durch das Appartement. Johanna und Finnick sitzen genervt auf dem Sofa und sehen zu ihm.
»Jetzt mach mal halblang, sie kommt bestimmt gleich.«, entgegnet Johanna genervt.
»Aber sie ist nicht hier! Wo soll sie denn sein?«, Blight überhört Johannas Kommentar und geht noch ein Mal aufgeregt durch das Wohnzimmer.
»Entspann dich mal.«, drängt Johanna jetzt noch ein Mal und vergräbt entnervt ihren Kopf in ihren Händen.
»Was ist wenn sie etwas Dummes tut?«, meint Blight dann und hört nicht wie sich der Fahrstuhl öffnet.
»Also als dumm würde ich das jetzt nicht bezeichnen.«, kommentiert Finnick nur und sieht in Richtung des Fahrstuhls aus dem Narie nun mit kürzeren Haaren tritt. Sie reichen ihr nicht mal mehr bis zur Schulter.
»Was ist denn hier los? Wieso rennt Blight hier wie ein aufgescheuchtes Eichhörnchen rum?«, ist Naries erste Frage.
»Du kannst doch nicht einfach weggehen und nichts sagen!«, fährt Blight sie an. Narie zieht nur eine Augenbraue hoch.
»So wie du mir nicht gesagt hast, dass du was mit Johanna hast?«, fragt Narie dann trocken nach. Erschrocken sieht Blight zu ihr, Johanna allerdings scheint nicht überrascht.
»Ich hab dir gesagt sie wird es merken. Sie kennt dich besser als ich.«, meint sie nur und grinst Narie an. Diese muss auch schmunzeln.
»Blight ich freue mich für euch, aber ich hätte es gerne von dir erfahren und euch nicht erst beim Knutschen erwischen wollen.«, grinst Narie nur.
»Tut mir Leid.«, meint Blight daraufhin und sieht entschuldigend zu seiner besten Freundin.
»Es ist alles gut.«, meint sie daraufhin allerdings nur.
»Die Frisur steht dir.«, kommt es dann plötzlich noch von der Seite und Narie sieht Johanna dankend an.
»So Leute, wollen wir gucken, dass wir endlich hier wegkommen?«, bricht Finnick dann die Stille. Alle drehen sich zu ihm.
»Ich hab auch erst Mal genug Kapitol für die nächste Zeit.«, zuckt dieser nur mit den Schultern.
»Er hat Recht, lasst uns verschwinden.«, fügt Narie dann noch hinzu und geht in ihr Zimmer um ihre Tasche zu holen. Diese stellt sie im Wohnzimmer ab, in dem sich momentan nur Finnick befindet. Narie macht Anstalten seine Jacke auszuziehen, doch er schüttelt nur den Kopf und meint: »Du kannst sie behalten, schließlich musst du dich doch an mich erinnern.« Und grinst.
»Odair, du bist unmöglich.«, als sie das sagt muss sie ebenfalls grinsen, umarmt Finnick aber dann herzlich.
»Ich werde dich vermissen.«, nuschelt sie an seine Brust. Er hat seinen Kopf auf ihren gelegt und erwidert die Umarmung.
»Ich komme bald nach Distrikt 7, solange es noch warm ist und dann gehen wir schwimmen, ja?«, sanft sieht er sie an. Narie nickt.
»Ja, gerne.«, gibt sie zurück und löst sich von ihm. Genau in diesem Moment kommen Blight und Johanna herein. Beide haben auch eine große Tasche mit sich mit, die darauf schließen lässt, dass Narie nicht die einzige ist, die Kleidung aus dem Kapitol mitgehen lässt. Beide verabschieden sich noch von Finnick, dann verlassen alle zusammen das Appartement. Am Bahnhof treffen sie auf Marvel, welcher nicht gerade glücklich aussieht. Kein Wunder, bei dem was ihn in seinem Distrikt erwarten wird. Als er Narie, Blight und Johanna sieht lässt er Cashmere und Gloss wortlos stehen und läuft auf Narie zu. Beide fallen sich wortlos in die Arme. So stehen sie da ohne etwas zu sagen.
»Du kommst mich besuchen, oder?«, fragt Narie ihn dann aber um die Stille zu unterbrechen.
»Ja, aber erst Mal sehen wir uns auf der Tour der Sieger.«, meint Marvel lächelnd. Narie nickt.
»Stimmt. Diese Tour wird die Hölle. Ich kann keine Reden darüber halten wie toll das Kapitol ist und wie dankbar ich bin.«, murmelt Narie daraufhin aber nur.
»Lorena wird dir Karten schreiben.«, meint Marvel.
»Du denkst doch nicht allen Ernstes ich kann das was sie da schreibt glaubwürdig rüber bringen.«, spöttisch sieht sie zu ihm hoch.
»Du warst schon immer eine gute Schauspielerin.«, meint er nur trocken. Narie will etwas erwidern, doch dann stellt sie fest, dass er Recht hat. Sie konnte schon immer gut lügen, egal was es war. Sie ist gut darin ihre Gefühle zu verstecken, zumindest Personen gegenüber die sie nicht gut kennen. Vor Blight seine Gefühle zu verstecken ist sinnlos, aber Panem, die die sie nicht kennen, die werden ihr ihre Lügen bestimmt abkaufen.
»Aber Snow wird mir meine Lügen nicht abkaufen.«, meint sie dann und auch Marvel realisiert, dass sie ein großes Problem haben.
»Das ist wahr. Aber Snow kann uns nicht töten. Er muss und schließlich jedes Jahr einmal im Fernsehen zeigen.«, optimistisch sieht Marvel zu ihr, doch seine Stimme ist bitter.
»Danke, Marvel. Für alles was du getan hast, danke.«, Narie sieht zu ihm, ignoriert die stechenden Blicke von Marvels Mentoren, sie konzentriert sich voll und ganz auf ihn. Ein kleines Lächeln stiehlt sich auf Marvels Gesicht.
»Ich würde es wieder tun.«, murmelt er nur und sieht sie an, genau wie sie ihn.
»Versprich mir, dass wir immer Freunde bleiben, okay?«, bittend sieht sie zu ihm. Er nickt.
»Wir bleiben für immer Freunde, keine Sorge.«, entgegnet er ihr, dann zuckt er zusammen als Cashmeres hohe Stimme ertönt.
»Wir wollen los!«, ruft sie und Marvel schlingt noch ein Mal die Arme um Narie, welche die Umarmung sofort erwidert.
»Wir sehen uns.«, meint er dann und geht zurück zu seinem Zug. Dort steigt er gemeinsam mit seinen ehemaligen Mentoren ein. Narie blickt dem Zug hinterher, als er den Bahnhof des Kapitols verlässt. Sie spürt, dass Blight neben ihr steht. Zögerlich legt er einen Arm um sie.
»Du wirst ihn wieder sehen, keine Sorge.«, murmelt er und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. Narie nickt.
»Okay, fahren wir.«, fügt sie dann noch hinzu, ihre Stimme hat den gewohnt kalten Ausdruck den Blight schon so oft gehört hat. Dann steigt sie in den Zug.
»Fahren wir zurück nach Hause!«, murmelt sie dann noch erfreut.
»Okay, Johanna, lass uns fahren!«, ruft Blight dann noch und alle drei steigen ein. Der Zug setzt sich in Bewegung und Narie verschwendet keinen einzigen Blick mehr in Richtung des Kapitols.

Fighter || Hunger GamesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt