Kapitel 15

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Isi Pov:
Ich hatte mich gestern Abend still und heimlich davon gemacht, da Jan immer noch meine Hand festhielt. Aber ich wollte den Mädchen aus meinen Kursen nicht noch mehr zu lästern geben, indem ich heute auch nicht kam, also war ich nach hause gegangen. Doch auch das half nichts. Es fühlte sich so an, als ob jeder in der Uni wüsste, was gestern los gewesen sein sollte. Ich ging durch die Eingangstür und die Hälfte derer, die schon da waren, drehte sich zu mich um. Und dann gingen die hämischen Kommentare los. "Und heißen Tag gehabt gestern?", rief jemand. "Bitte verschone uns mit den Details.", ein anderer. Alle lachten und ich ignorierte sie einfach. Ich steckte mir meine Kopfhörer wieder in die Ohren, trottete in meinen Kurs und ließ mich dort, wie immer, in die letzte reihe fallen.
Die Stunden vergingen nur zäh. Ich war im Sirup der Zeit gefangen, während der Unterricht und alles, was die Anderen zum lachen brachte, an mir abprallte. Als ich endlich in der letzte Vorlesung saß und irgenetwas auf mein Blatt kritzelte, während ich aus dem Fenster starrte, vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche. Ich zog es heraus, ohne mir Gedanken zu machen, da unser Professor kurzsichtig ist und ich eh in der letzten Reihe saß, und sah eine nachricht von Jan. 'Warum bist du einfach gegangen? Ich hab mir Sorgen gemacht.' 'Ich musste zur Uni und wollte dich nicht wecken.' 'Wie gehts dir?' Schrieb er und ich fragte mich was er wohl damit meinte. Doch bevor ich nachfragen konnte hatte er schon eine Erklärung geschickt. 'Andre hat mir erzählt, dass Palle sich gestern als dein Freund ausgegebe hat. Die machen sich jetzt bestimmt über dich lustig, oder?' Und wie. Doch ich wollte mich nicht bei ihm ausheulen, also schrieb ich nur: 'Geht schon.' Ich sah auf und bemerkte, dass das Mädchen in der Reihe vor mir zu mir hinter schielte. Es war Denise. Sie war die Sorte von Mädchen, die jeden Jungen um den Finger wickeln kann, und hatte bestimmt schon was mit mindestens der halben Uni am laufen. Schon seit zwei Jahren hofft sie darauf irgendeinen Star, vor allem die Apes und das Youtube-Haus, zu treffen und mit einem von ihnen etwas anzufangen. Am Anfang hat sie mich ignoriert doch jetzt, seitdem ich all diese Leute kenne, hasst sie mich. Kann ich ihr auch nicht verübeln, aber das Leben wird wohl nie fair sein. Sie schaute mich mit Hass in den Augen an, aber ich war nichts anderes gewohnt. Aldo verdrehte ich nur die Augen und ignorierte sie, wie jeden und alles heute.
Zwei Minuten vor Stundenende und dem Anfang des Wochenendes, bekam ich noch eine Nachricht von Jan. 'Wir warten vor der Uni. Hatten noch was zu erledigen und dachten uns wir nehmen dich gleich mit.' Ich schmunzelte und schrieb zurück: 'Aber es ist freitag!! Ihr werdet doch sofort erkannt.' 'Mir doch egal.' war seine Antwort und er ging offline. Ich verdrehte ein weiteres mal die Augen. Das wird bestimmt eine lustige Heimfahrt.
Mein Board unter den Arm geklemmt, hetzte ich aus der Uni. Ich wollte so schnell wie möglich weg von hier. Zum Teil, weil sich alle über mich lustig machten, und zum Teil, weil ich vermeiden wollte, dass wir alle zehn Meter angehalten werden. Als ich sie sah musste ich lächeln. Sie versuchten sich so unauffällig wie möglich zu verhalten, doch dadurch waren sie nur noch auffälliger. Ich blieb vor ihnen stehen und hatte gerade den Mund geöffnet, um eine begrüßung zu sagen, doch ich kam nicht dazu. "Isabel!", schrie eine Stimme hinter mir, die ich als Denise erkannte. "Du kleine Bitch wirst wohl die Finger von deinen ach so tollen Freunden lassen! Sie gehören nämlich mir!", kreischte sie. Doch sie hatte noch nicht gesehen, dass die Apes hinter mir standen. Als sie nun vor mir ankam wollte sie gerade weiter keifen, doch da sah sie die Jungs hinter mir. Sofort schien sie ein Stück kleiner zu werden. "Von wem genau soll ich die Finger lassen?", fragte ich sie mit einem leicht selbstgefälligem Lächeln. "Und wer gehört dir?", fügte Andre dazu. "Ähm...", stotterte sie, "Gar... gar nichts. D...das war doch nur so daher gesagt." "Falls es etwas mit uns zu tun hat kannst du es ruhig sagen. ", ergänzte Cengiz. "Du kleine Schlampe.", kreischte denise jetzt wieder und wollte auf mich losgehen. Doch Jan stellte sich beschützend vor mich und fragte: "Was soll das denn jetzt? Wir werden doch noch nett miteinander umgehen können." Wutschnaubend wandte sie sich ab und wollte gerade davon stürmen, als Andre sie zurück hielt. "Wenn wir davon hören, dass du Isi noch einmal ärgerst, kannst du dich auf was gefasst machen, verstanden?" Als sie nichts erwiederte ließ er seine Muskeln spielen und machte anstalten einen Schritt auf sie zu zu treten. "Ja.", zischte sie und rauschte davon. "Oh mein Gott. Danke Jungs ihr habt mich, glaube ich, gerettet." "Wer zur Hölle war das?",fragte Jan. "Sie heißt Denise. Und sie hat es sich zur Aufgabe gemacht irgendeinen Youtuber rumzukriegen." "Naja sie sieht ja auch nicht gerade schlecht aus.", sagte Andre. Jan, Cengiz und ich wollten ihm gleichzeitig gegen die Schulter boxen, sodass wir uns auch gegenseitig erwischten. Alle fingen an zu lachen und Andre hob abwehrend die Hände. "Ich mein ja nur.", motzte er.

Jan Pov:
Ich bin so froh, dass Isi zu mir gekommen ist. Ich wusste einfach nicht mehr weiter. In meinem Leben ist in letzter Zeit so viel passiert, dass ich einfach nichts mehr auf die Reihe bekommen habe, aber langsam geht es wieder bergauf. Als ich heute morgen aufgewacht bin hatte ich das Gefühl, dass ich Isi sehr viel schuldig bin. Erst ist sie zu mir gekommen, obwohl ich mich echt scheiße benommen habe, und dann ist sie gestern auch noch bei mir sitzen geblieben, obwohl sie gar keinen grund dafür hatte (und ich weiß selber nicht warum ich sie darum gebeten habe). Nachdem Andre mir erzählt hat, dass Palle sich gestern als Isis Freund ausgegeben hat, stärkte das nur mein Gefühl, da sie heute warscheinlich sehr viel Spott ertragen muss. Also überredete ich die Jungs sie von der Uni abzuholen. Selbstverständlich waren sie nicht sehr begeistert, da wir wahrscheinlich ständig erkannt werden würden, aber irgendwie schaffte ich es dann doch noch sie zu überreden. Als wir dann mit ihr nach Hause gefahren sind, hatte ich viel Zeit darüber nachzudenken, was ich für sie empfinde. Sie ist nicht nur eine Freundin. Sie ist wie eine Schwester für mich. Aber manchmal wünsche ich mir, dass da etwas mehr wäre. Dieser Gedanke tauchte auch dann wieder in meinem Kopf auf, als sie neben mich fuhr, nach meiner Hand griff und mich anlächelte. Den ganzen restlichen Weg ruhte ihre Hand in meiner.

ABGEBROCHEN - 4 Wörter, die die Welt verändern (Jan Meyer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt