Kapitel 2

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Jan Pov:
Wow. Damit habe ich gar nicht gerechnet. Sonst kümmert sich nie jemand um mich. Immer drehte es sich um Andre. Aber dieses Mädchen fragte mich tatsächlich ob alles ok seie und ob ich jemanden zum reden bräuchte.
Also ok ging es mir ganz und gar nicht und reden wollte ich auch mit jemanden. Aber konnte ich ihr vertrauen? Vielleicht war das alles nur eine Masche um sich an mich ranzumachen damit sie dann an Andre ran kam. So wie immer.
Manchmal war es echt nervig ihn als Freund zu haben.
"Ich... ich weiß nicht, ob... ob ich dir vertrauen kann. Ich weiß ja noch nicht einmal wie du heißt." druckste ich herum.
Sie hielt mir die Hand hin und sagte: "Ich heiße Isabel. Aber nenn mich doch bitte Isi. Wir können ja in ein Cafè gehen."
"Ok. Von mir aus gerne.", sagte ich. Ein Kaffe war genau das was ich jetzt gebrauchen konnte.
Also gingen wir in ein nahe gelegenes, kleines Cafè.

Isi Pov:
Er wollte tatsächlich mit mir reden. Ich war erstaunt. Sonst vertrauten sich Menschen eigentlich nie jemand fremden an.
Aber mir soll es recht sein. Ich half anderen Menschen echt gerne und wer konnte schon von sich behaupten mit Jan Meyer einen Kaffe getrunken zu haben, was aber nicht der ausschlaggebende Grund für meine Freude war.
Wir gingen in mein Lieblingscafè, weil wir dort ungestört reden konnten und nicht viele Menschen hierher kamen.
Wir setzten uns und Jan fragte mich: "Warum schauen mich alle so komisch an?"
"Weil du furchtbar aussiehst. Du solltest dich mal im Spiegel sehen.", antwortete ich und musste mir ein lachen verkneifen.
Er sah in die Fensterscheibe und wurde rot. "Bin gleich wieder da.", sagte er und hastete zu den Toiletten. Irgendwie war er schon süß.
Aber solche Gedanken durfte ich mir nicht erlauben. Wir kannten uns kaum und ich musste mich auf mein Studium konzentrieren.
Nach 3 Minuten war Jan wieder da und er sah viel besser aus als vorher. Seine Haare waren wieder geordnet, die Tränenspuren hatte er weggewischt und seine Kleider glatt gestrichen.
"Schon besser." sagte ich schmunzelnd, aber er brachte nur ein schwaches Lächeln zustande.
Wir bestellten uns beide einen Cappochino und schwiegen uns an bis die Getränke kamen.
Ich nahm einen großen Schluck und sagte dann: "Jetzt erzähl mal. Egal was dir auf dem Herzen liegt mir kannst du es erzählen. Ich werde schweigen wie ein Grab." Und zu meiner Freude fing er wirklich an zu reden.

Jan Pov:
Ich weiß selbst nicht warum ich plötzlich anfing zu reden. Aber das alles belastete mich so sehr, dass es einfach so aus mir herausbrach. Ich erzählte ihr einfach alles. Von meiner Kindheit, in der ich nie als der beste gesehen wurde, von meinen ganzen Exfreundinnen, die ich alle entweder an Andre oder einen anderen Jungen verloren hatte und von meiner letzten Freundin, die ich über alles geliebt hatte, sie mich aber vor drei Tagen dann verließ, weil sie sich in Andre verliebt hatte. Er wollte aber nichts mit ihr zutun haben. Heute bekam ich dann einen Brief von ihr in dem sie schrieb, sie habe einen großen Fehler gemacht, sie liebe mich immer noch und wolle noch einmal von vorne anfangen. Danach hatte ich mich auch noch mit Andre gestritten. Ich bin dann einfach planlos durch Köln gerannt, bis ich Isi traf. Sie saß die ganze Zeit einfach nur da und hörte zu. Jedes mal, wenn mir Tränen in die Augen stiegen strich sie mir behutsam über den Arm. Ich war ihr sehr dankbar dafür, denn nach der Erzählung spürte ich, wie ein teil der Last von mir abfiehl. Lange Zeit sagte niemand etwas, bis Isi auf die uhr sah und sagte:"Ou shit. Ich muss noch was für die Uni machen." "Aber heute ist Freitag. Und es ist doch erst 16 Uhr." erwiederte ich. Dann dachte ich über das eben gesagte nach und Fluchte nun selber:" Scheiße schon 16 uhr?!" Isi fing an zu lachen und ich sah sie gespielt empört an. "Was gibt es da zu lachen?" fragte ich. "Ach gar nichts. Es klang nur sehr lustig. Aber du hast recht. Heute ist Freitag. Das Zeug für die Uni kann ich auch wann anders machen." Irgendwie mochte ich sie. "Darf ich auch was über dich erfahren?", fragte ich vorsichtig," Schließlich hab ich ja jetzt ein einhalb Stunden über mich geredet." Ich merkte wie ich leicht rot wurde. "Aber natürlich. Wie schon gesagt ich heiße Isabel und bin 20 jahre alt. Ich lebe hier allein in Köln und studiere Psychologie, weil ich später mal Sozialpädagogin werden will. In meiner Freizeit lese ich viel und gehe parkour laufen, wenn ich Zeit habe." erzählte sie. "Bist du hier in Köln geboren?" fragte ich sie, weil ich gemerkt hatte, dass sie eine Fc Bayern Uhr trug. "Nein ich komm eigentlich aus München." "Vermisst du nicht das alles da? Schließlich ist es schon ein ganz schönes Stück bis hier nach Köln." Sie schwieg nur. Oh mann. War ich zu weit gegangen? Immer musste ich alles kaputt machen!

Isi Pov:
Autsch. Sein letzter Satz traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. Eigentlich dachte ich nicht an meine Vergangenheit. Das tat zu sehr weh. Ich sah seinen gequälten Blick. Jetzt machte er sich Vorwürfe, weil ich schon so lange schwieg. "Ich weiß nicht ob ich dir das erzählen möchte." sagte ich also. "Schon ok, wenn du nicht darüber reden möchtest. Wir kennen uns ja nicht wirklich. Ich glaub ich geh dann langsam mal." antwortete er. Er wollte gehen. Das war aber das letzte was ich wollte. "Warte!", platze ich heraus,"Ich will es dir erzählen. Du hast mir ja auch alles anvertraut." Vielleicht würde es gut tun mal mit jemanden darüber zu reden. "Ich habe München hinter mir gelassen, weil dort zu viele, schlimme Erinnerungen herkommen." "Darf ich fragen welche?" fragte er zaghaft. "Mit 14 sind meine Eltern dort gestorben. Ich kam in ein Heim, weil ich keine anderen Verwandten mehr habe. Außer meine Schwester, aber sie war zu dem Zeitpunkt 18 und ist mit ihrem Freund abgehauen. Seitdem hasse ich sie und der kontakt ist abgerissen. Mich interressiert auch gar nicht wo sie ist. An meinem 18. Geburtstag habe ich meine Sachen gepackt und bin aus dem Heim abgehauen. Seitdem wohne ich hier in Köln und habe mit meiner Vergangenheit abgeschlossen." erzählte ich. Während dem reden stiegen mir Tränen in die Augen. Vielleicht hatte ich noch nicht ganz damit abgeschlossen. "Wow das tut mir leid." murmelte Jan. Er streckte seine Hand aus und legte sie auf meine. Wir lächelten uns an. "Ich muss dann langsam mal los." sagte ich. "Aber ich bezahl die Getränke." erwiederte er ein bisschen trotzig. "Keine Chance. Ich hab dich eingeladen." Nach kurzem hin und her bezahlte ich dann doch. Bei manchen Sachen war ich einfach richtig stur. Ich kritzelte noch schnell meine Handynummer auf eine serviette und drückte sie ihm in die Hand. "Ruf an wenn nochmal etwas ist." sagte ich mit leichtem Nachdruck. Er nickte fragte aber dann:" Du weißt deine Handynummer auswendig?" Ich grinste nur und wir verabschiedeten uns. Dann gingen wir in entgegengesetzte Richtungen davon.

ABGEBROCHEN - 4 Wörter, die die Welt verändern (Jan Meyer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt