Kapitel 19

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Jan Pov:
Wow. Das kam definitiv unerwartet. Ich hatte sie tatsächlich fast geküsst. Doch nun stellt sich die Frage: Wollte ich wirklich das Mädchen mit diesen wunderschönen Augen, diesem unglaublich niedlichen Lächeln und... Okay Jan komm mal wieder runter. Natürlich hätte ich sie liebend gern geküsst. Aber fühlt sie sich genauso? Genauso wie ich?
Kann sie sich auch kaum losreißen, sobald sie auch nur ganz kurz in meine Augen geschaut hat? Fühlt sie sich auch so machtlos, sobald mich ein anderes Mädchen zum lachen bringt? Muss sie auch jedes mal automatisch grinsen, wenn ich lache? Und kann sie auch jede nacht nur schwer einschlafen, weil sich der Platz neben ihr so leer anfühlt?
Ich weiß, vielleicht übertreibe ich ein bisschen, aber es fühlt sich an, als ob ich zum Ersten mal verliebt wäre. Und dieses Gefühl ist so wunderbar, wäre da nicht die Gewissheit, dass ich sie bald für ein paar Wochen nicht mehr sehe.
Soll ich es ihr sagen? Ich weiß aber nicht wie sie reagieren wird. Und wenn sie gar nicht in mich verliebt ist? Wie peinlich wäre das denn?
"Wenn wer nicht in dich verliebt ist?", fragte Andre.
Oh shit hab ich das etwa laut gesagt?
"Was? Niemand", stritt ich nicht sehr glaubhaft ab.
"Ach komm schon Jan. Ich kenn dich lang genug. Und selbst jeder, der dich nicht kennt, würde bemerken, dass du verliebt bist."
Kurz zögerte ich, doch Andre war mein bester Freund, ihm konnte ich vertrauen.
"Nunja, es...", fing ich an, doch irgendwie war das die falsche Formulierung. "Ich bin...". Auch das klang falsch.
Ich seufzte. Dann wurde mir klar: ein Wort reichte dafür vollkommen aus.
"Isi."
Er fing an zu grinsen. "Ich wusste es. Aber es war auch offensichtlich."
"Boah Alter. Das ist nicht hilfreich. Ich hab echt keine Ahnung was ich jetzt machen soll."
"Sags ihr einfach. Oder küss sie. Warte nein ich habs. Tu einfach beides."
"Bist du verrückt?! Das kann ich doch nicht machen! Sie ist niemals in mich verliebt." Bei sowas ist Andre echt ein hoffnungsloser Fall.
"Ach komm schon. Seit Wochen werft ihr euch gegenseitig diese Blicke zu. Warum bemerken das denn immer nur Außenstehende?"
"Das wüsste ich auch gerne.", seufzte ich. "Aber jetzt mal ernsthaft. Was soll ich machen?", fragte ich ihn ein weiteres mal und klang dabei tatsächlich verzweifelt.
"Hab ich dir doch schon gesagt. Sags ihr und küss sie dann. Mehr als dir nen Korb geben kann sie nicht."
Ich sah ihn leicht wütend an. Das war immer noch nicht hilfreich, aber er fing an zu lachen.
"Also echt Mann. Da bist du ein hoffnungsloser Fall. Sei nicht immer so schüchtern." Er drehte sich um und ging in Richtung seines Zimmers.
"Was machst du?"
"Ich frag Isi ob sie was zu essen mitbringt. Sie kommt doch bestimmt irgendwo vorbei, wo es was anständiges gibt."
"Jetzt schon?"
"Hey es ist schon halb sechs und ich hab den ganzen Tag noch nichts gefuttert." Mit diesen Worten verschwand er.
Keine Sekunde später hatte ich schon mein Handy in der Hand. Ich würde mich an Andre rächen.
'Hey. Andre schreibt dir gleich ob du was zu essen mitbringen kannst. Wolln wir ihn ärgern?'
Etwa eine Minute später kam ihre Antwort.
'Er hat gefragt, ob ich Pizza mitbringe. Was ist dein teuflischer Plan?' Ich musste grinsen.
'Ich würde für uns ne Pizza mitnehmen und ihm nur nen Salat. Einverstanden?' Gespannt wartete ich auf ihre Antwort.
'Jep. Wird gemacht. Stets zu ihren diensten, Sir XD Ich zock nur noch schnell mit Palle ne Runde.'
Gut unser Abendessen war schon mal geregelt.

"Hey Jungs ich bin wieder da.", hörte ich Isis Stimme. Sofort ging Andres Tür auf.
"Endlich essen.", rief er ihr entgegen. Ich war aber schneller als er und stand schon vor Isi, um ihr die Pizzakartons abzunehmen.
"Vier?", fragte ich leise.
"Ja. Ich hab was besseres gefunden." Verschwörerisch grinste sie mir zu und sagte dann laut: "Andre dir gehört die unterste."
Natürlich ließ ich mir Zeit und verteilte erst die restlichen Pizzen, bis Andre seine bekam, der schon ungeduldig wartete und meine absichtliche Verzögerung mit einem Blick kommentierte, der töten könnte.
Wir setzten uns alle aufs Sofa und als Andre seine Schachtel öffnete wechselte sein Gesichtsausdruck augenblicklich von glücklich zu entsetzt.
"Was haben die mit der armen Pizza gemacht?"
Ich warf Isi einen Blick zu und sah, wie sie versuchte nicht loszulachen.
"Hä warum was ist denn?", fragte Cengiz, der ja von nichts wusste.
Langsam drehte Andre seine Schachtel zu uns um und jetzt konnte sich Isi nicht mehr zurück halten. Sie fing lauthals an zu lachen und als ich auf die Pizza blickte, wusste ich auch warum. Sie war mit Salat und Gurke belegt und im Deckel stand: Tja Andre. Du hast halt die falschen Freunde.
Jetzt lachten wir alle, außer Andre. Der zog eine beleidigte Schnute. Als ich mich halbwegs wieder beruhigt hatte, keuchte ich: "DAS. War die beste Idee ever."
"Tja es kann halt nicht jeder so schlau sein wie ich.", sagte Isi und sah dabei sehr eingebildet aus.
"Teuflisch gemein triffts besser.", meinte Andre und diesmal lachten wir alle.

Wir ließen den Abend entspannt (*hust* wenn man sich aufregen, weil man in Rocket League verkackt als entspannt bezeichnen kann *hust*) ausklingen und es stellte sich heraus, dass Andres Pizza gar nicht so scheiße schmeckte wie sie aussah.

Jetzt liege ich hier in meinem Bett und kann nicht einschlafen. Zum einen fühlt sich der Platz neben mir leer - zu leer - an und zum Anderen dachte ich über das Gespräch mit Andre nach. Vielleicht hatte er ja tatsächlich recht und ich sollte es ihr einfach sagen. Aber wahrscheinlich bin ich viel zu schüchtern dafür. Er hatte ja gut reden, ihn himmelten alle an. Für mich hatten sich bis jetzt so wenige wirklich interresiert und wollten nicht nur mit mir zusammen sein, weil ich ein bisschen berühmt bin, warum sollte ausgerechnet dieses perfekte Mädchen mich auf diese besondere Art mögen?
Um all diese Gedanken los zu werden, stand ich auf und wollte mir ein Glas Wasser holen. Während ich aus meinem Zimmer trat und in die Küche ging, warf ich einen Blick Richtung Sofa, auf dem Isi lag. Sie hatte ihr Handy in der Hand und war auch noch wach.
Plötzlich hatte ich eine sehr verrückte Idee. Doch ich dachte einfach nicht darüber nach, sondern tat es einfach.
"Hey, auch noch wach?", fragte ich sie leise, damit ich keinen aufweckte, aber laut genug, damit sie es hörte. Sie legte ihr Handy weg und antwortete in der selben Lautstärke: "Ja. Kann mal wieder nicht einschlafen. Ich hab einfach zu viele Gedanken in meinem Kopf."
Das war gut. Dadurch kam mir meine Idee ein bisschen weniger verrückt vor.
"Wir treffen uns in 5 Minuten angezogen an der Tür wieder, okay? Longboarden in Köln bei Nacht ist wunderschön, dass sollte man mal gemacht haben."
"Klingt nach nem guten Plan.", sagte sie und ich sah, dass sie grinste. Automatisch grinste ich auch.

Zurück in meinem Zimmer stand ich vor meinem Spiegel und sah mir selbst in die Augen. "Jan, du schlauer Fuchs.", dachte ich und musste leise über meine eigenen Gedanken lachen.

ABGEBROCHEN - 4 Wörter, die die Welt verändern (Jan Meyer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt