Kapitel 25

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Jan Pov:
Wir spielten Wahrheit oder Pflicht. Erst war ich nicht so begeistert, doch ich hatte gleich nach dem Beinahe-Kuss einiges an Alkohol runtergekippt, um meine Gefühle für den Rest des Abends zu verdrängen. Ich konnte es Isi einfach nicht antun sie heute zu küssen und morgen einfach zu verschwinden.
Auf jeden Fall saß ich jetzt hier neben ihr und wir spielten. Spielten mit viel Alkohol. War ja klar, dass dabei nichts kluges passieren konnte.

Und schon war es soweit. Die Flasche zeigte zum zweiten Mal auf Isi und sie nahm wieder Pflicht.
"Schrei aus dem Fenster: Ich bin die geilste hier.", war Rewis Vorschlag. Ja, das passte zu ihm.
"Mein Gott nein! Wie langweilig!"
Es herrschte kurz Stille während jeder überlegte, was eine gute Aufgabe wäre.

"Ich habs!", rief Simon, "Gib der Person rechts von dir einen Zungenkuss!"
Alle nickten zustimmend, nur ich nicht. Das Wort Zungenkuss drang nur sehr langsam zu mir durch. Auch die Tatsache, dass ich neben ihr saß und damit in Frage komme, wurde mir erst nach einigen Sekunden bewusst.
Ich hob den Kopf und öffnete meinen Mund, um zu fragen, ob Simon rechts von sich, oder von uns aus meinte, doch dann sah ich es.
Isi hatte sich bereits der Person rechts von ihr zugewandt und näherte sich ihr. Doch das war nicht ich. Nein. Es war Palle.

Auf einen Schlag war es, als ob ich wieder nüchtern wäre und ein Gedanke drang glasklar in mein Gehirn ein.
Warum?
Warum tat sie das, wenn wir uns vor gerade mal einer Stunde fast geküsst hätten. Es konnte nicht nur der Alkohol sein, dafür hatte sie zu wenig getrunken.

Aber was war es dann?

Vielleicht wollte ich es auch gar nicht wissen. Ich stand auf und anscheinend bemerkte es keiner, alle jubelten den beiden zu, da sie sich tatsächlich getraut hatten.

Etwas benommen taumelnd ging ich zur Haustür. Allen, die ich auf dem Weg traf, erzählte ich, ich bräuchte nur etwas frische Luft, mehr nicht.

Endlich draußen angekommen, überwältigten mich meine Gefühle. Wut, Eifersucht, Enttäuschung, aber auch Liebe und Vermissen.
Blind wankte ich durch die Straßen, lies mich einfach von meinen Beinen irgendwo hintragen.
Irgendwann blieb ich stehen und schaute mich um. Ich stand genau an der Ecke, an der ich Isi vor ein paar Wochen umgerannt hatte.

Seitdem war so viel passiert. Die Erinnerung daran trieb mir Tränen in die Augen, doch ich wollte nicht daran denken.

Genau in diesem Moment vibrierte mein Handy. Es war, als wolle mich da Schicksal extra bestrafen.
Ein kurzer Blick auf Display verriet mir, dass es die Person war, mit der ich jetzt am wenigsten reden wollte. Schließlich würde ich ihr keine Antworten geben können, ich stellte mir wahrscheinlich genau dieselben Fragen.

Ein kurzes Wischen nach links und schon war ich wieder allein.
Allein mit den Fragen und den Gedanken.

Ich ließ mich auf einer Bank nieder und starrte einfach in die Dunkelheit.
Allein mit meinen Fragen und Gedanken.
Nur Antworten, Antworten fielen mir keine ein.

Ich musste eingeschlafen sein. Nur das erklärte die Tatsache, dass ich gerade aufgewacht war.
Hektisch sah ich auf mein Handy, wenn ich verschlafen hatte, kannte ich mindestens vier Personen, die mich dafür umbringen würden.
Doch dieses Mal war das Glück auf meiner Seite, ich hatte noch genug Zeit.

Außerdem hatte ich nun eine Idee, wie ich mich von Isi verabschieden konnte, ohne sie unbedingt sehen zu müssen, denn das würde ich nicht ertragen.
Ich würde ihr einen Brief schreiben.

Ja ich weiß, nicht gerade die feinste Art, aber immer noch besser, als sie jetzt zu küssen und dann zu verschwinden.

Gesagt, getan.
In einem Laden besorgte ich mir Stift und Papier und begann zu schreiben.
So dachte ich mir es zumindest, denn es war leichter gesagt als getan. Es fiel mir einfach schwer die richtige Worte zu finden.
Irgendwann gab ich es auf immer wieder von vorne anzufangen und strich einfach alles, was mir nicht gefiel, durch. Vielleicht zeigte ihr das auch, wie schwer es mir fiel das alles in Worte zu fassen.

Eine Stunde später war ich einigermaßen zufrieden, auch wenn es nicht perfekt war. Doch das musste reichen, alles andere würde ich nach der Tour persönlich mit ihr besprechen. Dachte ich zumindest.

Nachdem der Brief in ihrem Briefkasten lag, sprintete ich in unsere Wohnung, da mir langsam die Zeit davon lief.
Doch irgendwie schaffte ich es noch pünktlich anzukommen und traf die zwei andren Jungs vor unserem Haus.

"Da bist du ja endlich. Wir dachten schon du würdest zu spät kommen.", meinte Andre.
Er hatte eine Sonnenbrille auf und wirkte etwas verschlafen. Oder verkatert. Oder beides.
"Keine Angst. Das hätte ich mich nicht getraut.", grinste ich ihn an.

"Alles gut bei dir?" Cengiz sah ehrlich besorgt aus.
"Ja klar, was soll schon sein?", gab ich zurück und hoffte, dass er es mir abnehmen würde.
"Komm schon. Ich bin nicht dumm. Du hättest Isi gestern fast geküsst und dann gibt sie einem anderen ohne nachzufragen wegen einem Spiel einen Kuss. Das kann dich nicht glücklich gemacht haben."
"Ne, alles gut. Wie du schon gesagt hast es war nur ein Spiel."

Er öffnete den Mund, um noch etwas zu erwidern, doch zum Glück fuhr in diesem Moment der Tourbus vor und ich konnte das Gespräch beenden.

Als ich den ersten Schritt in den Bus setzte, überwältigte mich ein Gefühl des Aufbruchs und des Vermissens.
Um mich auf anderen Gedanken zu bringen, setzte ich mir meine Kopfhörer auf und drehte die Musik so laut, dass ich nichts anderes mehr mitbekam.

Es ging alo tatsächlich los. Die Tour durch ganz Deutschland, auf die ich mich seit Monaten freute. Doch da war auch noch nicht geplant gewesen, dass ich sie zurücklassen müsste.
Dass ich wegfuhr, obwohl mein Herz in Köln blieb.

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Hey Leute.

Ja, ich lebe noch.
Ich weiß, ich habe immer gesagt ich will diese Story nicht abbrechen, aber inzwischen ist es fast 4 Jahre her, dass ich sie angefangen habe und seitdem hast sich einiges verändert.
Ich kann mich inzwischen überhaupt nicht mehr mit Apecrime identifizieren, meine Interessen haben sich einfach verändert.
Deswegen ist das hier das letzte Kapitel dieser Geschichte.

Vielen Dank an alle, die das hier gelesen haben, es jetzt gerade lesen (ja, damit meine ich genau dich) und an alle die das jemals lesen werden. Das hier war ein wichtiger Teil meiner Selbstfindung, danke, dass du mich unterstützt hast.

Ich wünsche euch allen eine wunderschöne Zeit und vielleicht sehen wir uns ja irgendwann in einer anderen Geschichte wieder.

Eure Neko

ABGEBROCHEN - 4 Wörter, die die Welt verändern (Jan Meyer ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt