Kapitel ~1~

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I can feel the Sunlight
I love the morning Sunlight
I can feel the Sunlight
After the Party tonight
You turn gray skies into blue

Müde und mit verschlafenen Augen stelle ich meinen Wecker auf stumm. Es ist Zeit, auf zu stehen und in die Schule zu gehen. Meine Motivation dazu ist wirklich nicht gerade gross, aber eine Wahl habe ich kaum. Noch im Halbschlaf schleife ich mich somit ins Badezimmer. Als ich in den Spiegel sehe, erschrecke ich mal wieder vor mir selber. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche, denn meine Haare stehen kreuz und quer zu Berge.
Ich beginne, mich zu waschen und meine Haare zu bürsten, um sie zu zähmen. Ich will Adam, meinen Freund, schliesslich nicht verscheuchen. "Aveil beeil dich Liebes! Das Frühstück ist schon längst fertig!", höre ich meine Mutter von unten aus der Küche rufen.  Sie ruft mich immer bei meinem zweiten Vornamen, schon seit Jahren nicht mehr bei Aria. Vermutlich, weil ihr das Dahinscheiden von Dad noch immer weh tut...
Als ich geboren wurde, war es Dads Vorschlag, mich Aria zu nennen und meine Mutter fügte Aveil hinzu, weil ihre Mutter Aveil hiess. "Ich bin gleich da!! Nur keine Panik Mom!", antworte ich, nachdem ich mir eiskaltes Wasser ins Gesicht geklatscht habe, um richtig zu erwachen. Während ich in mein Zimmer zurückkehre, und überlege, was ich heute anziehen könnte, saust mein kleiner Bruder Finn an mir vorbei nach unten. "Morgen Schwester!", sagt er flüchtig. "Morgen", erwidere ich kurz.

Vor dem Schrank angekommen greife ich nach ein paar kurzen Jeansshorts und einem weissen Top mit am Rücken gekreuzten Trägern. Ich schlüpfe schnell in die Sachen und gehe dann anschliessend nach unten in die Küche. Finn sitzt schon am Tisch und schlingt beinahe halb verhungert sein Frühstück runter. Jeden Morgen wird mir fast schlecht bei dem Anblick, wie er das Zeug einfach nur runterwürgt.
Es ist, als hätte er zwei Mägen oder so! Nicht mal Dad konnte so viel essen! Und der mochte so einiges verschlingen. Gemütlich setze ich mich zu meiner Familie und esse etwas. Allerdings esse ich nicht mehr als eine Scheibe Toast. Dazu genehmige ich mir ein Glas Orangensaft. "Habt ihr gut geschlafen?", bricht meine Mutter das Eis.
Finn nickt eifrig und isst weiter, ohne irgendwas zu sagen. "Sehr gut, danke.", antworte ich und nehme einen Schluck Orangensaft. "Ich werde heute, wenn ihr nach Hause kommt, nicht da sein, ja? Ich muss eine extra Schicht einlegen.", erklärt Mom Finn und mir. "Ist gut", sagen Finn und ich gleichzeitig.

Nach dem Frühstück stelle ich mein Geschirr in die Spüle, verabschiede mich von Mom und gehe in mein Zimmer, meine Tasche holen, um dann in die Schule zu gehen. Auf dem Weg dahin stecke ich mir meine Kopfhörer in die Ohren und schalte Musik an.
Ich merke es selten, aber ich ertappe mich manchmal selbst dabei, wie ich bei manchen Songs leise mitsinge. Meistens aber nur bei den Songs, die ich In- und Auswendig kenne, weil ich sie schon abertausend Mal gehört habe. Der Fussweg zur Schule dauert für gewöhnlich zehn bis fünfzehn Minuten.
Diesmal jedoch kommt er mir sehr viel länger vor als sonst. Zudem fühle ich mich beobachtet, oder mindestens so, als wäre jemand hinter mir, doch jedes Mal wenn ich mich umdrehe, ist niemand zu sehen. Die Strassen sind fast so leer wie nachts, wenn alle schlafen.
Ich versuche, das unbehagliche Gefühl einfach abzuschütteln und mich wieder auf meine Musik zu konzentrieren, doch irgendwie will es nicht locker lassen und verschwinden. Auf dem Hof angekommen begrüsst mich sofort Vera, meine beste Freundin. Kaum kommt sie auf mich zu und begrüsst mich, scheint alles wie weg geblasen und vergessen...
"Heyy Aria!", sagt sie fröhlich. "Wie war dein Wochenende?" "Ach, so wie immer. Nichts besonderes.", antworte ich ihr, während wir in Richtung Haupteingang laufen.
Vera erzählt mir in allen Einzelheiten was sie am Wochenende so gemacht hat und ich meine wirklich JEDES kleine Detail hat sie erwähnt! Nichts hat sie ausgelassen. Gar nichts. Ich an der anderen Hand greife nach einigen Büchern für den Matheunterricht und schliesse dann mein Schliessfach.

Auf dem Weg ins Klassenzimmer werde ich jedoch rüpelhaft von jemandem zu Boden geworfen. Das Beste ist, die Person macht nicht mal irgendwelche Anstalten, mir aufzuhelfen oder sich zu entschuldigen. "Kannst du auch aufpassen wo du lang gehst, du Trampel?!", entfährt es mir wütend.
Aber der Junge geht einfach weiter in Richtung Klassenzimmer, ohne auf meinen Ausruf zu achten. "Es gibt schon Idioten!", fängt Vera an zu klagen. "Kennst du ihn etwa?", frage ich sie, nachdem ich meine Sachen wieder gesammelt habe, die mir zu Boden gefallen sind und sich quer auf dem Fussboden verteilt haben. "Nein, warum?" "Nur so...", wimmele ich ihre Gegenfrage ab.

Vor der Zimmertür verabschiede ich mich von Vera, denn im Gegensatz zu mir, hat sie jetzt Bio. Im Klassenzimmer setze ich mich auf meinen gewohnten Fensterplatz in der zweiten Reihe. Anschliessend lasse ich meinen Blick durch die Klasse schweifen und bleibe an einem Jungen hängen.
Es ist der Junge, der mich zuvor zu Boden gerempelt hat, und es nicht für nötig hielt, sich zu entschuldigen. Alles was er trägt ist Schwarz. Aber wirklich ALLES! Also schwarze Schuhe, eine schwarze Jeans, ein schwarzes, sehr SEHR eng anliegendes Shirt, das seine Bauchmuskeln reizvoll umspielt und eine schwarze Lederjacke.
Selbst seine Haare sind schwarz. Dann blickt er auf und unsere Blicke treffen sich. Solche Augen habe ich in meinem Leben noch nie gesehen. Sie wirken so unnatürlich... Aber dennoch so... so anziehend und magisch...
Sie leuchten in einem atemberaubenden Bernstein. Sein Blick fesselt mich regelrecht, sodass ich mich nicht abwenden kann. Sein Blick durchbohrt mich förmlich. Erst als der Lehrer den Raum betritt, kann ich mich von seinem Blick lösen.

Der Lehrer beginnt einige Dinge an die Tafel zu schreiben. Ich nehme meine Sachen hervor, um mitzuschreiben, aber ich spüre ständig, dass jemand jede meiner Bewegungen beobachtet. Unauffällig blicke ich durch die Klasse und sehe, dass es dieser Junge ist.
In der Mitte des Unterrichts legt der Lehrer die Kreide beiseite und räuspert sich einige Male. "Schüler mir ist gerade etwas sehr Wichtiges eingefallen. Manchen von euch ist es sicherlich schon aufgefallen, andere waren vermutlich zu sehr mit Tratschen beschäftigt!" sagt er und sieht dabei zu Beffany und ihrer Truppe rüber.
Diese lassen sich aber nicht beirren und quatschen unbehelligt weiter vor sich hin. "Wir haben einen neuen Schüler unter uns. Damien, bitte sei so gut und komm doch nach vorn und stell dich vor.", fährt der Lehrer fort und der Junge in den schwarzen Sachen erhebt sich. Damien ist also sein Name.
"Ich bin Damien Dawn, 19 Jahre alt und komme aus Phoenix, Arizona.", sagt er und begibt sich zurück an seinen Platz, ohne weitere Worte zu verlieren. Sehr gesprächig wirkt er jedenfalls nicht... Die restliche Zeit der Stunde vergeht wie im Flug.

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt