Kapitel ~26~

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Aria

Ich schreie mir die Seele aus dem Leib, als ich sehe, wie du Kugel auf Erik zu rast. Die Augen halte ich geschlossen, weil ich es nicht ertragen würde zu sehen, wie das Blut nur so spritzt und er stirbt. Irgendwann versiegt meine Stimme und es herrscht eine unbekannte, unheimliche Stille. Ich höre keine hastigen Schritte, kein schmerzerfülltes Keuchen, ja noch nicht einmal das Hupen von Autos! Langsam und zögernd öffne ich die Augen. Und was ich sehe verschlägt mir glatt die Sprache.

Die Kugel schwebt in der Luft, direkt vor Erik's Brust über der Stelle, an der das Herz ist!!

"Oh mein Gott...", sage ich schwach. "Was zum Teufel ist hier los?! Warum schwebt die Kugel?! Sie hätte ihn doch treffen, ja gar töten müssen!!!", schreie ich in die Welt, die still zu stehen scheint. Ich laufe um Erik herum und gehe dann auf den Schützen zu. Beide sind wie eingefroren und erstarrt. Ich gehe zu Erik zurück und versuche wie in den Filmen, die Kugel umzudrehen, in Richtung des Schützen, bevor diese ganze Starre sich wieder auflöst und die Kugel Erik vielleicht doch noch tötet... Als die Kugel umgedreht ist und in die Richtung des Schützen zeigt, schliesse ich die Augen und wünsche mir, dass mein "Plan" aufgeht.

Ehe ich mich es versehe, höre ich wieder Autohupen und wie ein Körper schlaff zu Boden sackt. Ich öffne die Augen und sehe, wie der Schütze am Boden liegt und sich unter ihm sofort eine riesige Blutlache sammelt. Die Waffe ist etwas neben ihn gefallen. "Was war das? Die Kugel war doch auf mich gerichtet?", sagt Erik als er sich umdreht. "Ich... ich weiss es nicht... Die Zeit ist plötzlich stehengeblieben und... und dann hab... hab ich die Gelegenheit genutzt und... die Kugel umgedreht.. halt wie in den Filmen!", sprudelt es aus mir hervor. "Und dann hab ich mir gewünscht, dass mein Plan funktioniert und BAFF es hat geklappt!", füge ich leicht hysterisch hinzu. Erik blinzelt ein paar Mal.

"Du... Du hast die Zeit angehalten?", fragt er. "Mhm...", nicke ich murmelnd. "Das... Das ist eine deiner Fähigkeiten! Das ist grandios!!! Du kannst die Zeit nach Belieben anhalten!!!", jubelt er herum und sieht mich mit vor Freude funkelnden Augen an. "Und das soll... gut sein?", frage ich ihn mit einem Hauch Verwirrung in der Stimme. "Es kommt darauf an, wie man diese Gabe einsetzt... Aber ich denke nicht, dass du so etwas missbrauchen würdest." "Komm, ich bring dich jetzt nach Hause Aria", sagt Erik anschliessend und wir machen uns auf den Weg zum Haus von Amelia.

Den ganzen Weg dahin schweigen wir. Immer wieder sehe ich ihn von der Seite her an und frage mich, was in seinem Kopf wohl vor sich geht. Was er überhaupt über mich weiss und woher er kommt. Seine Gesichtszüge sind sehr markant und sein braun-blondes Haar umspielt das ganze ungemein. Ebenso seine jadegrünen Augen, die heller strahlen als die Sterne bei klarer Vollmondnacht. Es mag absurd klingen, doch würde ich nicht Damien lieben, wäre ich sehr wahrscheinlich fähig, mich in Erik zu verlieben. Er hat eine wirklich geheimnisvolle, aber gleichzeitig charmante Art, wie Damien. Die beiden ähneln sich wirklich sehr, der einzige Unterschied zwischen den beiden, ist ihr Aussehen. Während Damien gross gewachsen, dunkelhaarig und blaue Augen hat, ist Erik eher klein gewachsen, vielleicht gleich gross wie ich, hellhaarig und mit grünen Augen.

Als wir beim haus von Amelia ankommen, höre ich von drinnen, wie eine ihrer Standuhren 17 Uhr schlägt. Sie ist so laut, dass man denken könnte, sie stünde direkt neben einem. "Also, wir sind da. Und wie versprochen habe ich dich nach Hause gebracht", sagt Erik, als ich die Veranda vor der Haustür betrete. Ich drehe mich um und sehe, dass er vor der ersten Stufe stehengeblieben ist. "Kommst du nicht mit rein?", frage ich. Er schüttelt den Kopf, ohne ein Wort zu sagen. "Warum nicht?" Im selben Moment öffnet sich hinter mir die Tür und Damien reisst mich in seine Arme. "Aria oh Gott sei Dank! Dir geht es gut! Dir geht es doch gut oder?? Dir fehlt nichts? Alles in Ordnung? Nichts gebrochen, nichts verstaucht??" Er überschüttet mich mit sorgenerfüllten Fragen, ist aber schlagartig still, als er seinen Blick auf Erik richtet. Ich kann spüren, wie er sich anspannt und seine Augen zu dünnen, schmalen Schlitzen verengt.

"Wer bist du?" Der blanke, unbegründete Hass, der in seiner Stimme mitschwingt, fühlt sich wie ein Eishauch auf meiner Haut an und lässt mich zittern. "Damien, das ist Erik. Er hat mich... gestern gefunden und mir... geholfen und, wie du siehst, mich sicher zurück gebracht." Ich hoffe, Damien mit meinen Worten beruhigen zu können, doch so ganz funktioniert es nicht. Er entspannt sich ein wenig, doch ein kleiner Hauch Abneigung, der zuvor noch Hass war, schwingt immer noch in seiner Stimme mit. "Hm. Nun, Danke dass du sie nach Hause gebracht hast. Deine 'Arbeit' ist getan, Du kannst verschwinden!"

Erik schweigt und sieht Damien mit einem eisernen Blick direkt in die Augen. Damien lässt mich los und steht Erik so gegenüber, dass sein Rücken zu mir steht. "Hörst Du schlecht? Ich sagte, du kannst Ver-schwin-den!" Er betont jede einzelne Silbe, um es nochmal deutlicher zu machen. "Damien!", fahre ich ihn von der Seite an. "Ist schon gut Aria. Er hat Recht. Ich habe meine Arbeit erledigt. Für Heute." Und mit diesen Worten verneigt er sich, dreht sich um und schreitet elegant davon. Ich sehe ihm nur verwirrt und enttäuscht? hinterher. Ich seufze innerlich. "He wo gehst du hin?? Was meinst du mit für heute?!", schreit Damien ihm hinterher, doch Erik dreht sich nicht um. Ich folge ihm mit meinem Blick, bis er verschwunden ist.

Ohne ein Wort zu sagen gehe ich in das Haus und steuere geradewegs die Treppen an, um in mein Zimmer zu gehen. Das viele Laufen mit Erik und all dieser Adrenalin, verursacht durch meine 'Fähigkeiten', hat mich wirklich geschlaucht und jegliche Energiereserve aufgebraucht... Als ich im Zimmer bin, lasse ich mich sofort auf mein Bett fallen und schliesse die Augen. Leider nicht für sehr lange, da Damien mir gefolgt ist und mich sofort wieder mit Fragen bombardiert. "Wer war der Typ? Was hat er mit dir gemacht? Woher kommt er? Was will er hier? Was will er von dir?" Ich schneide ihm wütend das Wort ab. "Kannst du mal aufhören, mich mit Fragen zu löchern?! Kaum bin ich wieder da, nachdem DU mich gestern so genervt hast, fängst du von Neuem damit an!!! Er ist jemand, der mir helfen will! Er hat NICHTS mit mir gemacht, ausser mir mit meinen Fähigkeiten geholfen! Ich weiss nicht, woher er kommt und ich wüsste nicht, dass es dich was angeht ob ER was von mir will!!!", zische ich ihn an.

"Ob es mich was angeht? Natürlich tut es das! Du bist schliesslich MEINE Freundin!", antwortet er harsch. "Ach ja?! Im Moment führst du dich aber nicht wie mein fester Freund auf, sondern wie ein Vater!", schreie ich ihn an. Er zieht überrascht über meine Reaktion den Kopf ein.

"Aria... Es tut mir Leid... Es ist nur... Ich liebe dich und ich will nicht, dass dir irgendwer etwas antut...", sagt er und kommt zu mir auf das Bett. "Das weiss ich, aber du bist schlimmer als meine Mutter!", sage ich und muss dann leicht kichern, gefolgt von einem kleinen Schluchzer. Ich sehe Damien an und sehe etwas in seinen Augen, was aussieht wie echte Angst. "Wovor hast du Angst?", frage ich. "Angst? Wovor soll ich Angst haben?", protestiert er sofort, steht auf und verschränkt seine Arme. "In deinen Augen liegt ein Schimmer von Angst. Ist etwas passiert, während ich weg war?", frage ich ihn. Er öffnet den Mund, um etwas zu sagen, schliesst ihn dann aber wieder. "Damien ist etwas passiert, während ich weg war?", wiederhole ich meine Frage.

"Meine Ex war hier..."

Wie Aria wohl auf seine Ex reagieren wird? :o
Riecht man da vielleicht Ärger aufkommen? D:
-Angel

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt