Kapitel ~3~

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Um Punkt Acht Uhr klingelt Adam an der Haustür. Mom ist etwa eine Stunde zuvor nach Hause gekommen. Sie kommt nach oben und muss an meinem Zimmer vorbei, wo sie mich beim Lesen 'ertappt'. Sie hat mich natürlich direkt gefragt, wo ich hingehe, so herausgeputzt wie ich bin.
Ich erklärte ihr, dass heute mein halb jähriges mit Adam sei und sofort leuchtete es ihr ein. Ohne ein weiteres Wort ging sie anschliessend in ihr Büro nach oben. Adam klingelt erneut. Ich lege mein Buch beiseite und gehe nach unten um Adam zu öffnen.
Adam begrüsst mich mit einem Kuss und dann gehen wir zu seinem Auto. Er hat den Führerschein schon und ist auch schon 18. Mein achtzehnter Geburtstag würde noch bevorstehen. Wie ein Gentleman hält mir Adam die Tür auf und schliesst sie, nachdem ich eingestiegen bin.

"Und was hast du für heute Abend geplant?" "Nur das Beste für mein Mädchen!", grinst Adam, während mir die Röte in die Wangen steigt. Daraufhin fängt er natürlich noch breiter an zu Grinsen und ohja, hätte er keine Ohren, wäre ihm sein Grinsen am Hinterkopf zusammengekommen! Er startet den Motor und wir fahren los in seinem silbernen Peugeot. Er hat ein Cabrio und zur Zeit ist das Dach nach unten geklappt, sodass mir die frische und kühle Abendluft direkt ins Gesicht weht, naja mehr schon peitscht.

Nach einer Weile Fahren fragt mich Adam schliesslich, ob er das Dach hochfahren solle. Ich schüttel nur den Kopf, wobei mir eine Haarsträhne direkt in die Augen fällt. Trotz, dass ich abgelehnt habe, betätigt Adam einen Knopf und das Dach beginnt sich zu schliessen. Um ehrlich zu sein, ist es mir so doch um einiges angenehmer.
Mit Hilfe des Spiegels in der Sonnenklappe rücke ich nochmal kurz meine Locken zurecht. Während wir schweigend weiterfahren, entdecken wir plötzlich jemanden, der mitten auf der Strasse steht und keine Anstalten macht, von der Strasse runterzugehen. "Adam! Pass auf!", schreie ich augenblicklich vor Entsetzen.
Adam muss sofort notgedrungen voll auf die Bremse treten, um rechtzeitig zum Stehen zu kommen, ohne die Person zu verletzen.
Wenige Zentimeter vor der Person kommt der Wagen zum Stillstand. Bei genauerem Betrachten, erkenne ich eine männliche Silhouette, aber mehr kann ich nicht sehen, da es einfach zu dunkel und die Strassenbeleuchtung nicht gerade die Beste ist.

Adam fasst sich kurz und atmet tief ein und aus, bevor er aus dem Wagen steigt um den Kerl zusammenzufalten. Adam schreit ihn so laut an, dass ich ihn deutlich hören kann, obwohl die Türen und Fenster alle geschlossen sind.
"Sag mal, bist du völlig behindert?! Was stehst du Vollidiot so mitten auf der Strasse rum?!
Verpiss dich und geh aus dem Weg oder ich fahr dich über den Haufen kapiert?!", schreit Adam, aber der Kerl zuckt nicht einmal mit der Wimper, so stocksteif steht er da.
Er sagt kein Sterbenswörtchen, hebt aber die Hand in meine Richtung und wie aus dem Nichts schaltet sich das Radio ein und die Fenster gehen runter. Sofort spüre ich wieder die kalte Abendluft auf meiner Haut.

"Eilmeldung! Gerade hat sich ein Autounfall auf der Sunstreet 33 Richtung Atlanta ereignet. Beteiligte Autofahrer sind noch an der Unfallstelle gestorben!" Im selben Moment als der Radiosprecher fertig gesprochen hat, macht der Kerl das Radio wieder aus.
Die Fenster aber bleiben geöffnet. "Ein... Autounfall... Nicht weit von uns entfernt!", fängt Adam an zu sagen und dabei auf und ab zu gehen, während er immer wieder zu mir sieht, um sich zu vergewissern, dass es wirklich wahr ist. Als er schliesslich stehen bleibt, und sich umdreht um dem Kerl zu danken, der uns offensichtlich das Leben gerettet hat, ist er verschwunden...

Da sowohl Adam als auch ich von dem Ereignis mehr als geschockt und überrascht sind, beschliessen wir, den Abend ein andermal nachzuholen. Die Aufregung ist viel zu gross, als dass ich mich auf einen gemütlichen Abend mit meinem Freund freuen könnte. So fährt Adam mich ohne Widerrede nach Hause und geht dann selbst ebenfalls nach Hause.
Es ist gerade mal halb Neun, als ich wieder zur Haustür eintrete und einen überraschten und verwirrten Blick zugleich von meiner Mutter kassiere, als diese gerade mit einer Tasse Kaffee aus der Küche getreten kommt. "So früh schon wieder zurück?" Ich schweige, einfach weil ich es nicht schaffe, einen anständigen Satz zu formulieren.

"Ist etwas passiert? Hat er etwas gemacht, was dich verletzt hat??"
"Ja. Nein.", sage ich, als ich meine Gedanken geordnet habe. "Was denn nun?", fragt meine Mutter.
"Es ist etwas passiert, aber nichts, was mit Adam zu tun hatte... Wir... Wir waren gerade auf dem Weg als... als plötzlich ein Kerl mitten auf der Strasse auftauchte und stur dort stehen blieb. Adam konnte den Wagen gerade noch rechtzeitig zum Stehen bringen."

"Um Himmelswillen! Ist euch etwas geschehen? Hat er euch angegriffen??", fragt sie sofort mit besorgter Miene. Ich schüttele den Kopf. "Na Gott sei Dank! Was war das denn für ein geisteskranker und gestörter Psychopat?" "Ich weiss es nicht, aber irgendwie... hat er uns das Leben gerettet...", sage ich und spüre, wie das Blut durch meinen ganzen Körper rauscht. Ich kann noch immer den heftigen Adrenalinrausch durch meinen Körper pulsieren spüren... "Wie meinst du das, er hat euch das Leben gerettet?", fragt sie ungläubig, als würde ich ihr ein Märchen auftischen.

"Er hat uns das Leben gerettet. Nachdem Adam ausgestiegen war um dem Kerl die Leviten zu lesen, hatte der einfach die Hand gehoben und, obwohl der Motor von Adams Wagen aus war, ist das Radio angesprungen und es kam gerade eine Eilmeldung über einen Autounfall, nur wenige hundert Meter von uns entfernt, auf der Strasse, die wir gefahren wären... Die Verunfallten starben noch direkt an der Unfallstelle...", erkläre ich ihr und sehe, wie mit jedem Wort, das aus meinem Mund kommt, meine Mutter mehr und mehr an Farbe verliert und immer blasser wird.

"Mein Gott.... Das... Das ist... Das ist ja furchtbar!", stammelt sie. "Und das verrückteste überhaupt war, nachdem der Kerl die Hand sinken liess, ging das Radio aus. Adam und ich haben uns natürlich erst verdutzt angestarrt, und gerade als Adam sich bedanken wollte, war der Kerl wie vom Erdboden verschluckt und nirgends mehr zu sehen... Als hätte er sich in Luft aufgelöst! In Luft!!!", füge ich noch immer unter Schock hinzu.

Meine Mutter schweigt und steht einfach perplex im Flur herum, und in der mittlerweile zu zittern begonnenen Hand hält sie die Tasse Kaffee. Ich gehe auf sie zu, umarme sie kurz und gebe ihr einen Gute-Nacht-Kuss, um ihr auf diese Weise zu sagen, dass mit mir alles in Ordnung ist und in der Hoffnung, sie ein bisschen beruhigen zu können. Ich bin müde und will nur noch ins Bett gehen und den Abend vergessen. So habe ich mir den Abend auf alle Fälle bestimmt nicht vorgestellt...

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt