Kapitel ~7~

45 5 0
                                    



Ich spüre wie sich Damiens Muskeln anspannen während er mich umarmt. Er hält mich in einem starken Griff, aber dennoch so sanft, als hätte er Angst, er würde mich zerbrechen, wenn er auch nur ein ganz klein wenig fester die Arme anspannt.
Irgendwie ist es so ein beruhigendes und angenehmes Gefühl in seinen Armen zu sein. Es fühlt sich so... richtig an. Moment was?! Ich schüttele diesen Gedanken ab und löse mich langsam aus der Umarmung.
"Ich denke... Wir sollten nach unten gehen..." Ich sehe Damien noch einmal tief in die Augen und laufe Gefahr, mich wieder in ihnen zu verlieren.
Bevor es aber so weit kommt, stimmt er mir zu und verlässt das Zimmer. Jetzt stehe ich noch allein an genau der Stelle, an der wir zuvor eng umschlungen in einer Umarmung gestanden haben...
Ich tue es Damien gleich und folge ihm nach unten in die Küche. Mom und Christina unterhalten sich ausgiebig, wobei Christina nebenbei damit beschäftigt ist, das Essen fertig zu kochen.
Allem Anschein nach hat sie einen Kartoffelgratin im Ofen und 5 Schnitzel in der Bratpfanne. Scheint ja nicht gerade ein Restaurant-Menu zu sein aber naja, ich will mich ja nicht beschweren...

Ich setze mich neben meine Mom an den Esstisch, Damien wiederum setzt sich neben mich, obwohl es am ganzen Tisch genug Plätze gehabt hätte, an denen er hätte sitzen können.
"Finn komm her, Christina ist bald mit dem Essen fertig!" Kaum hat Mom die Worte ausgesprochen, da sitzt Finn schon am Tisch und man kann ihm den Hunger förmlich von den Augen ablesen. Ich spüre wie Damien mich von der Seite her ansieht und er sich langsam zu mir vorbeugt.
"Diese weisse Bluse steht dir wirklich sehr gut. Du musst nur aufpassen, dass sie nicht nass wird."
Damien flüstert es mir so leise ins Ohr, dass nur ich es hören kann und erneut bekomme ich sofort eine Gänsehaut davon. Er bemerkt es und fängt schief an zu grinsen.
"Was soll das denn bitte heissen??" frage ich leise mit gespitzter Zunge.
"Nur, dass du aufpassen solltest, nichts auf deine Bluse zu verschütten" ist seine Antwort und er zwinkert mir schelmisch zu. Das kann nichts Gutes bedeuten...
Während dem ganzen Abendessen verhält sich Damien unerwartet höflich und anständig und er hat sich auch kein einziges Mal mehr zu mir herüber gebeugt und mir etwas ins Ohr geflüstert, was mir Gänsehaut bereitet hätte. 'Ich verstehe diesen Typ nicht... Mal ist er total arrogant und eingebildet, mal eine kalte Hülle und dann so ein anständiger Gentleman?! Aber das mit dem Gentleman scheint ja definitiv eine Seltenheit zu sein...'
Kaum haben wir alle gegessen und sind satt, ist Damien auch schon oben in seinem Zimmer verschwunden. Wow. Wie gesagt, Seltenheit, seine Gentleman-Seite.
"Vielen Dank für das Essen Christina, es war wirklich ausgezeichnet!"
"Ach bitte, war doch keine grosse Sache." In Christinas Lächeln spiegelt sich ihre Aussage so deutlich wieder, dass mir Warm ums Herz wird. Finn ist auf seinem Stuhl eingeschlafen. Mom geht zu ihm hin und nimmt ihn auf die Arme.
"Finn wird immer direkt so müde, wenn er gegessen hat am Abend."
"Das war bei Damien, als er noch kleiner war, früher auch immer so. Einen schönen Abend noch Melinda und bis zum nächsten Mal." Christina begleitet uns zur Tür und schliesst diese, sobald wir hinaus in die kühle Nacht getreten sind.

"Dieser Damien... Er scheint sich ja sehr für dich zu interessieren Aveil" Verdutzt sehe ich meine Mom von der Seite an. "Was? Wie bitte??" frage ich.
"Na, hast du denn seine Blicke nicht gesehen?"
"Mom! Ich hab einen Freund!!!"
"Schon gut schon gut, ich mein ja nur! Aber schlecht aussehen tut er keinesfalls, das musst du schon zugeben" Es ist seltsam, meine Mom so reden zu hören von einem Jungen, der knapp zwei Jahre älter ist als ich, aber um einiges jünger ist als meine Mom.
Vor unserer Haustür angekommen, kramt Mom in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel. Nachdem sie ihn gefunden hat, schliesst sie die Tür auf und wir treten ein. Mom bringt Finn nach oben in sein Zimmer, ich schliesse an ihrer Stelle die Haustür wieder ab. Dann gehe auch ich nach oben in mein Zimmer und ziehe mich um.
Ich ziehe meine Sachen aus und meine Schlafsachen an. Müde und erschöpft von diesem Tag gehe ich ins Badezimmer und putze mir die Zähne.
Danach gehe ich ins Zimmer und kuschele mich in mein gemütliches Bett. Es dauert nicht lange als auch schon der Mantel des Schlafs über mich fällt und mich in das Land der Träume führt.

Um mich herum ist alles von schwarzen Wolken eingehüllt, und Nebel verdeckt mir die Sicht. Ich erkenne nur knapp die Hand vor meinen Augen. Nur schemenhaft kann ich meine Finger ausmachen. Ich versuche, irgendetwas in meiner Umgebung zu erkennen aber, nein, keine Chance. Alles ist schwarz.
Doch halt! Da! Irgendetwas hat sich bewegt. "Wer ist da?" Doch ich erhalte keine Antwort. Ich spüre einen Luftzug hinter mir. Schlagartig drehe ich mich um, doch es ist nach wie vor nichts zu sehen. Nichts als schwarze, düstere Wolken. Auf einmal sehe ich ein schwaches, verschwommenes Licht in der Ferne. Es kommt näher. Es formt sich... zu Augen!
Angst vor dem Unbekannten steigt in mir auf. Ich versuche wegzurennen, doch ich komme nicht von der Stelle.
"Nein bleib weg!" Ich schreie vor Angst und Panik, doch die Augen kommen weiter auf mich zu.
"Bleib weg! Bleib weg! Bleib WEG!" Immer wieder sage ich diese Worte, in der Hoffnung, die Augen würden hören und weg gehen. Immer noch vergeblich versuche ich wegzurennen aber es ist, als würde mich eine unsichtbare Macht daran hindern und mich an Ort und Stelle festhalten.
Die Augen kommen immer näher. Ich habe keine Möglichkeit zu fliehen.
"BLEIB WEG VON MIR!!!" Ich schreie, dass mir fast die Stimme versagt. Langsam formt sich eine Gestalt um die Augen. Sie ist sehr gross und kommt mir auch bekannt vor...
Wieder kommt sie näher und wird immer deutlicher, aber ich kann noch immer nicht sagen, wer es ist. Ich habe längst aufgegeben, wegzurennen, da ich sowieso nicht von der Stelle komme.
Stattdessen habe ich mich auf den eisig kalten Boden gesetzt und schlinge ängstlich die Arme um meine Beine.
Die Gestalt steht nun vor mir. Sie kniet sich nieder und ist mit mir fast auf Augenhöhe. Es ist ein Junge.
Seine Augen leuchten Bernstein. Er sagt nichts, aber er legt seine Hand an meine Wange und streicht mit dem Daumen darüber. Im selben Moment blitzt etwas unheimliches in seinen Augen auf. Ich will hier weg.
Weg von diesem unheimlichen Typen! Ich will einfach weg von hier! Ich versuche aufzustehen aber ich kann mich nicht bewegen.
Es ist, als ob jemand die Kontrolle über meinen Körper übernommen hätte. Kein einziger Muskel meines Körpers lässt sich bewegen. Ich fühle mich gefangen. Gefangen in meinem eigenen Körper. Ich versuche zu schreien doch nicht mal mein Mund lässt sich öffnen.
Wieder fixiert der Junge meinen Blick. Ich versuche angestrengt, die Kontrolle über meinen Körper zurück zu erlangen aber es will mir nicht gelingen. Ich schaffe es einfach nicht, mich zu bewegen.
"Du scheinst Angst zu haben"
Die Stimme bereitet mir Gänsehaut. Sie klingt so sanft und rau zugleich. Wie durch ein Wunder bewegt sich mein Mund wieder.
"Wer bist du?"
"Das wirst du schon sehr bald erfahren" Er steht auf und wendet sich dem Gehen zu.
"Wie meinst du das? Wer bist du? Wo bin ich?" Ich bombardiere ihn mit Fragen. Er bleibt stehen und schaut mich über seine Schulter hinweg an.
"Alles mit der Zeit" Das ist die einzige Antwort, die ich bekomme, bevor er in den schwarzen Wolken wieder verschwunden ist...

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt