Kapitel ~16~

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Vor uns steht Deryll. Und hinter ihm eine Schar von Leuten, die nicht gerade einen freundlichen Eindruck machen.
"Deryll was soll das?", frage ich und halte Aria fest in den Armen.
"Was das soll? Nun wie soll ich das sagen?", fängt Deryll an zu reden.
"Sag's einfach und erklär, warum du solche finster drein blickenden Leute hinter dir hast!", zische ich.

"Alles hat eigentlich angefangen, als du davon gesprochen hast, hierher zurückzukehren. Du hast dich aus heiterem Himmel dazu entschieden, mich zurückzulassen und hierher zu kommen.
Das ganze schien mir einfach seltsam also bin ich dir gefolgt. Ich habe dich die ganze Zeit beobachtet und auch auf Aria hatte ich ein Auge geworfen. Nicht nur, weil mir von Anfang an auffiel, dass du dich für sie interessierst sondern weil ich gespürt habe, dass sie etwas ganz Besonderes ist! Ich habe schon geahnt, dass sie mehr in sich trägt, als es von aussen her scheint."
Deryll geht auf und ab, während er seine Geschichte auf den Tisch legt.

"Aber dass sie eine Nachfahrin eines längst ausgerotteten Stammes ist, der für ungewöhnliche und vor allem mächtige Kräfte bekannt war, das hat mich dann doch überrascht."
"Und wie genau soll das nun die da hinten erklären?!", knurre ich ihn wütend an.
"Nun, du weisst ja, wie viel wert ich darauf lege, alles zu lernen, was es zu lernen gibt, oder? Während ich Aria 'untersucht' habe und mir mehr und mehr klar wurde, dass sie eine Aruak ist, habe ich mir einen kleinen Plan ersonnen.
Sie hier hinter mir, übrigens sind das die Stammesfeinde der Aruak. Sie sind das Volk vom Stamm dessen Mal das Siegel des Orichalcos ist.
Im Gegensatz zu den Aruak hat ihr Stamm überlebt. Zwar gibt es nicht mehr viele von ihnen, aber sie hier haben sich mir angeschlossen.
Und zusammen mit ihrer Hilfe will ich mir Arias Kräfte unter den Nagel reissen! Leider stehst du mir dabei ziemlich im Weg!"
In Derylls Blick liegt Hass, Rachsucht und... Gier nach Macht.
Doch ich lasse mich davon nicht beirren, denn ich weiss genau, was jetzt passieren wird.

Seine Handlanger werden auf mich stürzen und mir Aria entreissen aber das werde ich zu verhindern wissen.
Also stürze ich zur Tür und breche sie mit einem kräftigen Tritt auf. Sie fliegt aus den Angeln und ich renne mit Aria davon. Seit wir zur Tür reinkamen, hat sie kein Wort mehr gesagt. Auch jetzt ist sie noch immer still.
Das einzige was sie bisher noch gemacht hat ist, ihr Gesicht gegen meine Brust zu drücken.

"Ich bringe dich in Sicherheit. Und wenn es das letzte ist, was ich tue Aria. Das schwöre ich dir!", sage ich, während ich wieder mal auf der Flucht bin mit ihr. Ich spüre, wie sie etwas gegen meine Brust murmelt, was ich jedoch nicht verstehen kann.
Ich renne mit ihr an Bäumen vorbei, zurück durch den Wald und an ihrem Haus vorbei. Bei Gelegenheit sehe ich kurz nach hinten um zu sehen, ob sie uns folgen. Und das tun sie, aber ich bin so schnell, dass sie immer weiter zurückfallen.
Tja gegen einen Vampir kommt ihr nicht an!!

Es fühlt sich an, als würde ich seit Stunden rennen, was vermutlich daran liegt, dass ich es auch tue.
Am Rande der Stadt, bei einer Tankstelle halte ich schliesslich an und lasse Aria zu Boden. Ich verschnaufe.
Ich bin schon oft mehrere Kilometer in meiner Vampirgeschwindigkeit gerannt, aber dazwischen habe ich oft auch Pause gemacht. Mit besorgter Miene sieht Aria mich an.
"Ist alles in Ordnung?"
"Ja... Es... geht... mir... gut... Bin... nur... ausser... Puste...", keuche ich schnaufend.
"Dieser Deryll...", fängt sie an, bricht dann aber ab.
"Ich... weiss... Es ist... kaum... zu... glauben..." Ich bin selten so ausser Puste gewesen.
"Ich hätte... nie von ihm... erwartet, so ein... Verräter zu sein..." Bevor ich weitersprach atmete ich einige Male tief ein und aus.

"Ich wusste schon immer, dass er alles wissen wollte... Aber dass er so weit gehen würde... Naja jedenfalls ist das wichtigste nun, dich ausserhalb seiner Reichweite zu bringen. Ich lasse nicht zu, dass er dir etwas antut und dir deine Kräfte nimmt, auch wenn wir noch nicht wissen, wozu du genau fähig bist.", sage ich und sehe sie an.
Aria tritt vor mich hin. Zwischen uns liegen jetzt nur noch wenige Zentimeter.

Sie sieht mich still schweigend aber eindringlich an. Dann legt sie ihre Hände flach auf meine Brust. Ich rege mich nicht und wage es auch nicht, irgendetwas zu sagen. Ich spüre nur, wie mein herz zu rasen beginnt und es fühlt sich an, als würde mein Herz jede Sekunde aus meiner Brust empor springen und sich aus dem Staub machen. Aria sieht immer wieder von meinen Augen auf meine Lippen, immer abwechslungsweise. Und dann geschieht es.

Sie legt ihre Lippen auf meine und küsst mich. Aber es ist nicht nur irgendein flüchtiger Kuss, nein. Es ist ein leidenschaftlicher, fordernder Kuss, der mehr sagt, als tausend Worte es je könnten. Wie aus Reflex lege ich eine Hand an ihren Nacken und die andere an ihre Hüfte und ziehe sie eng an mich. Ihre Arme schlingt sie um meinen Hals.

In mir explodieren gerade tausende Feuerwerke und meine Gedanken fahren Achterbahn. Ich kenne sie erst einige Tage aber wie lange habe ich auf diesen einen Moment gewartet? Sehnlichst und jetzt ist er da! Und das Beste? Sie hat MICH geküsst! Ich fühle mich wie im siebten Himmel und es fühlt sich auch so an, als würde die Welt still stehen und es gäbe nur uns beide.

Ich weiss nicht, wieviel Zeit wirklich vergangen ist, als wir uns lösen, aber es fühlt sich trotzdem viel zu kurz an. Ich sehe ihr wie gebannt in ihre Augen und versuche zu realisieren, was gerade eben passiert ist. Dass es WIRKLICH passiert ist.
Ich will etwas sagen aber sie verbietet mir mit einem Finger auf meinen Lippen das Sprechen. "Sag jetzt nichts", ist das einzige, was sie sagt. Dann legt sie ihren Kopf an meine Brust und ich umarme sie und drücke sie an mich.

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt