Kapitel ~2~

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Nachdem der Matheunterricht zu Ende ist und es zum Unterrichtswechsel klingelt, packe ich schnell alle meine Sachen zusammen und verlasse direkt das Klassenzimmer. Auf dem Flur entdecke ich Adam.
Ich beschliesse, mich leise zu ihm zu schleichen und zu versuchen, ihn zu erschrecken, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass es mir gelingen wird, sehr klein ist. Aber ich versuche es trotzdem.
Zu meiner Überraschung gelingt es mir auch. Er zucke ein wenig zusammen und atmet überrascht hastig Luft ein.

"Gott! Aria, erschreck mich nicht! Das ist meine Aufgabe!", lacht er, legt seine Hand an meine Taille und zieht mich zu sich. Ich kann seinen Atem in meinem Gesicht spüren und er riecht wie immer nach Pfefferminze. Wahrscheinlich von seinen Kaugummis, die er immer dabei hat.
"Guten Tag Schöne", lächelt er und drückt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Also echt! Irgendwann kotz ich noch wegen euch beiden!", kommt Vera klagend auf uns zu. "Du bist doch nur eifersüchtig auf Aria und mich, weil Du keinen Freund hast Vera!", bemerkt Adam grinsend und zieht mich noch näher an sich heran, sodass meine Brüste sich zusammendrücken an seiner Brust.
"Pff als ob!", murrt Vera und muss sich ein Grinsen verkneifen. "Jaja laber nur!", lache ich und löse mich aus Adams Griff. Erst will er mich nicht loslassen, lockert seinen Griff dann aber doch, nachdem ich ihm einen ermahnenden Blick zugeworfen habe.

"Also... Wir sehen uns doch heute Abend?", fragt Adam und ich nicke stumm. Heute ist unser halb jähriges Jubiläum. Flüchtig gibt er mir nochmal einen Kuss, bevor ich mit Vera in die nächste Unterrichtsstunde gehe. Musik. Immerhin ein Fach, in welchem mein Interesse und meine Aufmerksamkeit am Grössten sind!
Mrs. Fellen ist eine der einzigen Lehrpersonen hier, die mir einigermassen sympathisch erscheinen. Nicht nur, weil sie eine begnadete Musikliebhaberin ist wie ich, sondern weil sie auch eine liebreizende, freundliche Person ist, was bei den meisten Lehrern hier eine wahre Seltenheit ist.
Die meisten anderen Lehrer sind eher so griesgrämig und mies drauf, sodass einem selbst der schönste Tag zu Nichte gemacht werden würde.

Ich setze mich hin und Vera leistet mir augenblicklich Gesellschaft. Wie immer fängt sie an, von Thomas, einem aus meiner Musikklasse, zu schwärmen. "Ich denke, es wird langsam Zeit, dass ich mal einschreite!", sage ich und sehe sie dabei an.
"W-Was meinst du?", fragt sie mich verwirrt. "Na, dass ich Amor spielen muss!" Ihre Augen werden gross. "Nein! Nein nein nein nein nein!!! Auf keinen Fall machst du irgendwas!!!", versucht sie, es mir auszureden aber meine Entscheidung ist war getroffen und steht felsenfest.
Aber gerade als ich den Mund öffnen will, um etwas zu sagen, sehe ich, wie Damien das Zimmer betritt. Wieder klebt mein Blick an ihm, ohne das ich etwas dagegen tun kann. Vera bemerkt es und sieht ebenfalls zu ihm hin.
Er geht an uns vorbei auf einen freien Platz zu und setzt sich. Anschliessend lässt auch er erneut seinen Blick durch den Raum schweifen wie zuvor schon und bleibt, wie schon in Mathe, bei mir hängen.

"Wow", bringt Vera knapp hervor. "Wow? Was soll das denn bitte bedeuten?", frage ich sie und wende meinen Blick von Damien ab. "Einfach nur 'Wow'. Der Typ sieht echt umwerfend heiss aus!" Wir beide schweigen für ein paar Minuten... "Findest du nicht??", sagt sie schliesslich.
"Doch schon aber... Ich hab Adam und das weisst du...", antworte ich, seufze kurz und schaue wieder zu Damien hinüber. Irgendwas an ihm, und dessen bin ich mir mehr als bewusst, würde mir noch so einige Male Ärger einhandeln. Aber irgendwie weckt er auch meine Neugier.

Der Tag an sich geht recht schnell vorbei, und ich kann nach Hause gehen. Auf dem Nachhauseweg begleitet mich Adam, unsere Finger sind wie immer ineinander verschränkt. "Ich hole dich gegen acht ab, ja? Also sei dann bitte bereit!", lacht Adam und sieht mich schief von der Seite an. "Ist gut, ich werde bereit sein. So lange brauche ich auch nicht! Ich hab ja noch 4 Stunden!", grinse ich. "Da wäre ich mir nicht so sicher", grinst Adam ebenfalls und wir sind schon fast bei mir Zuhause.

Vor der Haustür angekommen stellt sich Adam mir gegenüber und nimmt meine beiden Hände in seine. Sie sind gross und meine wirken neben ihnen wie die, eines Babys. "Weisst du eigentlich, dass du mir mehr bedeutest, als mein eigenes Leben Aria?", beginnt er zu reden.
Ich spüre, wie das Blut in meinen Kopf rauscht und meine Wangen rot werden lässt. "Natürlich weiss ich das!", antworte ich nach kurzem Überlegen. Es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas aus seinem Mund höre, aber es berührt mich jedes Mal, wenn er es wieder sagt.
Es gibt mir einfach ein gutes Gefühl von Bestätigung. Dass er mich wirklich liebt... Mich wirklich will und begehrt... Er sieht mir noch eine Weile tief in die Augen, bevor er mich küsst und sich mit einem herzhaften 'Bis später' verabschiedet. Ich winke ihm noch kurz hinterher und gehe dann ins Haus, direkt nach oben in mein Zimmer.

Ich lege meine Tasche beiseite und gehe direkt zu meinem Schrank, um etwas angemessenes für heute Abend zu finden. Nach einigen, mir schier endlos vorkommenden Minuten entscheide ich mich schliesslich für einen lockeren, knielangen, saphirblauen Rock und ein weisses Neckholder-Top. Dazu meine weissen Ballerinas mit leichtem Absatz. Ich lege alles bereit und gehe anschliessend unter die Dusche.
Ich habe heute zwar nicht wirklich geschwitzt, aber ich will dennoch duschen. Nach 30 Minuten Duschens und weiteren 30 Minuten intensiver Körperpflege - das heisst, mich mit Bodylotion eincremen um den Babyhaut-Effekt aufrecht zu erhalten, für den ich an der Schule und allgemein in der Gegend bekannt bin - gehe ich zurück in mein Zimmer und schlüpfe in die bereitgelegten Klamotten.
Danach begebe ich mich zurück ins Badezimmer um meine glatten Haare mit dem Föhn zu trocknen und anschliessend mit dem Lockenstab eine Lockenfrisur zu kreieren. Das ganze dauert eine weitere Stunde und so ist auf der Uhr schon sechs Uhr abends zu sehen.

Die Sonne steht aber immer noch weit über dem Horizont und man hätte glauben können, es sei erst drei Uhr nachmittags. Adam würde erst in zwei Stunden bei mir auftauchen also versuche ich, mir mit Lesen die Zeit tot zu schlagen.
Ich weiss, ich bin viel zu früh fertig, aber ich will keinen Stress haben, zu duschen und mich umzuziehen... Das Buch, welches ich zur Zeit lese, ist 'Tagebuch eines Vampirs - Im Zwielicht'. Der erste Band einer neunteiligen Buchreihe. In dieser geht es um ein junges, siebzehn-jähriges Mädchen in einer Stadt namens Fells Church.
Sie hat blonde Haare und blaue Augen. Lapislazuliblau um genau zu sein. So wie ich sie mir vorstelle, ist sie bildhübsch. Vermutlich eine ideale, loyale und sehr zurückhaltende Freundin wie Vera es ist. Der Anfang des Buches wird mit einem Tagebuch-Eintrag von der Hauptfigur namens Elena. Eben jenes Mädchen mit den blonden Haaren.

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt