Kapitel ~14~

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Damien

Was denkt Aria eigentlich? Ich werde nicht eifersüchtig! Oder doch? Nun... Es hat mich schon ein wenig gestört, dass sie sich so Sorgen um diesen... Wie hiess er noch gleich? Andrew? Alan? Wie auch immer... Klar... er ist ihr Freund aber...
Sie verdient etwas besseres als diesen Tunichtgut! Jemanden, der sie auf Händen trägt, sie verwöhnt und ihr jeden Wunsch von den Augen abliest.
Insgeheim wünschte ich mir, dass die Bombe diesen Lappen in Stücke gerissen hat, als sie die Bombe angesprochen hat...

Denn ICH will dieser Jemand sein, der sie auf Händen trägt! ICH will dieser Jemand sein, der sie verwöhnt und ICH will dieser Jemand sein, der ihr jeden einzelnen Wunsch von den Augen abliest! Aber sie...
Sie liebt diesen Flachmann...
Hinter mir räuspert sich Deryll. Augenblicklich drehe ich mich um.
"Also ähm... Warum genau sind sie hinter ihr her?", fragt er.
"Ich weiss es nicht genau aber... Irgendetwas an Aria ist besonders und wie es scheint unentbehrlich für sie."

Deryll schiebt mich weg und betrachtet Aria. Nein... Er betrachtet sie nicht, er begafft sie! Deryll ich dreh dir den Hals um!!!
Er geht einige Male um Aria herum, sie hingegen bleibt mucks mäuschen still stehen und macht keine Bewegung. Selbst ihr Atmung sieht man kaum, so flach atmet sie.

"Also... Von aussen her und blossem Betrachten kommt man wahrscheinlich nicht darauf, was an ihr so besonders ist...", beginnt Deryll zu murmeln.
"Und... Wie kann man es sonst herausfinden?", frage ich.
"Nun... Hast du ein paar Kerzen hier?", fragt Deryll und wendet sich mir zu.
"Ähm... Ich denke schon, warum?"
"Bring sie mir einfach bitte. Derweil, Aria, setzt du dich bitte in die Mitte des Raumes.", sagt Deryll und wendet sich an Aria.

"Ich ähm...", sagt Aria.
"Aria du brauchst keine Angst vor ihm zu haben", sage ich, während ich die Kerzen hervorhole.
Ich übergebe sie Deryll und der beginnt damit, sie in der Mitte in einem Kreis auf zu stellen. Dann wendet er sich erneut Aria zu.
"Aria bitte stell dich in den Kreis aus Kerzen." Wie es Deryll verlangt, tut sie es und stellt sich zwischen die Kerzen in den Kreis.

Deryll setzt sich auf den Boden und beginnt etwas zu murmeln. Die Augen hat er dabei geschlossen.
Deryll ist kein Vampir, so wie ich, aber dennoch über hundert Jahre alt. Wie er das gemacht hat? Ganz einfach; er hat sich mit einem Unsterblichkeitszauber belegt.
Er ist ein Hexer. Ein sehr mächtiger noch dazu.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie etwas von ihm gewollt hätten aber von Aria? Was ist es, dass sie so unentbehrlich für die macht?

Ich bin so in Gedanken vertieft, dass ich gar nicht mitbekomme, wie die Kerzen von alleine, nein, wegen Deryll, anfangen zu brennen. Er murmelt etwas auf eine altertümliche Sprache, die ich schon oft gehört, aber noch nie verstanden habe. Sie klingt geheimnisvoll. "Phela Hepecto Arimonis" Ich frage mich was diese Worte bedeuten, doch bevor ich weiter darüber grübeln kann, fängt auf Arias Dekolleté etwas zu leuchten. Ich kann es nicht deuten, was genau es ist. Es blendet mich zu sehr. Zum Schutz halte ich mir die Hand vor Augen.

Als das Licht beginnt ab zu flauen, nehme ich die Hand vor Augen weg und entdecke ein Symbol auf ihrem Dekolleté.
Es leuchtet in einem strahlenden Gold. "Was...", entfährt es mir, als ich auf Aria zuschreite, nachdem sich Deryll erhoben und von dem Kerzenkreis entfernt hat.
Wie von selbst bewegt sich meine Hand auf ihr Dekolleté zu um dieses seltsame Symbol zu berühren. Aria steht wie angewurzelt da. Man sieht, wie sie ihre Muskeln anspannt. Sanft streiche ich mit meinen Fingern darüber. Sie fängt an sich zu entspannen und lockerer zu werden.
"Damien... Was... Was ist auf meiNem Dekolleté?", fragt sie, nachdem sie ihre Stimme gefunden hat.
"Ein... Ich denke es... es ist ein... Pentagramm... Ein golden gefärbtes, strahlendes Pentagramm..."
Sie sieht mich mit verwirrten Augen an.
"Deryll was hat dieses Symbol zu bedeuten?", frage ich Deryll und drehe mich zu ihm um.

"Dieses Symbol ist ein Zeichen eines längst untergegangenen Stammes. Zumindest dachte ich, dass es diesen Stamm nicht mehr gibt... Aber wenn bei ihr... dieses Symbol aufgetaucht ist dann..." Deryll bricht ab.
"Dann muss ich... eine Nachfahrin dieses Stammes sein?", beendet Aria für Deryll den Satz. Dieser nickt als Antwort.
Ich nehme Aria an der Hand und setze mich mit ihr auf das Sofa. Als ich ihre Hand berühre durchfährt mich das angenehme Kribbeln, dass ich schon verspürt habe, als ich sie das erste Mal gesehen habe. Nur das dieses Gefühl sich immer wieder verstärkt, wenn wir uns berühren.

"Also dieser Stamm ist schon über Tausende von Jahren alt und einer der mächtigsten Stämme aller Zeiten. Sogar mächtiger als das Volk von Atlantis.", sagt Deryll.
"Atlantis?", frage ich überrascht. Ich weiss, dass eine Legende gibt, die besagt, früher hätte es eine unsagbare Stadt gegeben, die jedoch aus irgendeinem Grund plötzlich unterging.
"Ja Atlantis. Ihr wisst sicher, dass diese Stadt als versunken gilt?" Aria und ich nicken.
"Nun, bevor diese Stadt untergegangen ist, wurde sie von magischen Steinen angetrieben, die die Stadt an die Oberfläche gebracht hatten. Aber die Steine wurden nicht nur für gute Zwecke verwendet.
Es gab auch niederträchtige Menschen mit finsterer Besinnung, die mit Hilfe jener Steine die Welt unterwerfen wollten. Das Volk von Atlantis sah sich damals gezwungen, um die Welt vor dem Untergang zu bewahren, die Steine zu deaktivieren und zu zerstören."
Ich unterbreche Deryll kurz. "Und was hat das ganze jetzt mit Aria zu tun?"
"Damien ich bin auch noch nicht fertig! Also bitte unterbrich mich nicht."
" 'tschuldige", sage ich knapp. Aria neben mir verkneift sich ein Kichern.
"Also was ich sagen wollte ist, dass das Volk mit dem Pentagramm-Symbol, welches an den verschiedensten Körperstellen sichtbar sein konnte, Aruak genannt wurden. Sie waren ein Volk von Indianern. Aber keine gewöhnlichen, sondern sie besassen verborgene Kräfte, die jegliche Vorstellungskraft eines Menschen übersteigen!"

"Verborgene Kräfte?", fragt Aria und berührt ihr Mal.
"Ja, verborgene Kräfte. Du fragst dich bestimmt, was für welche?", antwortet Deryll und Aria nickt.
"Ich kann dir leider auch nicht sagen, was für Kräfte das genau waren aber... Da du eine Nachfahrin bist... schätze ich, werden wir es bald mal herausfinden. In den Büchern, die ich über ausgestorbene Kulturen, wie eben jene Aruak, gelesen habe, standen Sagen und Legenden, dass die Aruak so gut wie alles tun könnten, was ihre Herzen begehrten. Also Fliegen, Teleportieren, Manipulation, eben alles."
"Wow... Und ich... ich soll das auch können? Wenn es... Wenn es denn wahr ist?"
"Ich denke schon."
Ich weiss nicht, was ich dazu sagen soll. Dass Aria etwas Besonderes ist, war mir von Anfang an klar... Aber dass in ihr das Blut einer längst untergegangenen Zivilisation eines Volkes fliessen soll? Dass überrascht mich dann doch.

Ich lege meinen Arm um Aria und augenblicklich lehnt sie sich an mich und legt ihren Kopf an meine Schulter. Sanft streiche ich ihr am Arm rauf und runter.
"Dann nehme ich mal an, dass sie deswegen hinter Aria her sind?", melde ich mich zu Wort.
"Ich schätze schon. Nur eine Frage die noch bleibt ist, wer sind sie?", sagt Deryll.
Ich zucke mit den Schultern. "Vielleicht hilft es... in der Geschichte der Aruak zu stöbern? Falls es noch... naja... ihr wisst schon, Aufzeichnungen oder ähnliches dazu gibt?", schlägt Aria vor.
"Vielleicht findet sich darin ja etwas?", fügt sie hinzu.
"Schaden wird es sicher nicht. Am Besten wir gehen zu mir. Zuhause habe ich eine riesige Sammlung alter Schriften und Aufzeichnungen. Vermutlich lässt sich dort bestimmt etwas finden.", meint Deryll.  Ich sehe zu Aria, die die Augen geschlossen hat. Sie sieht einfach so friedlich aus. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Haare. Augenblicklich öffnet sie die Augen und sieht mich an.

Ihre Augen sind wunderschön. Dieses tiefe, faszinierende Braun. Eine wahre Augenweide. In ihnen liegt so viel Leben und Zuversicht, Stärke und Mut, Wärme und Loyalität aber auch Angst und Unsicherheit, Verzweiflung und Zerbrechlichkeit, Reue und Trauer. Sehe ich in ihre Augen, sehe ich in ihre Seele.
Und plötzlich schnappe ich einige ihrer Gedanken auf.
'Seine Augen sind einfach unbeschreiblich schön und seine Nähe, die Wärme die er ausstrahlt und das Kribbeln, dass er durch seine Berührungen und mir verursacht... Es gibt mir Halt und ein Gefühl von Sicherheit...'
Sie spürt dieses Kribbeln also auch... Ein Lächeln schleicht sich auf mein Gesicht und in jenem Moment wird ihr bewusst, dass ich ihre Gedanken lesen konnte.
Doch sie beginnt ebenfalls zu lächeln und schmiegt sich an mich und für eine Sekunde fühlt es sich so an, als gäbe es nur uns zwei auf dieser Welt. Aber genau so schnell schwindet dieser Augenblick, als Deryll sich räuspert und wohl auf eine Antwort wartet.

"Wir gehen zu dir. Aber erst Morgen. Heute verstecken wir uns noch hier.", sage ich und sehe Deryll an. Er fährt sich seufzend durch die Haare, nickt dann aber.

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt