Kapitel ~13~

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Ich lege meine Arme um Damiens Hals und ziehe mich leicht zu ihm hoch. Er scheint zu ahnen, was ich vorhabe und gibt sich dem ganzen hin, doch bevor es passiert, ertönt im Hintergrund ein bedrohliches "DA VORNE IST SIE!" und Damien wacht aus seiner Trance auf.
Er hält mich ein wenig fester und beginnt zu rennen. Unsere Verfolger rennen hinterher und zwischendurch hört man den einen oder anderen ein genervtes "Schnappt sie euch!" rufen.
Die Luft prischt an uns vorbei, als gäbe es kein Morgen.
Die Schnelligkeit, die Damien an den Tag legt, ist beeindruckend, auch wenn er kein Mensch, sondern ein Vampir ist. Und auch jetzt, obwohl ich in Gefahr und auf der Flucht bin, fühle ich mich in seinen Armen sicher und geborgen, so, als könnte nichts auf der Welt mir mehr etwas anhaben. Als wäre ich unerreichbar.
Wir rennen und rennen, ohne eine Pause zu machen und es scheint kein Ende zu nehmen und ich fürchte schon, unsere Verfolger hätten uns eingeholt. Damien fliegt beinahe über den Boden hinweg.
Die ständige Luft, die mit ins Gesicht schlägt, macht mich müde und so schliesse ich die Augen und schmiege mich, so gut es geht, da wir ja auf der Flucht sind, an Damien heran. Ich nicke ein.

Als ich wieder aufwache, sind wir in einer Art Hütte. Zumindest sieht es so aus. Denn in dem Raum, in dem wir uns befinden steht ein Bett aus Holz, ein Nachttisch, ebenfalls aus Holz, eine Kommode, ein kleines Sofa auf dem ich liege und ein Fenster.
Mir fällt auch auf, dass ich auf Damiens Brust liege. Er hat die Augen geschlossen, sieht aber nicht so aus, als würde er tief und fest schlafen. Vermutlich döst er nur ein wenig.
Ich rappele mich auf und stehe auf. Damien öffnet blitzartig die Augen und steht auf, wie von einer Wespe gestochen. "Damien beruhig dich, ich bin nur aufgestanden."
"Oh... Ach so..." Er kratzt sich am Hinterkopf und... Warte mal... Wird Damien gerade rot um die Wangen?! Damien? Damien?!

"Was ist mit mir?", fragt Damien.
"Hm?" Erst verstehe ich nicht, was er meint, doch dann fällt es mir wieder ein.
"Hör auf in meinen Gedanken zu stöbern!!!" Ich zische ihn an und schlage ihm auf den Oberarm. Er hält sich die Hand an die Stelle, an der ich ihn getroffen habe und wimmert ein gespieltes "Aua".
"Wo sind wir hier?", frage ich ihn.
"Irgendwo im Nirgendwo", scherzt er.
"Damien", stöhne ich genervt.
"In Sicherheit. Für's Erste zumindest. Ich weiss nicht, wie lange sie brauchen werden, um uns beziehungsweise DICH hier zu finden."
"Ich verstehe immer noch nicht, was an mir so besonders sein soll, dass mich jemand verfolgt..." Das ganze nicht begreifend drehe ich mich um und gehe zu dem Fenster. Draussen ist es stockdunkel und man sieht kaum zwei Meter von der Hütte weg.
"Ich weiss es auch nicht genau, was sie von dir wollen aber es gibt genug Dinge, die dich zu etwas Besonderem machen."
Bei seinen Worten steigt mir wieder das Blut in den Kopf und meine Wangen beginnen zu glühen. Ich spüre, dass Damien hinter mir steht, denn der Zimtduft verstärkt sich.

Es vergehen endlos scheinende Minuten bis er seine Hände an meine Oberarme legt. Ich schaue schräg auf meinen rechten Oberarm, auf dem seine rechte Hand ruht. Eine Wärme und ein mittlerweile gewohntes Kribbeln durchfährt mich. Schliesslich drehe ich mich um und sehe ihm in die Augen. Sie funkeln.
Ich sehe dann auf seine Lippen. Seine vollen, zum Küssen einladenden, perfekten Lippen. Ohne es zu bemerken beisse ich mir auf die Unterlippe. Ich verspüre ein solch dringendes Verlangen meine Lippen auf seine zu legen, doch ich reisse mich zusammen, diesem Drang zu widerstehen.

Auch wenn Adam sich seltsam verhalten hat und... Ach du Scheisse Adam! Den hätte ich fast vergessen! Wie es ihm wohl geht? Ob er von der Bombe schlimm erwischt wurde? Sofort will ich ihn anrufen und merke aber, dass ich noch in meinem Pyjama bin und mein Handy somit Zuhause liegt. Auf meinem Schreibtisch.
"Woran denkst du?", bricht Damien das Eis und holt mich aus meinen Gedanken zurück.
"Du kannst Gedanken lesen. Sag du es mir."
"Ich weiss es nicht. Jetzt gerade konnte ich sie nicht lesen."
"Was? Wolltest du nicht oder konntest du wirklich nicht?"
"Ich konnte wirklich nichts sehen."
Es überrascht mich, dass Damien meine Gedanken gerade nicht lesen konnte. Woran das wohl liegt? Ich weiss es nicht, aber es wäre praktisch zu wissen, wie ich das angestellt habe, damit er nicht noch mehr in meinem Kopf ist als eh schon.
Äh also... Nicht, dass ich... dass er... naja... also... Ach, vergessen wir das mal!

Ich entferne mich von Damien und gehe zurück zu dem Sofa, auf dem wir bis eben noch gelegen sind. Ich setze mich hin und seufze kurz. Damien sieht mich an. Er steht immer noch auf der Stelle, auf der er hinter mich getreten ist vorhin. "Ist etwas?", fragt er.
"Nur... Ich wollte... Ich habe gerade an Adam gedacht und die Bombe... Wie es ihm geht und... ob es ihn schlimm erwischt hat..." In meiner Stimme hallt Angst und Verzweiflung wider. Damien kommt zu mir und setzt sich neben mich hin. Dabei legt er den Arm auf meinen Rücken und streicht darüber.

"Ihm ist sicher nicht all zu viel passiert..." In seiner Stimme liegt irgendwie ein Hauch von Traurigkeit, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen warum.
"Meinst du?", frage ich. Er nickt als Antwort.
"Ja. Sobald ich mir sicher bin, dass wir wieder zurückgehen können, können wir ja nach ihm schauen, in Ordnung?"
"Wirklich??", sage ich. Wieder nickt er. Vor Freude falle ich ihm um den Hals und reisse uns beide auf den Boden, sodass ich auf ihm liege.
In sein Gesicht schleicht sich ein schelmisches Lächeln. Und bei mir melden sich rote, glühende Wangen wieder zu Wort, was ein breites Grinsen bei Damien als Reaktion hervorruft.
Ich versuche aufzustehen, aber Damien hält mich fest, indem er seine kräftigen Arme um mich schlingt und mich an seine Brust drückt.

"Damien lass mich bitte los...", seufze ich.
"Ich möchte aber nicht."
"Warum?" Ich sehe ihm direkt in die Augen. Einmal mehr fasziniert mich die ungewöhnliche Farbe seiner Augen.
"Einfach so."
"Sag."
"Weil..."
Im selben Moment hämmert jemand gegen die Tür der Hütte und Damien steht schneller als man Fischer's Fritz hätte sagen können. Damien geht langsam zur Tür, während er mir deutet, mich hinter dem Sofa zu verstecken. Ich tue wie er mir gezeigt hat, spähe aber unauffällig um die eine Ecke hervor, als Damien die Tür langsam öffnet.

"Wer immer du bist, entweder du bist auf der Seite der Guten oder du bist im nächsten Augenblick tot!", knurrt Damien bedrohlich. Dann ertönt eine tiefe Männerstimme.
"Begrüsst man so einen alten Freund?" Ich kann Damiens Gesicht nicht sehen, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es jemand ist, den er gut kennt und wie sich in gerade diesem Moment seine Augen weiten.
"Deryll??"
"Der einzig Wahre! Und jetzt lass mich rein, bevor sie mich sehen!" Damien tritt zur Seite, lässt Deryll herein und sieht sich vorsichtshalber nochmal um ehe er die Tür wieder schliesst.
Deryll ist ein bisschen kleiner als Damien, hat braune, kurze Haare, die auf der Seite ziemlich abrasiert sind und braune Augen, die ein wenig Grün beinhalten. Er sieht nicht so muskulös aus wie Damien, aber dennoch sollte man auch mit ihm vermutlich nicht anlegen sollte.

"Man wie lange ist es her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben??", sagt Deryll und die beiden geben sich einen Handschlag, den sie wohl zusammen ausgetüftelt haben. Aus Angst verstecke ich mich immer noch hinter dem Sofa.
"Zu lange!", sagt Damien.
"Sag mal, was machst du eigentlich hier?", fragt Deryll.
"Ich bin sozusagen auf einer 'Rettungsmission'.", antwortet Damien. Dann steht er vermutlich auf, denn ich höre ein Knarzen von Sprungfedern, welches bei einem alten Sofa immer dann erklingt, wenn man aufsteht.
"Rettungsmission? Für wen genau?", fragt Deryll.
"Aria komm raus. Deryll ist einer von den Guten und ein ziemlich guter Freund von mir. Er tut dir nichts."
Zögernd erhebe ich mich hinter dem Sofa und gebe mich zu erkennen. Deryll fällt sofort die Kinnlade runter.
"Deryll mach den Mund zu!", brummt Damien. Da ich weiss, dass Damien meine Gedanken lesen kann, versuche ich irgendwie ihm eine "Nachricht" zu schicken.
'Damien bist du etwa eifersüchtig??'
'Ich? Eifersüchtig?! Spinnst du??'
'Nein aber es sah so aus...' Diesen Gedanken unterstreich ich noch mit einem frechen Grinsen. Damien kommt auf mich zu und stellt sich mir gegenüber und verdeckt Deryll die Sicht auf mich.
'Ich werde nicht eifersüchtig Süsse.'
'Sah aber anders aus!'
'Das hättest du wohl gern, was?' Er grinst. Ich boxe ihm leicht in die Magengegend. Den Bauch haltend schwankt er zurück.

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt