Kapitel ~11~

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Aria

Als ich aufwache, liege ich eng an Damien gekuschelt und nehme wieder seinen Zimtduft wahr. Er scheint tief und fest zu schlafen. Ich versuche mich leise aus dem Bett zu stehlen, merke dann aber, dass Damien seinen Arm um mich gelegt hat, so fest, als würde ich mich sonst in Luft auflösen.
Erst jetzt spüre ich auch bewusst wieder das Kribbeln, welches er in mir auslöst, wenn er mich berührt. Haben wir etwa die ganze Nacht so gelegen? Damien murmelt irgendetwas im Schlaf, ehe er sich auf die Seite dreht und mich nochmal ein Stück an sich drückt.
Ich weiss, dass ich einen Freund habe aber bei Damien, in seinen Armen da... da fühle ich mich einfach so wohl und... sicher... Und es fühlt sich irgendwie auch... richtig an. Ganz im Gegenteil zu Adam. Wenn ich mit ihm so nah war, dann hat es sich weder richtig angefühlt, noch habe ich mich so wohl oder sicher wie jetzt gefühlt. Es fühlt sich an, als würden Stunden vergehen, so wie wir jetzt liegen.
Schliesslich lässt Damien locker und reckt sich einige Male ehe er sich aufrichtet und sich müde die Augen reibt.
Ich tue es ihm gleich und stehe dann auf.
"Guten Morgen", murmelt er hinter mir.
"Guten Morgen", antworte ich und greife nach ein paar Klamotten aus meinem Schrank, die ich heute anziehen möchte. Da es heute sehr warm werden soll, entscheide ich mich für ein bauchfreies Top, das mein Bauchnabelpiercing zur Geltung bringt, und ein paar kurze, selbstgeschnittene blaue Jeans.
"Hast du heute Lust etwas anderes als Schule zu machen?", höre ich Damien plötzlich fragen. Verwirrt und nicht verstehend was er meint drehe ich mich zu ihm um. Er scheint das Fragezeichen in meinem Gesicht lesen zu können. "Ich meinte damit, dass wir heute Blau machen könnten?"
"Blau machen? Wie in Schwänzen?!" Er nickt. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie geschwänzt! 'Ich und schwänzen?! Niemals!' sage ich in Gedanken.
'Ach komm, das wird ganz lustig!'
"Damien!", schreie ich auf. Das MUSS er gewesen sein in meinen Gedanken.
"Ja?"
"Kannst du mir mal erklären warum ich dich immer in meinen Gedanken höre, wenn ich gerade etwas gedacht habe?!" "Nun... Ich könnte es dir erklären aber..."
"Aber?!"
"Aber wo bliebe dann der Spass an der Sache?" Er unterstreicht seine Aussage mit einem frechen Grinsen.
"Du erklärst mir das ganze jetzt! SOFORT!", kommandiere ich.
"Hmm... Lass mich mal überlegen... Nö!" Er grinst immer noch.
"Damien!"
"Was kriege ich, wenn ich es dir erkläre?" Ich schüttele den Kopf.
"Wie bitte?"
"Na, wenn du so dringend willst, dass ich es dir erkläre, was bekomme ich dann dafür?"
"Ich ähm... Ich... Weiss nicht? Was... Was willst du denn?"
"Schwierige Frage... Es gibt vieles, das ich will... Aber so spontan will ich nur eines." Er sieht mich mit seinem schiefen, frechen Grinsen an, welches mich so nervt.
"Und das wäre?" Ich verschränke meine Arme und atme genervt aus. Es vergehen mehrere Minuten, in denen Damien mich einfach nur ansieht.
"Nun spuck's schon aus Damien!!!", werde ich ungeduldig und stemme meine Hände in die Hüften. Er kommt auf mich zu und als er nur noch wenige Zentimeter von mir entfernt ist, fängt er an zu reden.
"Einen Kuss. Von dir." Er grinst jetzt so richtig krass, dass es mich glatt umgehauen hätte, wenn ich nicht so überrascht und geschockt zu gleich gewesen wäre.
"Bitte was?!", presse ich geschockt zwischen meinen Lippen hervor.
"Du hast mich schon verstanden Süsse. Wenn du es wirklich wissen willst, musst du auch den Preis zahlen."
Und mit diesen Worten geht er an mir vorbei ins Badezimmer. Er verlangt echt einen Kuss von mir, nur damit ich erfahre warum ich ihn ständig in meinen Gedanken höre?! Bestimmt nicht!!!

Nachdem Damien aus dem Badezimmer zurückkam, bin ich sofort hineingestürmt und habe mich fertig gemacht.
Als ich in die Küche gehen will, kehre ich nochmal schnell um, und schaue in Finns Zimmer aber er ist nicht da. Ich vermute es geht ihm schon besser, daher wird er vielleicht schon in der Küche sitzen und essen. Ich gehe nach unten in die Küche aber ausser Damien sehe ich niemanden.
"Wo ist Finn??", frage ich ohne nachzudenken, dass Damien vielleicht gar nicht mehr weiss, wer Finn ist.
"Dein kleiner Bruder? Ich weiss es nicht...", sagt Damien und stellt zwei Teller mit Essen auf den Tisch. Bratspeck mit Spiegeleiern.
"DU hast...?", sage ich verdutzt und setze mich an den Tisch.
"Ich habe was? Tut mir Leid, ich kann keine unvollendeten Sätze verstehen!" Er grinst und setzt sich ebenfalls hin.
"Du weisst genau was ich meine!", knurre ich und fange an zu essen.
"Da hat jemand aber Hunger, was?", grinst er, doch ich antworte nicht.

Nachdem ich fertig gegessen habe, stelle ich meinen Teller ins Waschbecken und gehe zurück nach oben. Ich krame alle meine Sachen zusammen und will aus dem Haus, zur Schule gehen, doch Damien versperrt mir im Türrahmen meines Zimmers den Weg.
"Damien geh bitte weg, ich muss in die Schule! Ob du kommst oder nicht, weiss ich nicht, aber er interessiert mich eigentlich auch gar nicht."
"Du gehst nirgendwohin ohne mich", ist seine Antwort und er drückt mich in mein Zimmer zurück und schliesst hinter sich die Tür.
"Wir bleiben heute hier Aria."
"Aber ic-"
"Keine Widerrede Aria!" Sein Blick und seine Stimme sind ernst. Ich wage es nicht, zu widersprechen. Stattdessen lege ich meine Sachen für die Schule auf meinen Schreibtischstuhl und setze mich auf mein Bett.

"Aria ich will dir nichts Böses. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl, wenn wir heute in die Schule gehen würden." Jetzt ist er wieder ruhiger und spricht mit seiner Stimme, die so sanft klingt, wie eine Schlafmelodie.
Ich verstehe nicht ganz, was denn so schlimmes heute passieren könnte, dass er nicht will, dass wir in die Schule gehen aber ich höre auf ihn und wir bleiben Zuhause. In meinem Wohnzimmer machen wir es uns gemütlich und schauen einen Film nach dem anderen.

Um etwa zwei Uhr nachmittags sehe ich auf mein Handy. Drei SMS von Vera und eine Voicemail von Adam. Ich lese mir die SMSen von Vera gar nicht erst durch, so wie sie sich gestern verhalten hat!
Adams Voicemail hingegen macht mich neugierig, also spiele ich sie ab und höre sie mir an.
'Aria wo bist du?! Du hast noch nie die Schule geschwänzt! Komm sofort her oder ich hole dich persönlic-' und dann hört man im Hintergrund einen lauten Knall. Es klingt wie eine Explosion und die Voicemail endet hier.

Damien neben mir hat alles mitangehört und hat sich längst aufgerichtet und unsere Position aufgegeben.
"Was zum Teufel war der Knall im Hintergrund??" Damien sagt aber nichts dazu, sondern steht auf und läuft durch das ganze Haus und verdunkelt alle Räume.
"Was... Was mac-"
"Sch!"
Er hält mir den Mund zu und gibt mir mit dem Kopf zu verstehen, ihm still nach oben zu folgen. In mir werfen sich total viele Fragen auf...

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt