Kapitel ~23~

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Aria war hier. Das weiss ich. Ich habe nämlich ihr Parfüm gerochen. Allerdings rieche ich ganz schwach auch einen anderen Duft, den ich nicht einordnen kann... Doch wo ist sie jetzt? Eigentlich sind alle Sinne eines Vampirs tausend Mal besser als die eines gewöhnlichen Menschen, doch ein Sinn bleibt auf dem Normalstand, es sei denn es ist Blut. Der Geruchssinn. In solchen Momenten wäre es von grosser Nützlichkeit, ein Werwolf zu sein...
Der Geruchssinn eines Werwolfs ist nur schon in seiner menschlichen Erscheinungsform um ein vielfaches besser als die eines Menschen. Haben sie die Witterung aufgenommen, können sie schon auf eine Distanz von 10 Kilometern eine Person ausfindig machen... "Man Aria, wo bist du nur?", sage ich mehr zu mir selbst, als dass es wirklich eine ernsthafte Frage ist.

Ich will die Suche noch nicht aufgeben, doch es ist mittlerweile schon dunkel und vermutlich schon nach 22 Uhr... Es wäre wahrscheinlich klüger, morgen weiter zu suchen, auch wenn ich mich dagegen sträube... Daher beschliesse ich, wider Willens, zu Amelias protziger Villa zurück zu kehren. Vor der Haustür erwartet mich schon Moni, die Dienstmagd von Amelia. "Und? War deine Suche von Erfolg gesegnet?" Ich schweige und senke den Kopf. "Ich verstehe... Nun, ich bin sicher, dass Lady Amelia Recht behält, wenn sie sagt, ihr würde nichts passiert sein." Ich gehe wortlos an Moni vorbei, in die Villa hinein und steuere direkt die Treppen im Hauptsaal an.
"Lady Amelia befindet sich in ihrem Wohnzimmer, links der Treppen!", erklingt hinter mir der Ruf von Moni. "Danke!" Ich biege nach Links ab und betrete ein schick eingerichtetes Wohnzimmer. Das lange Sofa ist mit rotem Samt überzogen und sieht sehr gemütlich aus, ebenso die zwei Sessel, wo Amelia in einem der beiden sitzt, die den Raum füllen. Bei den Fenstern hängen goldgelbe Vorhänge, die das gesamte Wohnzimmer mit dem Licht eines beginnenden Sonnenaufgangs schmücken. "Komm, setz dich Damien." Amelia deutet auf den anderen Sessel mit rotem Samtbezug.
Ich setze mich ihre Bitte zufolge in den Sessel.

"Ich vermute mal, du warst ohne Erfolg auf deiner Suche?", fragt Amelia. Ich nicke stumm. Sie seufzt einmal kurz.
"Damien, ich kann dir versichern, Aria geht es gut. Ich habe die altehrwürdigen Ahnen der Aruak gebeten, auf sie Acht zu geben und sie zu behüten, solange sie diesem Haus fern ist." Die Worte, die aus Amelias Mund kommen, sollten eigentlich zur Beruhigung meiner Nerven dienen, aber diese perlen einfach an mir ab. So, als ob sie gar nichts gesagt hätte.

"Damien, ich würde vorschlagen, dass du dich für heute zur Ruhe setzt und dich erholst. Du kannst deine Suche morgen fortsetzen. Ich werde dafür die Ahnen bitten, dir beizustehen. Dein Zimmer findest du im ersten Stock, es ist die zweite Tür rechts von der Bibliothek." Und mit diesen Worten erhebt sich Amelia aus dem Sessel und verlässt das Wohnzimmer. Ich seufze, fahre mir durch die Haare und tue es ihr gleich, indem ich das Wohnzimmer verlasse und in mein Schlafzimmer gehe. Um ehrlich zu sein; Die Suche hat mich echt geschlaucht und jedwede Energiereserve die ich hatte, aufgebraucht...

Im Zimmer angekommen reisse ich mir förmlich die Klamotten vom Leib und schmeisse mich in Boxer in das Bett, in der Hoffnung, ein wenig erholsamen Schlaf zu finden.

Während der Nacht träume ich immer wieder von den schrecklichsten Dingen, die Aria passieren könnten. Zum Beispiel, dass sie von einer Horde versteckter, kannibalischer Ureinwohner gefangen genommen und gekocht wird, oder dass sie von einem Wolf zerfleischt wird und derartige Sachen... Zwischen den Alpträumen wache ich immer schweiss gebadet auf und muss erst ein paar Mal tief ein- und ausatmen, ehe ich mich wieder schlafen legen kann.

Am nächsten Morgen wache ich um etwa halb zehn Uhr auf. Da ich noch vor Schweiss triefe, springe ich kurzerhand unter die Dusche und lasse das Wasser eiskalt auf meine Haut prasseln. Viel spüre ich jedoch nicht davon, da meine Nerven wie taub sind vor lauter Sorge um Aria.
Ich könnte im Moment alles auf den Kopf stellen und demolieren, so viel Wut, Frust, Sorge und auch... Angst... trage ich in mir, wegen eines einzigen Menschen, eines einzigen Mädchens. Ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustösst. Auch wenn sie völlig ausgetickt ist, weil gerade ihr das passiert, so weiss ich, dass sie es nicht ernst gemeint hat.

Jedoch ändert das nichts an der Tatsache, dass sie wie vom Erdboden verschluckt ist...

Nach der Dusche gehe ich planlos in der gesamten Villa auf und ab. Moni hält mich irgendwann auf und spricht mit mir. "Junge, es bringt nichts, wenn du hier Kreise in den Boden gehst. Lady Amelia sagt, es wird ihr nichts passieren. Ausserdem ist Hawaii nicht sonderlich gross und eigentlich eine friedvolle Insel. Ausser einigen Tsunami-Warnungen, ist hier noch nie etwas ganz furchtbares geschehen." "Mag ja sein, aber dieses Mädchen bedeutet mir mehr als die Welt, ja mehr als mein eigenes Leben! Und ich weiss einfach nicht wo ich nac-" Und im selben Moment höre ich Schritte und Stimmen von ausserhalb der grossen Haustür der Villa. Ich wende mich von Moni ab und schreite langsamen Schrittes auf die Tür zu.

"Mein Junge, was hast du vor?", fragt Moni mich hinter meinem Rücken.
"Ich will wissen, wer das da draussen vor der Tür ist, also schleiche ich mich leise dahin, um die Stimmen besser hören zu können!", flüstere ich leise und trete bei jedem Wort, das ich sage, näher an die Tür heran. Als ich ganz nahe bei der Tür bin, bemerke ich, dass es zwei Stimmen sind, eine weibliche und eine männliche. Die weibliche Stimme kenne ich sehr wahrscheinlich, aber die männliche Stimme ist mir völlig unbekannt.

Ich will gerade den Türgriff nach unten drücken und sehen, wer da draussen ist, als sie von aussen geöffnet wird und ich sehe...

Ohoh Cliffhanger :o Tut mir leid Leute, aber ich wollte mir einfach mal einen offensichtlichen Cliffhanger leisten :D Ihr könnt euch sicher eh schon denken, wer vor der Tür ist ;)
-Angel

Unsterbliche LiebeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt