17. Kapitel - Folgen

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„Weiß jemand von euch, wo Elias bleibt?", fragte Lucas ungeduldig und sah auf seine Uhr. In den letzten Wochen waren wir meistens gemeinsam von der Schule nach Hause gelaufen, doch heute schien sich unser kleiner Bruder unnormal viel Zeit zu lassen.

„Vielleicht sollten wir zu seinem Klassenraum gehen.", schlug ich vor und erntete sofort einen wütenden Blick von Lucas. Seit dem ich mit Alec von unserer Kreidepause wiedergekommen war, hatte mir mein eigener Zwillingsbruder diesen Blick geschenkt und schien in nächster Zeit nicht damit aufhören zu wollen. Egal wie nett ich auch versuchte zu ihm zu sein, jedes Mal wenn ich meinen Mund öffnete, wurde ich sofort in die hintersten Ecken der Hölle verwünscht und wusste noch nicht einmal womit ich das verdient hatte.

„Ich bin dafür, dass wir einfach nach Hause gehen – Elias ist nun mal beschäftigt und braucht gerade keine Geschwister, die ihm einen Strich durch die Rechnung machen." Moritz klang dabei so, als wüsste er ganz genau, warum unser kleiner Bruder uns versetzt hatte.

„Was verheimlichst du uns?", sprach Lucas meine Gedanken aus und verhinderte damit schon wieder, dass ich mich bemerkbar machte. Er war so sauer auf mich, dass ich mich am liebsten in Luft aufgelöst hatte, aber der vernünftige Teil meines Körpers ließ mich bei den beiden Jungen bleiben. Vielleicht bildete ich mir seine ganzen Reaktionen einfach nur ein, da mein Unterbewusstsein ein schlechtes Gewissen dank des Kusses mit Alec entwickelt hatte.

„Nichts", beteuerte Moritz, doch er war ein ziemlich schlechter Lügner. „Ich habe nur Elias mit einem Mädchen gesehen und möchte wirklich nicht, dass seine großen Geschwister ihm diese Nummer kaputt machen – der Kleine wirkte wirklich glücklich." Meinte er etwa Emma? Dem leisen Fluchen, das aus Lucas Mund entfloh, nach zu urteilen dachte mein Zwillingsbruder genau dasselbe wie ich.

„Es ist in Ordnung.", sprach ich deshalb ruhig und hoffte, dass Lucas Emma und Elias nicht sofort trennen würde. „Alec kann ihnen nicht für immer verbieten sich zu sehen." Ich wollte sowieso noch einmal mit ihm darüber sprechen, doch in letzter Zeit waren wir mit anderen Themen beschäftigt gewesen.

„Was hat das denn mit Aggro-Alec zu tun?", fragte Moritz sofort und erst da fiel mir auf, dass er gar nicht wissen konnte, was auf Elias Geburtstagsfeier passiert war.

Bevor ich ihn jedoch aufklären konnte, drängte sich etwas anderes in den Vordergrund, das ich erledigen musste, ehe ich mich auf die Wesentlichen Dinge konzentrieren konnte: „Nenn' ihn nicht so." Es war doch kein Wunder, dass er sich dauernd Eskapaden leistete, wenn niemand an seine gute Seite glaubte.

Ohne auf meine Worte einzugehen, begann Lucas damit, seinen besten Freund aufzuklären und ignorierte mich dabei geflissentlich – das war ja seit heute nichts neues mehr. „Alec ist der große Bruder von Emma – die irgendwie Elias Freundin ist – und hat ihr verboten mit unserem Bruder abzuhängen. Der Kleine war am Boden zerstört." Musste er Alec wirklich so schlecht aussehen lassen?

„Er hatte seine Gründe, also hört endlich auf hinter seinem Rücken so über ihn zu reden!" Ich hatte genug von der Lästerei, wenn sie ein Problem mit Alec hatten, dann sollten sie ihm das ins Gesicht sagen und keine feigen Namen für ihn erfinden.

„Tut mir ja wirklich leid, dass dein Loverboy so ein Arsch ist, aber ich habe nur die Wahrheit über ihn gesagt." Lucas ging auf Angriff, also musste er wirklich sauer sein. Ob er wusste, was Alec und ich in unserer Kreidepause getan hatten?

Aber selbst wenn er es wüsste, gab es ihm noch lange kein Recht, so über den Jungen mit den eisblauen Augen zu reden, der so viel mehr war, als bloß sein erschreckendes Aussehen. „Er ist nicht mein Loverboy, also hör endlich auf ihn so grundlos fertig zu machen!"

„Denkst du wirklich, er hat es nicht verdient?" Lucas lachte sarkastisch auf und klang dabei so bösartig, dass ich automatisch einen Schritt zurück trat. „Man der Typ hat Leute Krankenhausreif geprügelt – willst du wirklich mit so einem zusammen sein?"

Wer nicht kämpft, kann nicht gewinnenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt