Socially Awkward. | Band 1 |✔

21

Müde schleppte ich mich runter in die Küche von Vince. Ich hatte gestern nicht viel Schlaf bekommen, weil mein Gehirn einfach nicht die Klappe halten wollte.
Schließlich hatten mein Gehirn und ich uns darauf geeinigt, dass das gestern nichts zu bedeuten hatte, die Anziehung zu Vince lag schlicht und einfach an Schlafmangel.

...Oder auch nicht.
Ich hielt mitten in der Bewegung und sah Vince mit geweiteten Augen an. Zum ersten Mal seitdem ich ihn kannte sah ich ihn in Jogginghosen und einem einfachen weißen Shirt. Seine Haare waren ungemacht und ich musste bei seinem Anblick automatisch lächeln.
Er bereitete gerade das Frühstück vor, was seine Attraktivität erheblich steigerte.
"Morgen", grüßte er mich mit einem warmen Lächeln.
"Morgen", grüßte ich ihn leicht perplex zurück und nahm Platz an einem der Barhocker, so konnte ich auch gleich sehen was er herrichtete.
"Du trägst Jogginghosen?", fragte ich ohne groß nachzudenken.
Vince sah mich amüsiert an. "Natürlich. Meinst du ich trag 24 Stunden lang nur Anzüge?", fragte er mich mit hochgezogenen Augenbrauen zurück.
"Na ja... irgendwie schon...", gestand ich, weshalb er auflachte.
Er teilte das Rührei und den Speck auf zwei Teller auf und überreichte mir eines.
"Ich trage die Anzüge nur, wenn ich ausgehe. Befehl von meinem Dad. Ich will ihn ja nicht blamieren, weil mich jemand in normaler Kleidung sieht", erklärte er gleichgültig.
Wut kochte in mir auf als ich das hörte.
Ich kannte seinen Vater noch nicht einmal und trotzdem hasste ich ihn. Am liebsten wollte ich jetzt zu ihm hingehen und eine Schaufel über seinen Kopf ziehen. Aber davor würde ich ihn noch anschreien...

Ich war so tief in meine Gedanken versunken, dass ich Vince Präsenz neben mir erst gar nicht bemerkte. Er drehte den Hocker vorsichtig zu ihm und strich mir sanft über meine Wange als ich zu ihm aufsah.
"Es ist schon okay. Ich finde es nicht sonderlich schlimm", beruhigte er mich mit einem leichten Lächeln.
Ein warmes Gefühl breitete sich bei seiner Berührung in mir aus.
Ich nickte nur, da ich kein Wort rausbrachte.
"Also dann hau rein bevor die Jungs kommen"
Er nahm seine Hände wieder zu sich und wandte sich dem Essen zu.
Aus irgendeinem Grund machte sich Enttäuschung in mir auf und ich musste mich beherrschen nicht zu schmollen.
Gott, was war mit mir los?!
Wir aßen in Ruhe und räumten danach die Sachen ein als es an der Tür klingelte.
Ich hatte gestern Noah noch geschrieben, dass ich bei Vince sein würde aber er hatte es erst heute Morgen gesehen.
Hoffentlich würde er jetzt keinen Stress deswegen schieben...
Vince machte die Tür auf und er und die Jungs kamen in die Küche.
"Morgen Robster", grüßte mich Noah in einem normalen Ton, weshalb ich meine Stirn runzelte. Isaac und Elijah grüßten mich ebenfalls als wäre nichts dabei.
Wollte er denn nichts dazu sagen?
Er ging einfach zum Kühlschrank und holte sich eine Cola. "Auch was?", fragte er uns als wir ihn mit einem "What the fuck?'- Blick ansahen. Isaac, Elijah und ich schüttelten gleichzeitig unsere Köpfe während Vince an seinem Handy tippte.
"Bro willst du nichts dazu sagen?", sprach Isaac meine Gedanken aus, weshalb ich ihm einerseits eine kleben und andererseits danken wollte.
"Zu was sagen?", fragte Noah verwirrt.
Elijah runzelte seine Stirn und wir tauschten einen kurzen Blick aus.
"Dude deine Schwester hat gestern bei Vince gepennt", stellte Elijah das ganze nochmal klar.
Vince schaute bei der Erwähnung seines Namens auf und legte sein Handy weg.
"Und?", fragte Noah noch verwirrter als zuvor.
"Hä willst du mich verarschen? Hätte Robin bei mir oder Elijah gepennt wärst du Amok gelaufen", gab Isaac von sich.
"Ja aber sie hat bei Vince gepennt und nicht bei einem von euch", antwortete Noah schulterzuckend.
"Ach so, wenn sie bei Vince pennt ist alles okay?", hakte Elijah ungläubig nach.
Mein Blick wanderte zu
Vince, der die Jungs amüsiert beobachtete während sie sich darüber aufregten.
"Ja wieso denn auch nicht? Bei Vince weiß ich, dass er niemals versuchen würde sie ins Bett zu kriegen. Ich mein kommt schon Leute er würde wahrscheinlich zuvor um ihre Hand anhalten und um den Segen meiner Mutter bitten", gab Noah amüsiert von sich.
Plötzlich war es totenstill.
Elijah und Isaac schienen über Noahs Wörter nachzudenken während Vince meinen Blick mied als ich ihn musterte.
Er sah krampfhaft auf seine Hände, weshalb meine Mundwinkel hochzuckten.
"Ja man voll", stimmte ihm Elijah dann zu.
Isaac lachte auf.
"Wahrscheinlich würde er auch noch Kerzen und so ein Shit kaufen", sprach er amüsiert und Elijah stimmte in sein Lachen mit ein.
Vince warf den beiden einen bösen Blick zu und sie verstummten wieder.
Da ich genug davon hatte über Vince Sexleben zu reden wechselte ich das Thema.
"Hübscher Ring", kommentierte ich grinsend und sah auf Isaacs Ringfinger an dem ein Plastikring aus einem Kaugummiautomaten steckte. Er stöhnte genervt auf.
"Ich habe nicht mal einen Plan woher und wieso ich den habe", seufzte er auf und versuchte den Ring abzunehmen.
"Wirklich? Du weißt also nichts mehr von deiner Verlobung mit Jen?", fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen.
"Meiner Verlobung mit wem?", kam es schockiert von ihm zurück.
Die Jungs versuchten sich ihr Lachen zu unterdrücken.
"Na Jen, die etwas kleinere Brünette. Sie sollte auf deine Drachen aufpassen", redete ich weiter und sah wie Isaac immer blasser wurde.
"Das habe ich echt gesagt?"
Er rieb sich seine Schläfen.
"Jup"
"Fuck. Ich weiß nicht mal wer Jen ist" Ich schüttelte gespielt enttäuscht meinen Kopf.
"Du bist ein schrecklicher Ehemann. Ein Wunder, dass sie dich überhaut heiraten will...", scherzte ich.
"Das ist nicht witzig. Ich krieg nicht mal diesen scheiß Ring ab!"
Er zog fester daran doch es bewegte sich nicht mal einen Millimeter.
"Es steckt fest", sprach er das offensichtliche aus und die Jungs konnten sich ihr Lachen nicht länger unterdrücken.
Er warf ihnen einen finsteren Blick zu bevor er den Wasserhahn aufdrehte und es mit nassen Händen versuchte. "Fuck! Geh doch ab du scheiß Ding!", fluchte er.
Wir sahen ihm amüsiert dabei zu wie er mit dem Ring kämpfte.

"Ich krieg es nicht ab", kam er nach zehn Minuten zur Einsicht.
"Deshalb habe ich auch das hier gebracht", gab Vince von sich und hielt einen Seitenschneider hoch.
"Nein. Sicher nicht", warf Isaac schnell ein und schüttelte seinen Kopf.
"Komm schon sei keine Pussy", kommentierte Elijah grinsend und nahm das Werkzeug Vince ab.
"Nein man. Nicht mit dem Teil", weigerte sich Isaac und lief ein paar Schritte zurück, weswegen Elijah ein paar Schritte vorlief.
"Ich werde auch vorsichtig sein", sprach er und ich konnte ein Grinsen raushören.
"Du wirst mir mein Finger abschneiden"
Isaac schluckte hörbar als Elijah sich ihm näherte.
"Ach was...", verneinte Elijah, was sich eher wie 'Aber sicher doch.' anhörte.
"WEHE", mahnte Isaac während Elijah den Seitenschneider demonstrativ hochhielt.
Auf einmal fing Isaac an zu rennen gefolgt von Elijah.
"Schnappt ihn!", schrie er.
Vince und Noah tauschten einen schnellen Blick aus bevor sie Isaac ebenfalls hinterherrannten.
Ich lief in aller Seelenruhe aus der Küche als ich plötzlich einen gedämpften Sturz hörte.
Isaac lag am Boden, Noah saß auf seinen Beinen, Vince hielt seine Hände fest und Elijah wollte gerade den Ring entfernen.
"NEIN! BITTE NICHT!", flehte Isaac.
"Es ist nur zu deinem besten Bro", versuchte ihn Noah zu beruhigen.
"Ich flehe euch an. Bitte habt erbarmen", schluchzte Isaac gespielt.
"Es muss sein. Wir werden dich von dem teuflischen Band der Ehe befreien", antwortete mein Bruder.
Wieso waren die alle so dramatisch?
"Sieh nicht hin", gab Vince von sich.
"Ich schaff das schon", versicherte Elijah grinsend.
Isaac gab nur gequälte Geräusche von sich.
"Du musst jetzt tapfer sein", sagte Vince, woraufhin Isaac wimmerte.
Kurz bevor Elijah den Ring mit dem Werkzeug berührte schrie Isaac auf.
"Robin soll es machen!"
Die Blicke der vier richteten sich auf mich und ich zuckte mit den Schultern.
"Na gut"
Ohne ein weiteres Wort nahm ich den Seitenschneider Elijah ab und schnitt vorsichtig in den Plastikring ein. Dann nahm ich es Isaac ab, der derweil seine Augen fest geschlossen hatte.
"Fertig"
Seine Augen flatterten auf und er atmete erleichtert aus.
"Danke Rob", bedankte er sich.
"Kein Ding Kleiner", antwortete ich cool und warf mein Haar nach hinten.