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Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zugemacht und als ich es nicht länger daheim aushalten konnte, war ich wieder zurück ins Krankenhaus zu Vince gefahren.
Nun saß ich an seiner Bettseite und tupfte die Schweißperlen auf seiner Stirn mit einem feuchten Tuch weg.

Mein Blick schnappte zur Türe als sie aufging.
Elijah kam herein und schreckte zusammen als er mich im Zimmer sah.
"Hey", flüsterte ich mit einem schwachen Lächeln bevor ich mich wieder Vince zuwandte.
"Hey. Dachte du bist daheim", kam es genau so leise zurück als er sich ein Stuhl ans Bett zog und sich draufsetzte.
"Dasselbe dachte ich von dir auch", antwortete ich und legte das Tuch zur Seite.
Schließlich hob ich meinen Blick zu Elijah, der mir gegenübersaß.
Seine Augen waren gerötet, durch die Schlaflosigkeit und das weinen, was er versucht hatte zu unterdrücken.
Seine Haare waren unordentlich, durch das viele dranziehen und drüberfahren und sein Shirt hatte noch den Kaffeefleck von gestern Mittag als er den Anruf vom Krankenhaus entgegengenommen hatte.
Er musterte mich fragend als er mich beim starren erwischte.
"Was?", schnitt seine Stimme in die Stille.
"Du siehst scheiße aus", gab ich von mir ehe ich meinen Blick wieder auf Vince richtete.
Elijah lachte schwach auf.
"Du bist auch nicht gerade ein schöner Anblick"
Diesmal zuckten meine Mundwinkel leicht hoch und ich konnte nicht anders als ihm recht zu geben.
"Denkst du er wird wieder?", fragte ich und die Stimmung wurde wieder angespannter.
Elijah antwortete zunächst nicht. Stattdessen musterte er seinen besten Freund.
"Klar. Es ist Vince. Und wenn nicht trete ich ihm im Jenseits in seinen Hintern, weil er mich mit euch Idioten allein gelassen hat", scherzte er, wobei seine Stimme einen traurigen Unterton hatte.
Mein Mundwinkel zuckte wieder leicht hoch während der Schmerz in meiner Brust stärker wurde.
Die Türe ging ein zweites Mal auf.
"Holy Fuck", erschreckte sich Isaac und fasste sich an die Brust.
"Hey", grüßten Elijah und ich ihn synchron.
Wir bekamen im Gegenzug ein Nicken.
Er zog sich ebenfalls ein Stuhl ans Bett und setzte sich darauf.
"Wie lange seid ihr schon hier?", fragte er und starrte dabei auf seine Hände.
"Keine Ahnung", antwortete ich ehrlich.
Ich wusste nicht mal wie spät es war, aber da es draußen noch dunkel war, tippte ich auf 03.00 oder 04.00 Uhr.
Wieder kam nur ein Nicken als uns die Stille einholte.
Und während Elijah und ich Vince beobachteten, war mir aufgefallen, dass Isaac ihn kein einziges Mal angesehen hatte.
Besorgt sah ich zu ihm.
Seine Stirn war gerunzelt und sein Kiefer war angespannt. Aber nicht weil er wütend war, nein eher, weil er sich darauf konzentrierte nicht in Tränen auszubrechen.
Schweigend stand er plötzlich auf und verließ den Raum.
Ohne zu zögern folgte ich ihm.
Er hatte seine Stirn an die Wand gelehnt und seine zu Fäusten geballten Hände, die auf jeweils einer Seite seines Kopfes positioniert waren, stützten ihn.
Sein Körper bebte als er den Tränen endlich freien Lauf ließ.
Unsicher lief ich näher zu ihm und als er nichts machte schlang ich meine Arme um sein Torso und umarmte ihn.
Schließlich fiel er in sich zusammen und ich hörte ein Schluchzen, was mich veranlasste ihn stärker zu drücken.
"Es ist meine Schuld", murmelte er vor sich hin.
Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen bevor ich ihn von der Wand zog und ihn zu mir drehte.
"Was redest du da?", fragte ich fassungslos und hielt sein Gesicht in meinen Händen. Mit meinen Daumen strich ich über die salzigen Tränen.
"Robin, es ist meine Schuld. Ich habe mit ihm gestritten bevor das passiert ist und der Doktor hat gesagt, dass er durch den ganzen Stress mitten auf der Straße zusammengebrochen ist", sprach er, seine Stimme schwer mit Emotion.
Weitere Tränen folgten unaufhörlich als ich wie wild meinen Kopf schüttelte.
"Es ist nicht deine Schuld. Denk sowas nicht", sprach ich und umarmte ihn mit all der Kraft die ich hatte.
Seine Arme verfestigten sich an meiner Taille und das erste Mal hatte ich das Gefühl sein Anker zu sein, wo er doch so oft schon meiner war.
"Es ist nicht deine Schuld. Keiner konnte wissen, dass sowas passiert und keiner von uns wusste von Vince gesundheitlichem Zustand", versuchte ich ihn zu beruhigen.
Er gab ein Kuss auf meinen Kopf und drückte mich im Gegenzug enger.
Wir standen noch etwas länger.
Und ich hielt Isaac solange bis er sich beruhigt hatte und mir endlich glaubte, dass er nichts dafürkonnte.

Socially Awkward. | Band 1 |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt