Ich hatte mich für die Mission 'Wer ist Noahs Freundin?' extra ganz schwarz angezogen und wartete ungeduldig in meinem Zimmer auf Elijah und Isaac.
Oder eigentlich nur auf Isaac, da Elijah gestern rausgefunden hatte, dass Cara nachsitzen musste und deshalb wahrscheinlich nicht mehr kommen würde.
Jup, Herr Tucker ließ seine Nichte an einem Samstag nachsitzen.
Elijah war schon um halb 9 morgens an der Schule um ihr Gesellschaft zu leisten und da er immer noch nicht hier war und wir es bereits halb 10 abends hatten, gab es zwei Möglichkeiten:
Entweder Elijah konnte Cara klar machen und die beiden verbrachten jetzt ihre Zeit in Zweisamkeit und mit dem Austausch von Spucke.
Oder Elijah lag tot in einer dunklen Gosse.
Ja...das letztere schien realistischer zu sein.
Ungeduldig sah ich aus dem Fenster.
Noahs und mein Auto, was eigentlich nur mein Auto sein könnte, da ich immer fuhr, stand noch an der Seitenstraße aber von Isaac war noch keine Spur.
Wenn der Idiot mich auch im Stich lassen würde wie Hannah und Elijah dann sollte ich mir dringend neue Freunde suchen.
Oder Jolene, Mel und Grace überreden hier her zu ziehen...
Meine Tür wurde plötzlich aufgerissen und Isaac kam rein.
Als ich seine Aufmachung sah musste ich anfangen zu grinsen.
Er hatte wohl dieselbe Idee gehabt mit dem ganz schwarz kleiden.
"Noah isst gerade etwas. Er wird wahrscheinlich in 10 Minuten losfahren", teilte er mir mit und lief weiter rein.
"Okay wir warten bis er im Auto sitzt und losgefahren ist bevor wir in den Wagen meiner Mum steigen und ihm hinterherfahren", sprach ich und zog eine schwarze Mütze an um noch mehr wie ein Spion auszusehen.
Isaac betrachtete mich mit einem amüsierten Gesichtsausdruck.
"Warte da fehlt noch was...", murmelte er und machte die Schublade an meinem Schminktisch auf.
Er nahm meinen schwarzen Lidschatten raus und malte mir dann mit seinen Fingern jeweils zwei Striche auf meine Wange.
"Perfekt", gab er dann unter seinem Atem von sich als seine Augen über mein Gesicht schweiften.
Meine Mundwinkel zuckten hoch.
"Gut und jetzt du"
Ich nahm ihm den Lidschatten aus der Hand und wiederholte dieselbe Prozedur.
Seine Augen verließen nicht einmal mein Gesicht und sein intensiver Blick brannte förmlich auf meiner Haut.
Das aufleben eines Motors weckte sofort mein Interesse und ich lief schnell ans Fenster.
"Okay wir müssen los", sagte ich in einer Mischung aus Aufregung und Nervosität.
Ich griff schnell nach den Autoschlüsseln meiner Mutter und wir sprinteten runter in den Wagen und fuhren los.Wir hielten genug Abstand zu Noah und ich versuchte herauszufinden wo wir hinfuhren.
Die Nachbarschaft kam mir nicht wirklich bekannt vor.
"Okay er hält an", schnitt Isaacs Stimme in die Stille und ich nickte bevor ich den Wagen hinter einen Baum parkte.
Wir schlossen leise die Autotür und ich sperrte ab bevor wir extra langsam und vorsichtig Noah folgten.
Er klingelte an einem Haus und ich eilte hinter ein Auto was näher dran war, doch ich konnte die Person nicht erkennen die ihm die Türe aufgemacht hatte.
Als beide drin waren schlichen Isaac und ich uns näher ans Haus bis wir im Vorgarten standen.
"Kommt dir das Haus bekannt vor?", fragte ich Isaac leise.
"Ne nicht wirklich, hab auch keinen Plan wer in so einer Nachbarschaft wohnen könnte", flüsterte er zurück.
Ich nickte nachdenklich.
"Ich komme gleich Babe, hab glaube ich meinen Schlüssel draußen fallengelassen", hallte plötzlich Noahs Stimme nach draußen bevor die Tür aufging und er raustrat.
Reflexartig schmiss ich mich auf den Boden hinter einen Busch.
Sekunden später landete ein schweres Gewicht auf mir und ich stöhnte vor Schmerz auf.
"Fuck!", zischte ich ehe mir Isaac seine Hand auf meinen Mund drückte.
"Okay hab's"
Wir hörten die Türe schließen und Stille umgab uns.
Nur unser unregelmäßiger Atem schnitt in die ruhige Atmosphäre.
"Geh runter von mir du Fettsack", gab ich außer Puste von mir.
Mein Knöchel schmerzte, weil Isaac so blöd auf mir gelandet war.
Er ging schnell runter und half mir mich aufzusetzen.
"Ow shit"
Ich rieb vorsichtig meinen Knöchel.
"Hab ich dir weh getan?", fragte er besorgt als er auf meinen Knöchel sah.
"Nah ich bin selber auf meinem Knöchel gelandet und hab es mir wahrscheinlich selbst gebrochen", gab ich sarkastisch von mir, wobei ich mein Gesicht schmerzhaft verzog.
"Fuck tut mir so leid!", entschuldigte er sich panisch.
Ohne Vorwarnung zog er mein Bein zu sich und in die Höhe, so, dass ich meine Balance verlor und rückwärts mit dem Kopf auf die Wiese knallte.
"Isaac", knirschte ich mit den Zähnen, weil es nicht gerade eine sanfte Landung war.
"Fuck sorry!", entschuldigte er sich wieder und ich lachte trotz des Schmerzes auf.
Er küsste leicht meinen Knöchel.
"Besser?", fragte er dann schmunzelnd und rieb sanft darüber.
"Ja viel besser. Dein Kuss hat eine heilende Wirkung", spielte ich amüsiert mit.
Er lachte auf bevor er mir hoch half, meinen Kopf küsste und über die Stelle strich die mir weh tat.
"Tut mir echt leid"
Er sah mich mit einem entschuldigenden Blick an und ich seufzte auf.
"Ist schon gut. Ist ja nichts Schlimmes passiert", versicherte ich ihm, was ihn aber nicht zu beruhigen schien.
"Außerdem haben die Küsse geholfen", fügte ich schmunzelnd hinzu. Diesmal fing er an zu grinsen.
"Na dann..." Er schnipste gegen meine Lippe.
"Au! Was zum?", gab ich erschrocken von mir und fasste sofort an meine Mund.
"Die Stelle sollte ich wohl auch küssen. Dann tut's nicht mehr weh...", sprach er dann ganz nebensächlich als er sich etwas vorlehnte.
Ich lachte auf und stieß ihn von mir weg.
"Träum weiter", sagte ich amüsiert.
Er atmete tief aus.
"Werde ich", murmelte er und schenkte mir dabei ein kleines Lächeln als er mich mit einem sehnsüchtigen Blick ansah.
Nicht wissend was ich dazu sagen sollte, räusperte ich mich und starrte krampfhaft auf das Haus.
"Also was jetzt?", fragte ich schließlich ohne ihn anzusehen.
"Wir warten. Wenn die beiden sich an der Tür verabschieden, können wir sie von hier aus perfekt sehen", bekam ich als Antwort und ein Schauer breitete sich auf meinem Rücken aus als seine Stimme in meiner unmittelbaren Nähe war und ich seinen warmen Atem an meinem Nacken spüren konnte.
"Okay"
Ich nickte leicht und drehte mich etwas zur Seite so, dass ich ihn sehen konnte.
Was ein großer Fehler war.
Mein Atem stockte und mein Mund war plötzlich so trocken wie die Wüste selbst.
Isaacs Gesicht war nur wenige Zentimeter von meinem entfernt
7 Zentimeter.
70 Millimeter.
0.7000000000000001 Dezimeter.
0.07 Meter.
Holy Shit.
Seine dunklen Augen blickten in meine.
Hielten mich gefangen.
Schwächten meinen Körper.
Erschwerten mir das atmen.
Beschleunigten meinen Herzschlag.
"Isaac", bekam ich nur schwer raus.
Meine Stimme war rau, so als hätte ich sie seit Ewigkeiten nicht mehr benutzt.
Seine Augen wanderten automatisch auf meine Lippen und er schluckte hörbar.
Bildete ich es mir nur ein oder verringerte sich der Abstand?
Wie vom Blitz getroffen weiteten sich meine Augen und ich rutschte von ihm weg als ein Bild von Vince vor meinen Augen auftauchte.
Ich schüttelte leicht meinen Kopf um zurück zu meinen Sinnen zu kommen und sah dann mit gerunzelter Stirn auf meinen Schoß.
Ohne ein weiteres Wort, wandte sich Isaac ebenfalls ab und setzte sich mit dem Blick nach vorne gerichtet hin.
Unsere Arme berührten sich als wir nebeneinander saßen.
Es war still.
Fast schon ohrenbetäubend.
Es lag etwas in der Luft aber ich kam nicht wirklich darauf was es war.
Ich wollte etwas sagen.
Doch meine Zunge schien betäubt zu sein.
Und bis zu diesem Moment wusste ich nicht das Stille so laut sein konnte.Zwei Stunden und 16 Minuten später und von Noah war immer noch keine Spur.
"Wenn er bei ihr übernachtet haben wir umsonst unser Hintern platt gesessen", seufzte ich auf und legte mich auf den Rücken um in den Himmel zu starren.
Isaac imitierte mich.
"Bezweifle ich. Er hat deiner Mutter gesagt, dass er in der Nacht heimkommen würde", kam es von ihm zurück.
"Isaac... Wir haben es 01:00 Uhr", sagte ich müde.
"Er wird jeden Moment kommen", versicherte er mir und ich schüttelte lächelnd meinen Kopf.
"Optimist", murmelte ich als ich die Sterne über uns bewunderte.
"Immer", flüsterte er in die Nacht hinein.
"Darf ich dich etwas fragen?"
Ich legte mich auf meine Seite damit ich ihn ansehen konnte.
"Schieß los"
Er machte dasselbe und ich atmete aus bevor ich die Frage stellte.
"Warum hast du keinen Führerschein? Du hast gesagt, dass deine Mum es nicht will aber wieso nicht?"
Für zwölf lange Sekunden kam nichts.
Und ja ich hatte mitgezählt.
"Mein Vater ist bei einem Autounfall umgekommen", sprach er so leise, dass ich es fast nicht mitbekommen hatte.
"Es war ihr Jahrestag als es passiert ist. Vor genau fünf Jahren.
Er wollte sie für ein Wochenende aus der Stadt bringen. An ein kleines Strandhaus.
Doch soweit kam es nie.
Ein Hirsch war wohl aus der Dichtung gesprungen. Mein Vater hatte die Kontrolle über den Wagen verloren und sie waren von der Straße abgekommen und gegen eines der Bäume geknallt.
Seine Verletzungen waren zu groß. Es hat ihm das Leben gekostet, wobei meine Mutter es um eine Haaresbreite überlebt hatte", erzählte er.
Mir war als hätte man gegen meine Brust geschlagen, denn der ganze Sauerstoff verließ meinen Körper.
Ich hatte Isaac noch nie so verletzlich gesehen.
Noch nie so gebrochen.
Meine Hände wanderten wie von allein an seine Wange und ich strich darüber.
"Ich- Isaac- Das-", stammelte ich herum.
Unsicher was ich sagen sollte.
Ein trauriges Lächeln zog sich über seine Lippen bevor er mir einen leichten Kuss auf meine Stirn gab.
"Also ich muss jetzt echt gehen. Ich sehe dich morgen", unterbrach uns Noahs Stimme und wir setzten uns ruckartig auf um seine Freundin zu sehen.
"Alles klar Babe. Komm gut heim", hörten wir eine andere Stimme ehe die Person aus dem Haus trat und wir sie im Licht sehen konnten.
Wie vorhin blieb mir die Luft weg.
"Holy-", fing ich an
"Shit", beendete Isaac den Satz.
Wir beide tauschten einen schockierten Blick bevor wir zu den beiden sahen.
DU LIEST GERADE
Socially Awkward. | Band 1 |✔
HumorCover by @LanaCharlott Robin ist ein Wrack, wenn es um soziale Kontakte geht. Sie hat keine Ahnung wie sie sich vor anderen benehmen soll und Small Talk ist ein ganz anderes Problem. Ihr Bruder Noah hat kein wirkliches Verständnis dafür. Als beliebt...