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Das erste was ich spürte als ich aufwachte war Vince Arm um meine Taille.
Wie von allein zog sich mein Mund zu einem Lächeln und ich kuschelte mich näher an ihn.
Seine Wimpern warfen einen Schatten auf seine Wangen und brachten seine Wangenknochen besser zur Geltung.
Seine Lippen waren minimal geöffnet und seine dunkelblonden Haare waren unordentlich.
Wie konnte man morgens so gut aussehen?
Ich wollte gar nicht erst in den Spiegel sehen. Meine Wimperntusche war wahrscheinlich abgebröckelt und mein Eyeliner verschmiert.
Auch, wenn ich noch länger im Bett neben Vince liegen bleiben wollte konnte ich nicht.
Ich musste nämlich dringend aufs Klo.
Vorsichtig entfernte ich seinen Arm von mir und stand auf.

Nach meinem Klobesuch und dem Abwaschen meiner übrig gebliebenen Schminke lief ich runter um etwas zu trinken.
Zu meiner Überraschung war Isaac bereits wach und trank einen Kaffee.
"Morgen", grüßte ich ihn und bereitete mir auch einen zu.
"Morgen Rob", kam es von ihm lächelnd zurück.
"Wie geht's deinem Kopf?", fragte ich ihn als ich mich neben ihn setzte.
"Alles cool aber Elijah hat es schwer erwischt. Er hat sich bereits zwei Mal übergeben", teilte er mir mit, weshalb ich mein Gesicht verzog.
"Wo warst du eigentlich gestern? Du bist irgendwann verschwunden", sprach er dann nachdenklich.
"Bin gestern in Vince Zimmer eingeschlafen nachdem Landon, Noah und ich ihn hochgetragen haben", antwortete ich und nahm ein Schluck von dem heißen Getränk.
Als nach ein paar Minuten keine Antwort kam drehte ich mich mit einem fragenden Blick zu ihm.
Er schluckte und starrte krampfhaft auf seine Tasse.
"Ihr habt in einem Bett geschlafen?", hakte er nach und zog dabei seine Augenbrauen zusammen.
"Wo hätte ich sonst schlafen sollen? Auf dem Boden?", sagte ich amüsiert über seine Frage.
Er sagte nichts dazu, stattdessen trank er den Rest von seinem abgekühlten Kaffee auf Ex und stand dann auf.
"Ich werde mal nach Elijah sehen", gab er kurz von sich bevor er aus der Küche lief.

Nachdem Noah und Vince endlich aufgestanden waren, Kaffee getrunken und eine Tablette eingeworfen hatten, fuhren wir in ein Diner um zu frühstücken während ein privater Putztrupp der für Vince Vater arbeitete das Haus säuberte.
Vom Diner aus waren wir zu uns gefahren und hatten den Rest des Tages damit verbracht alte Filme anzusehen und zu essen.
Nun lag ich im Bett und rollte mich hin und her.
Ich konnte nicht schlafen.
Nicht wenn ich wusste, dass es die letzte Nacht war, in der Vince hier sein würde.
Ich rieb über meine Augenlider und setzte mich auf.
Wir hatten es halb zwei in der Nacht und Vince würde in nicht mal fünf Stunden mit seinem Jet nach Frankreich fliegen.
Ich biss auf meine Unterlippe als ich darüber nachdachte und
bevor mein Gehirn registrierte was mein Körper tat, hatte ich meine Jeansjacke bereits angezogen und lief in meinem Pyjama und meinen Simpsons Hausschuhen aus dem Haus.
Mein Herz fühlte sich so an als würde ein LKW darauf liegen und es platt drücken.
Die Fahrt zu ihm zog sich unglaublich lange obwohl es wahrscheinlich nicht mal 10 Minuten waren.
Schließlich hielt ich vor dem monströsen Anwesen.
Meine Schritte hallten auf dem Boden und der kalte Nachtwind brannte in meinem Hals während ich vor die Tür lief.
Es war unglaublich idiotisch mitten in der Nacht hierher zu kommen aber ich wusste ich würde durchdrehen wenn ich es nicht tun würde.
Ich klingelte, ohne jegliche Hoffnung, dass jemand die Türe aufmachen würde.
Mein Blick richtete sich auf den Boden und meine Hände waren zu Fäusten geballt um das Zittern zu stoppen. Ich wusste nicht mal wieso ich so zitterte.
Vielleicht war es wegen der Kälte oder der Angst, dass er die Türe nicht aufmachen würde.
"Robin?", hörte ich seine sanfte Stimme und ich sah langsam auf.
Seine Haare waren unordentlich und dunkle Augenringe schmückten sein Gesicht. Er schien genau so wenig Schlaf wie ich zu bekommen.
Ich schluckte bevor ich ihm um den Hals fiel. Seine Arme wanderten ohne zu zögern um mich und er hielt mich so nah an seinem Körper als würde er mich nie wieder loslassen wollen.
Aus irgendeinem Grund füllten Tränen meine Augen und meine Sicht verschwamm.
Gott, war ich eine Pussy...
"Geh nicht. Bitte", flehte ich ihn an.
"Robin-", fing er an, doch seine Stimme brach.
"Nein Bitte. Bitte bleib"
Meine eigene Stimme war mir fremd. Sie hörte sich heiser und gebrochen an.
Bei meinen Worten hielt er mich noch fester falls es möglich war und vergrub sein Gesicht in meinen Haaren.
"Ich kann nicht", antwortete er mir so sanft, dass ich es nur schwer hörte.
Mein Körper bebte als mein Weinen stärker wurde.
Gott wieso musste ich auch so nah am Wasser gebaut sein?
Er löste sich leicht von mir und nahm mein Gesicht zwischen seine Hände.
Mit dem Daumen strich er mir einzelne Tränen weg bevor seine Lippen meine fanden und das gewohnte flattern der Schmetterlinge in meinem Bauch stärker wurde.
Langsam trennten wir uns von dem Kuss und ich konnte in seine Augen sehen.
Es vergingen Sekunden, Minuten, in denen wir standen und uns nur ansahen.
Seine Augen schweiften über mein Gesicht als würde er es sich einprägen wollen.
"Ich werde so oft es geht anrufen", sprach er schließlich und ich nickte leicht.
Ohne ihn würde es nicht dasselbe sein und anrufe würden das nicht ändern.
Mit einem traurigen Lächeln nahm er meine Hand in seine und führte mich ins Wohnzimmer, wo wir uns auf die Couch setzten und uns zudeckten.
Mein Kopf lehnte an seiner Schulter und ich schloss meine Augen.
Ich würde noch die letzten Stunden mit ihm genießen und hoffen, dass die zwei Monate, bis er uns besuchte, schnell vergingen.

Socially Awkward. | Band 1 |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt