28

26.6K 1.9K 422
                                    

Elijah, Isaac und ich saßen im Wohnzimmer und schauten Wiederholungen von 'How I met your mother' während Noah ein 'Date' mit seiner geheimnisvollen Freundin hatte und Vince mit seinem Vater und Felipe Monteiro in einer Telefonkonferenz war.
Gerade als Ted seine roten Cowboystiefel präsentierte, klingelte mein Handy.
Jolene wollte ein Videoanruf starten.
Sie ließ mir nicht mal Zeit sie zu begrüßen als ich abgehoben hatte.
"Oh Gott Robin! Das tut mir ja so leid, ich habe das Ganze auch grad erst erfahren", fing sie an.
"Warte- Wieso weinst du nicht?", fragte sie mich dann verwirrt.
"Wieso sollte ich weinen?", fragte ich sie noch verwirrter zurück.
"Oh Gott. Sie weiß noch von nichts", sprach sie dann an jemand anderen gewandt.
"Ich weiß von was nichts?"
Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen.
"Fuck! ABORT MISSION! ICH WIEDERHOLE ABORT MISSION!", rief sie panisch bevor sie ihr Handy quer durch den Raum schmiss, es gegen eine Wand knallte und der Bildschirm plötzlich schwarz wurde.
Ich starrte ungläubig auf mein Display.
Wieso hatte sie nicht wie ein normaler Mensch aufgelegt?

Vince saß uns gegenüber und rieb nervös seine verschwitzten Hände an seine Anzughose.
"Alter schieß schon los", kam es ungeduldig von Noah.
Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und tauschte mit Elijah einen kurzen Blick aus.
Sein Gesicht war mit Panik erfüllt, was das Ziehen in meinem Bauch verstärkte.
Isaac starrte derweil auf die Fernbedienung in seiner Hand und runzelte seine Stirn.
Vince räusperte sich und benetzte kurz seine Lippen.
"Gut also...ich- ich weiß nicht wie ich anfangen soll", sprach er kaum hörbar.
"Komm einfach auf den Punkt", forderte Noah ihn auf. Er hasste es, wenn man um den heißen Brei redete.
"Ich werde Miami verlassen müssen", sagte Vince dann und ich hatte das Gefühl als müsste ich gleich kotzen.
"Du wirst was?!", kam es von Isaac und Noah gleichzeitig während Elijah und ich schwiegen.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Es war einfach zu surreal.
So als würde ich schlafen und meine Mutter würde mich jeden Augenblick wecken.
"Wir werden nach Frankreich ziehen. Deswegen sind wir auch den Deal mit den Monteiros eingegangen. Wir werden deren Baufirma und unsere Hotelketten in Europa verwalten und sie werden hier in den USA alles verwalten", erklärte er, wobei alles an mir abprallte.
Mein Kopf war wie mit Watte gefüllt, meine Zunge gelähmt und in meinen Gedanken hallte nur, dass Vince uns verlassen würde, mich verlassen würde.
"Alter nicht dein scheiß ernst", murmelte Noah eher vor sich hin als es Vince zu sagen.
Elijah warf mir einen besorgten Blick zu und ab da wurde es mir zu viel.
Immer noch geschockt stand ich auf und lief in mein Zimmer.
Das war doch ein schlechter Traum?
Er konnte nicht einfach so gehen.
Ich rieb mir meine Schläfen und setzte mich auf mein Bett.
Es war nur ein schlechter Traum.
Er scherzte nur, redete ich mir ein obwohl ich wusste, dass Vince kein Typ für solche Scherze war.
Ein schmerzhaftes Stechen breitete sich in meinem ganzen Brustkorb aus.
Wie in Trance starrte ich auf meine Türe bis sie sich öffnete.
Elijah trat vorsichtig ein und setzte sich ohne etwas zu sagen neben mich.
Er war der einzige, der über meine Gefühle Bescheid wusste.
Ich hatte nicht mal bemerkt, dass ich weinte, erst als Elijah sanft über meine feuchten Wangen strich und mich an seine Seite zog.
Er murmelte mir beruhigende Sachen an mein Haar, doch ich konnte das Gesagte nicht registrieren.
Ich spürte nur wie er einen hauchzarten Kuss auf meinen Kopf drückte und dann wieder ging.

Das Zeitgefühl hatte mich komplett verlassen also wusste ich nicht genau wann Vince sich zu mir gesellte. Es hätten Sekunden später nachdem Elijah gegangen war sein können oder auch Stunden.
Ein gequälter Ausdruck zierte sein Gesicht. Und erst jetzt fielen mir die dunklen Schatten unter seinen Augen auf.
"Robin", sprach er meinen Namen aus, was sofort ein Kribbeln in meinem Unterleib verursachte. Anders als Elijah vorhin kniete er sich vor mich und nahm meine Hände in seine, nachdem er mir meine Tränen wegwischte.
"Es tut mir so leid-", fing er an, doch ich ließ ihn nicht Ausreden als ich meine Lippen auf seine legte.
Es war kein zarter Kuss wie unsere vorherigen.
Nein, dieser war mit purer Verzweiflung gefüllt.
Ich konnte ihn nicht gehen lassen. Nicht jetzt.
Und auch nicht in naher Zukunft.
Ohne zu zögern erwiderte er den Kuss. Seine Arme wanderten um mich und irgendwie fand ich mich auf seinem Schoß wieder. Meine Hände waren in seinen Haaren vergraben als er mir mit seiner Zunge leicht über meine Unterlippe strich. Ohne groß nachzudenken öffnete ich leicht meinen Mund und gewährte ihm Einlass. Seine Zunge fand meine und mein ganzer Körper fühlte sich wie elektrisiert an.
Einzelne Tränen rollten noch meine Wange runter und ich konnte das Salz schmecken.
Atemlos ließ er von mir ab und küsste meine Stirn.
"Ich will nicht das du gehst", sagte ich so sanft, dass es schwer zu verstehen war, doch Vince verstand mich und Schmerz spiegelte sich in seinen Augen wieder.
Er antwortete mir nicht. Stattdessen zog er mich enger an seine Brust. So eng, dass ich das Gefühl hatte als würde er mich nie wieder loslassen wollen.
Doch genau das würde er.
Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und atmete seinen Duft ein.
Gott, ich vermisste ihn ja jetzt schon...

So saßen wir dann eine gefühlte Ewigkeit und ich konnte mich nicht dazu bringen ihn los zu lassen.
Auch nicht als Noah vor der Tür stand und uns so sah.
Er hatte nichts dazu gesagt, er hatte mir lediglich ein trauriges Lächeln geschenkt bevor er langsam die Türe schloss und mich mit Vince alleine ließ.

Socially Awkward. | Band 1 |✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt