Kapitel 13.

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Schlürfend kam ich in die Küche. Heute war ein beweglicher Ferientag, weswegen wir Zuhause bleiben durften.

"Jenny, Schatz. Ausgeschlafen?" Fragt meine Mutter und dreht die Eierkuchen in der Pfanne um.

"Geht so neh?" Lache ich gequält und setze mich leicht schwankend auf einen der 2 Barhocker.

"Och komm du Morgenmuffel." Lacht sie spielerisch und wirft mich mit einem Wutball ab.

"Nenn mich nicht so." Ich schaue sie grimmig an und werfe sie ebenfalls ab.

"Nagut, Nagut. Du müsstest mir nachher mal einen Gefallen tun." Sagt die aufeinmal.

Oh nein, entweder sind ihre Gefallen etwas im Haushalt zu erledigen, jemandem etwas zu bringen, oder gezwungenermaßen mit dem Hund von Mrs. Jordan rauszugehen.

"Öh, nö." Sage ich schnell und wollte verschwinden. "Hier geblieben junge Dame." Abrupt blieb ich stehen und drehe mich langsam wieder zu ihr um. Mit schmerzverzerrten Gesicht betrachte ich meine Mutter wie sie angespannt überlegt.

"Du musst nachher kurz zu den James rübergehen und Stephen seine Jacke bringen, die er gestern hier vergessen hat." Kurz beäugt sie mich und wartet wie es scheint auf eine Reaktion von mir, die jedoch nicht kommt. "Ich denke das wird keine große Herausforderung für dich sein."

Ne Mom, denkste. Wegen einer scheiß Jacke muss ich zu diesem Vollidioten gehen? Soweit kommts noch.

"Äh, oke?" Sie grinst mich schelmisch an und stellt einen Teller mit Eierkuchen vor mir ab.

Kann ich nicht einmal das ausführen, was ich gerne machen würde? Dumme Vernunft.

Gierig greife ich nach dem fettigen Lebensmittel und stecke es mir in den Mund. Schon immer waren Eierkuchen mein Leibgericht, dass weiß jeder.

"Wann hattest du vor rüber zu gehen." Ich stöhne genervt auf. Kann sie mich nichtmal jetzt in, meinem besten Moment des Tages, in Ruhe lassen?

"Nach'm Essen." Nuschle ich mit vollem Mund was sie mit einem Nicken bestätigt.

***

Noch im Schlafanzug stehe ich nun vor der Weiß-grauen Hastür, richte nochmal kurz meine Haare, und drücke dann auf die Klingel.

Klacken von Absatzschuhen war zu vernehmen und wenige Sekunden später wurde die Tür von einer Arbeitfertigen Denise geöffnet.

"Jenny? Was führt dich so früh zu uns?" Sie schaut an mir herunter und zieht ihre Augenbrauen belustigt zusammen. "Dein Kleidungsstyl ist ganzschön Gewöhnungsbedürftig." Schmunzelt sie und bittet mich herein.

"Das ist mein Schlafanzug." Sie guckt mich entgeistert an. "In diesem Ding würde ich noch nicht einmal schlafen. Ich mein versteh mich nicht falsch, dir stehen die pinken Herzchen ausgezeichnet." Man hört richtig den triefenden Sarkasmus.

"Naja jedenfalls kannst du in sein Zimmer gehen und ihm seine Jacke geben. Ich habe eine tolle Überraschung für ihn, die du nun teilen darfst." Sie klatschte freudig in die Hände und nickt in Richtung Treppe die ich langsam und lustlos heraufsteige.

Ich klopfe an die erste Tür in der Hoffnung, dass es Stephens Zimmer ist.

"HEREIN!" Sagt eine Stimme genervt, die ich eindeutig als Stephens einordnen kann. Ich betrete leise das Zimmer.

Stephen steht vor einem Terrarium. "Äh, hallo?" er zuckt zusammen und fährt herum. "Was machst DU hier?" fragt er und zorn schwingt in seiner Stimme mit.

"Sorry, ich bin auch nicht freiwillig hier." Ich hebe entschuldigend die Hände und stelle mich neben ihn.

"Hier, deine Jacke." Ich reiche ihm den Stück Stoff und starre dann auf das leere Terrarium.

"Was ist das?" Frage ich und ziehe meine Augenbrauen zusammen.

"Meine Schildkröte, Joyce, ist Tod." Er verzieht traurig sein Gesicht.

Ich reiße Überrascht die Augen auf.

Ich wusste das Stephen tierlieb war. Einmal hatte er im Kindergarten eine Art Leiter für eine Ameise gebaut, die sie dann fröhlich hoch und runter lief. Wenn ich an dieses Lächeln denke das er in diesem Moment trug, schmilzt mein Herz. Er war mit Abstand die tierliebste Person die ich kenne.

Er könnte nicht einmal einer Fliege etwas zu Leide tun.

"Wie lange?"

"1 Woche." Ich schluckte. Auch an mir ging das nicht spurlos vorbei.

"Deswegen ablenken." Sage ich wissend und schaue ihn an.

"Was ablenken?" Fragt er Augenbrauenzusammenziehend (ok?).

"Du meintest damals als du mit Bitchy herumgeknutscht hast, dass es Ablenkung sei." Er heftet seinen Blick gebannt auf den Boden.

"Ne-ja. Ich denke mal...Genau deswegen." Sagt er eher zu sich selber, als zu mir, und nickt abwesend mit dem Kopf.

Komisch.

"Übrigends schöne Kleidung hast du da an." Ein leichtes, aber trauriges lächeln bildete sich auf seinem Gesicht.

"Das ist, verdammt nochmal, mein Schlafanz..."

Aufeinmal klopfte es an der Tür. Wieder rief Stephen "Herein.", doch niemand antwortete. Also ging er zur Tür und riss sie mit Schwung auf. Er wollte gerade losschreien, als er nach unten blickte.

Ich ging zu ihm und guckte über seine Schulter. Auf dem Boden saß ein kleiner, schwarzer Hund, der uns hechelnd mit seinen braunen Kulleraugen mustert.

Ich blicke in Stephens Gesicht das nun nicht mehr von Traurigkeit bestimmt wird, nein, ein breites Grinsen, dass seine Augen errricht, bedeckt sein gesamtes Gesicht.

Unwillkürlich muss ich auch grinsen.

"Überraschung!" schrie aufeinmal jemand. Erschrocken sah ich auf und legte meine Hand auf mein Herz.

"Jenny? Alles gut, ich bins nur." Denise beäugt mich besorgt und legt eine Hand auf meine Schulter. Stephen betrachtet mich ebenfalls von der Seite, allerdings lächelt er immer noch.

"Alles Gut." Bestätige ich und ziehe meine Hand wieder weg. Irgendwann sterbe ich noch wenn mich jeder erschreckt.

"I-ist der für mich?!" Fragt Stephen total überfordert mit der Situation.

"Ich habe mir gedacht, weil deine Schildkröte gestorben ist und du immer einen Hund wolltest, hab ich dir einen gekauft." Stephen grinst über beide Ohren und schließt Denise in eine Umarmung die sie überrascht erwidert.

"Danke, Danke, Danke, Dankeee..." Ruft er und hüpft leicht auf und ab.

Was mich überrascht, er umarmt sogar mich. Überfordert genieße ich diesen kleinen, unwichtigen Moment, und ziehe seinen Duft ein.

Boss bottled.

"Ich nenne ihn... Öh..." Überfordert schaut er zu mir. Ich hebe entschuldigend die Hände. "Es ist dein Hund." Er presst seine Lippen überlegend zusammen, kniet sich zu ihm runter und streichelt ihm über den Kopf. Kurze Stille beherrscht den Raum.

"Jouluse." Meint er aufeinmal.

"Warum genau Jouluse?" Frage ich, weil der Name schon sehr ungewöhnlich ist.

"Ist ein Geheimnis." Grinst er und drückt nun auch den kleinen Welpen an sich...

HE is back. >> Stephen James #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt