Kapitel 9.

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Eigentlich sollte ich mich heute wie jeden Abend faul auf die Couch legen, mit meiner Flauschedecke und Mikrowellenpopcorn, und gedankenverloren durch die Sender schalten.

Stattdessen gehe ich auf meinen alten, versäuerten Balkon und lege mich auf die ausgeklappte liege um die Sterne angucken zu können. 

Manchmal sehe ich zu Stephens Tür rüber, und gucke den Schatten dabei zu wie sie angeregt hin und her laufen. Ja, Stephens Balkon ist genau an meinen geheftet und haben nur etwa 2 Meter Abstand voneinander weg. Das wird in naher Zukunft bestimmt noch oft ein Problem darstellen. 

Ich vertreibe mir die Zeit damit zu überlegen warum alles so gekommen ist, wie es nun ist.

Stephen ist einfach wieder da, nach 5 Jahren kommt er wieder in mein Leben. Unnerwünscht.

Warum ich? Habe ich das wirklich verdient? Bin ich so ein schlechter Mensch? Ich denke nicht.

''Ey!'' Vor schreck falle ich von der Liege und komme mit großem Gepolter auf dem Holzboden an.

Ich vernahm ein raues, kehliges Lachen. ''Das bist wirklich Typisch du. Deine Art war es schon immer überall runter zu fallen oder etwas fallen zu lassen.'' Ich richtete mich langsam auf und sah in ein Gesicht mir hohen Wangenknochen, grau-blauen Augen und braunen Haaren.

Genervt stöhne ich auf und lasse meinen Kopf wieder sinken. ''Musst du mich so erschrecken?'' Quängle ich und winkle meine Beine an. 

''Sorry, ich konnte mir diese Chance nicht entgehen lassen.'' erwidert er.

''Kannt du mir wenigstens hoch helfen?'' Frage ich ihn einigermaßen nett und mache eine Handbewegung das er zu mir rüber kommen soll.

''Ne lass mal lieber. Ich will ja nicht die Säuche haben.'' Lacht er belustigt. Ist das sein Ernst?

''Bist du dumm? Das ist sehr kindisch, Stephen. Es kann ja sein das du mich nicht magst, aber du musst es mir ja nicht auf diese Art und Weise zeigen.'' Gebe ich ihm sauer zu verstehen und rapple mich mit Schwung auf. 

''Es macht aber spaß.'' Zuckt er mit den Achseln und dreht sich zur Tür. ''Außerdem solltest du beim nächsten mal kein Rock anziehen wenn du deine Beine in meine Richtung anwinkeln willst. Man könnte das wirklich falsch verstehen.'' Kurz überlegte ich, bis mir die Erkenntnis kam. 

Ich wurde wahrscheinlich rot wie eine Tomate und meine Hände fingen an zu schwitzen. 

''Das muss dir nicht peinlich sein. Es gibt immer ein erstes mal.'' Ich hörte regelrecht wie er diesen Satz unter einem breiten Grinsen hervorbrachte. 

''STEPHEN!'' Schrie ich peinlich berührt und warf ein Kissen nach ihm, dass ihn wie gezielt am Hinterkopf traf.

''Jetzt bist du aber kindisch.'' Er nahm das Kissen und steuerte auf meine Seite zu. Mit einem Ruck sprang er über die zwei Meter und stand jetzt nur noch unmittelbar einen Meter von mir entfernt.

''Was soll das jetzt werden?'' Wie ein kleines Kind verschränkte ich die Arme ineinander und stapfte mit dem Fußballen einige mal auf.

''Rache.'' Lachte er belustigt und holte mit dem Kissen aus. Ich wich geschickt aus und schnappte mir ein zweites. Ich haue auf das Kissen, was er als Schutzschild benutzt, ein, und werfe mich halb auf ihn. 

Nach weiteren Minuten in voller Anstrengung liegen wir schnaufend auf dem Boden. 

Wir beide sind still, nur das Zirpen der Grillen und das Geraschel der Blätter im Wind ist zu hören. Bis mir eine wunderbare Racheidee enfiel.

Langsam drehte ich mich in seine Richtung und streckte meine Hand nach ihm aus. Er beobachtete jeder meiner Bewegungen ausgiebig, doch tut nichts. Ich streiche mit meiner Handfläche über sein Gesicht. Man kann die leichten Bartstoppeln spüren und auch wenn ich es nicht will, lässt es mich nicht kalt. Er ist schon attraktiv, nur leider ein riesen Arschloch und Herzensbrecher.

Ich komme ihm mit meinem Gesicht immer näher und stoppe wenige cm vor seine Gesicht, sodass es den Anschein macht als würde ich ihn küssen wollen. Ich strich mit meinem Zeigefinger über seine Lippen und ein schauer jagt über meinen Rücken. Wow hat der weiche Lippen. Ich bewege mein Gesicht noch ein paar cm weiter zu seinem und bleibe kurz vor seinen Lippen stehen, sodass sie sich kurz streifen was mir Gänsehaut auf der ganzen Haut verpasste. Doch ich wollte meinen Plan dennoch durchführen. 

Er wendete seine Augen von meinen ab und schaut gierig auf meine Lippen, bis ich etwas flüstere was er sicher nicht erwartet hätte. ''Jetzt hast du die Säuche.'' Verdutzt schaut er mir dabei zu wie ich mich wieder von ihm entferne und durch die Balkontür in mein Zimmer husche...


HE is back. >> Stephen James #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt