Kapitel 15.

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Wir halten an einem abgelegenen Waldweg, der von rotblühenden Blumen umzingelt, in weißen Nebel getaucht wird.

Schwungvoll schlage ich die Tür hinter mir zu und gehe einige Schritte in den tiefgrünen Wald hinein.

"Was tuen wir hier?" Frage ich ein wenig skeptisch.

"Ist ein Geheimnis." Sagt er, geht an mir vorbei, wobei er meine Schulter streift, und dreht sich nicht noch einmal um.

"Du und deine mysteriösen 'Geheimnisse', echt unglaublich." Ich setze eine abwertenden Ton auf und stampfe ihm grummelnd hinterher.

"Es soll doch auch geheimnisvoll bleiben. Ich will dir nicht von Heute auf Morgen meine ganze Person preisgeben." Er zeigt mir mit seiner Hand eine Geste, die wahrscheinlich bedeuten soll, dass ich ihm folgen soll.

"Weißt du, es wäre aber für uns beide leichter!" Rufe ich nun schon, weil er jetzt schon mehrere Meter von mir entfernt geht.

"Sei doch lieber froh. Einer Schlampe würde ich innerhalb von 5 Minuten meine gesamte Lebensgeschichte erzählen. Das ist nur eine Bestätigung, dass ich dich nicht als Schlampe sehe." Er macht eine kurze Pause. "Zumindest nicht komplett!" Nun gehe ich ihm gereizt hinterher und habe ihn auch schon nach mehreren Sekunden eingeholt.

"Ich weiß jetzt nicht genau wie ich das sehen soll. Eher als Kompliment oder als Beleidigung!" Sage ich empört und fuchtle wild mit den Armen herum.

"Es ist schon ein Erfolg wenn ich dich nicht mehr als ganze Schlampe bezeichne." Kontert er nur sicher und geht geradewegs weiter.

"Jaja, hab schon verstanden. Kannst du nicht wenigstens Versuch..."

"Wir sind da." Nun dreht er in meine Richtung um, packt mich an den Hüften und schiebt mich nach vorne.

Große, grüne Büsche und Bäume erstrecken sich stolz vor uns, deren Blätter ich nun sanft zur Seite schiebe.

"Wow." Ist das einzige was ich sagen kann. 

Vor uns sprießt ein riesengroßer Wasserfall, der in einem tiefblauen Teich mündet, umgeben von blauen Veilchen und grünen Fichten.

"Das ist... Unglaublich." Ich gehe einen Schritt näher an das Wasser heran und tunke meine Hand hinein.

"Woher kennst du diesen magischen Ort?" Frage ich perplex.

"Nicht viele kennen ihn, aber ich komme immer hierher wenn ich mich abregen oder gar Traurigkeit überwinden muss." Er steht nun direkt neben mir und ich spüre seinen heißen Atem in meinem Nacken, weswegen ich die Luft anhalte.

Sanft streichelt er über meine Hüften mit seinen Fingerspitzen.

"Ich muss mich korrigieren. Du bist keine hässliche Schlampe. Eher eine hübsche halb-schlampe." Er umgreift meinen Bauch und zieht mich näher an seine warme Brust.

"Sehr naiv von dir." Bringe ich unter Flüstern hervor.

"Was?"

"Das du denkst, dass du auch nur in irgendeiner Weise, irgendeine Wirkung auf mich pflegst."

Leise und rau lacht er auf. "Ich weiß nicht, wann ich keine Wirkung auf dich haben würde."

"Ganz schön selbstsicher." Zärtlich streichelt er meine Wange.

"Oh Jenny, wenn du nur wüsstest."
Jetzt drehe ich mich zu ihm um.

"Dann erzähl mir von dir. Von deinem Leben, deinen Hobbys, deinen Begierden." Sanft legt er seine Hand auf meine Wange.

"Ich denke dir würde es besser gefallen wenn ich genau so mysteriös bleibe, wie ich es jetzt immer noch bin." Er kommt mir immer näher und ich kann seinen heißen Atmen auf meinen Lippen spüren. Er kommt immer und immer näher, und so langsam stellen sich meine Nackenhaare auf. Diese Berührungen machen mich ganz kirre. Er soll endlich die paar Millimeter, die uns noch trennen, überwinden, und die Lücke schließen.

Seine andere Hand wandert nun langsam zu meinem Nacken und legt sich behutsam ab. Nur noch wenige Atemzüge trennen wir und voneinander. Ich schließ schon meine Augen, doch dann...

"Ich denke wir sollten jetzt gehen. Ich habe mich vollkommen beruhigt." Mit diesem Satz löst er sich von mir, dreht sich um, und lässt mich verdattert und traurig zurück.

HE is back. >> Stephen James #wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt