Kapitel 50 - ENDE

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Mein Beileid.

- 6 Monate später -

Langsam legte ich die Rose auf die Erde. Ich entfernte mich Schritt für Schritt von dem Grab und meine Tränen wurden immer mehr. Ich hatte einen Menschen vor 6 Monaten verloren, der für mich alles bedeutete. Dieser Mensch hatte mir wieder hochgeholfen. Dieser Mensch hatte mir gezeigt, wie das Leben zu führen ist. Dieser Mensch hatte mir gezeigt, was es bedeutet zu leben.

Und nun ist dieser Mensch nicht mehr da. Der Tod hat diesen Menschen ohne Vorwarnung einfach mitgenommen. Meine geliebte Kübra hat mich vor 6 Monaten endgültig verlassen.
Ich hatte noch nie einen Menschen so sehr geliebt wie sie. Noch nie hatte ich einen Menschen wertgeschätzt wie sie. Als ich um die Ecke bog, war dort der Türkische Laden 'Konya 42'. Von dort aß Kübra gerne die türkische Pizza. Sie sagte immer, dass es sie an die Pizza in ihrer Schulcafeteria erinnert, weil die Pizza dort sehr schlecht war. Sie trotzdem die Pizza mit ihrer ehemaligen besten Freundin Eva dort aß, da es nichts anderes gab. Ein leichtes Lächeln bildete sich auf meinen Lippen als ich mir Bilder in den Kopf kamen wie Kübra dort leicht gierig aß und währenddessen lächelte. Eine Träne rollte meine Wange herunter und ich lief weiter.

Ich versuche seit Monaten zu realisieren, dass Kübra Tod ist, dich ich will und kann es nicht verstehen. Ich habe vieles getan und versucht um mir einzureden, dass es ein Spaß sei. Doch mir ist auch bewusst, dass ich je mehr ich denke sie lebt noch, desto mehr zerstör ich mich damit. Ich versuche seit Monaten mich damit abzufinden, doch es fällt mehr als alles andere schwer. Celal brabbelt etwas vor sich hin und wieder lächel ich. Er ist genauso eine Labbertasche wie seine Mutter. Künra hat so viel geredet, sehr viel. Und Celal ist genauso. Von seiner Mutter hat er die Augen- und Haarfarbe geärbt. Dazu noch die Gesichtsform und auch die Gesichtszüge, weshalb ich beim jeden Blick in sein Gesicht an Kübra erinnere.

Langsam drehe ich den Schlüssel im Schloss und öffne die Tür. Gemeinsam mit meinem Sohn betrete ich das Haus und schließe die Tür hinter mir.

Celal: Anne (Mama)

Ich zucke zusammen und sehe zu meinem Sohn der mich lächelnd ansieht. Er zieht etwas an meinem Ohr und wieder sammeln sich Tränen.

Emre: Irgendwann werdet ihr euch sehen. Ich gehe mit ihm ins Schlafzimmer, denn ich bin ziemlich müde. Ich bin schwach und habe keine Kraft mehr seit Kübra's Tod.

Zwischen mir und Enes ist es nicht mehr wie vorher, wir reden nicht mehr miteinander. Ihr Bruder sagt immer wieder wenn wir uns begegnen "Ich wünschte du hättest nicht getrunken". Ihre Eltern kommen ab und zu den kleinen Besuchen, ansonsten haben wir keine weitere Bindung zueinander.
Ich lege mich mit ihm langsam ins Bett und sehe einfach in die Leere.

Celal: Bababbbaaaabaabaaabbba

Emre: Ich weiss nicht ob ich das alles bereuen soll, Celal. Ich habe damals auf einer Party getrunken und deine Mutter vergewaltigt. Ich weiss nicht ob unsere Ehe sie glücklicher oder unglücklicher gemacht hat. Ich seufze kurz und sehe zu unserem gemeinsamen Bild, als Kübra 7 Monate schwanger war. Sie sieht glücklich aus, aber war sie es wirklich?

Emre: Die Vergewaltigung, die Ehe, die Liebe zu ihr, unser gemeinsames Leben, ihr Tod, deine Geburt. Viele von diesen Dingen sind der Grund warum ich zum ersten mal richtig glücklich war. Aber was danach Geschehen ist, es hat mich zerstört, Celal. Ich weiss nicht ob ich diese Dinge bereuen sollte, denn sie haben mich glücklich gemacht.

Ich lächelte kurz eine Weile bis ich meine Augen schloss und wieder Kübra vor mir sah. Wie sie im OP-Saal onmächtig auf dem OP-Stuhl lag. Oder wie sie in ihrem Sarg in ihr Grab gelegt wurde.

Emre: Alles kam so unerwünscht...

Alles kam so unerwünscht.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt