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Montag, 17.05.

Sie saß in der Schule an ihrem Tisch und kritzelte auf ihrem Collegeblock.

Gedankenversunken, zeichnete sie ein Gesicht.
Es war das Gesicht ihres Schwarms, den sie heimlich anhimmelte.
Heimlich, dass sollte es auch bleiben.

Sie wusste, dass er niemals Interesse an einer wie ihr hätte.
Sie war nicht beliebt, er schon.
Sie war eine Außenseiterin, er war einer der Coolen.
Man hätte fast sagen können, dass er die Coolness erfunden hatte.

Lou war ein stiller Mensch.
Sie sagte nicht viel, hatte den Blick meistens auf den Boden gerichtet.
Im Unterricht passte sie oft nicht auf, sie zeichnete und kritzelte lieber auf ihrem Block, als sich Notizen zum Unterrichtsstoff zu machen.
Wenn einer der Lehrer sie aufrief, schreckte sie aus ihren Tagträumen und Malereien hoch.
Oft musste der Lehrer dann seine zuvor gestellte Frage, noch einmal wiederholen.

Trotzdem schrieb Lou gute Noten.
Oft war sie sogar besser als ihre Mitschüler.
Das ärgerte diese.
Und so wurde Lou noch mehr gehasst, als ohnehin schon.

Sie wusste selbst nicht genau wieso sie so verhasst war.
Aber sie wusste, dass sie es nicht würde ändern können.
Sie wusste, dass es ihr mehr hätte ausmachen müssen, dass sie verletzt hätte sein müssen. Doch sie wusste auch, dass sie damit ihren Mitschülern nur das geben würde, was sie wollten.
Außerdem ließen sie sie ja in Ruhe und sie ließ ihre Mitschüler in Ruhe. So hatte jeder etwas davon.

Und solange Lou ihre Farben hatte um sich auszudrücken, war ihre Welt in Ordnung.
Ihr Leben war nicht perfekt, viele Dinge verliefen ganz und gar nicht wie geplant, aber sie war trotzdem so etwas wie zufrieden.

SchwarzMalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt