Donnerstag, 25.06.
"Was hast du da?" Fragte die schrille Stimme von Lucia. Dabei deutete sie auf ihre Arme.
Lous Ärmel war hochgerutscht und so hatte man nun freie Sicht auf ihre frischen Wunden."Leute, schaut euch das mal an. Unsere Kleine hier ritzt sich. Bist du jetzt unter die Emos gegangen? Wundern würde mich das bei dir ja nicht."
Von Lucias lauter Stimme angelockt, hatten sich einige ihrer Klassenkameraden hinzu gesellt.Lou hatte versucht den Ärmel ihres grünen Pullover wieder runterzuziehen, jedoch hielt Kevin ihren rechten Arm fest. Somit konnte sie unmöglich die Wunden verdecken.
Alle konnten es sehen.
Ihre Blicke fraßen sich förmlich in ihre Haut und ließen die schon heilenden Wunden auf ein Neues schmerzen."Mein Gott, ich wusste ja, dass du erbärmlich bist, aber so erbärmlich? Du bist echt das Erbärmlichste was es gibt", lachte Lucia.
Die anderen um sie beide herum stimmten in ihr Lachen mit ein."Und wie du aussiehst, einfach nur zum ekeln. Was ist das bitte für ein hässliches Teil, dass du da trägst? Das macht es nur noch schlimmer. Man müsste echt Schmerzensgeld dafür bekommen, wenn man dich ansehen muss."
Fatha musste natürlich ebenfalls mitmischen und ihre Freundin tatkräftig unterstützen.Lou merkte, wie das Fass überkochte. Sie stieß Kevin ihren Ellenbogen in den Bauch und er ließ sie vor Schreck los.
Schnell schob sie ihren Ärmel wieder an seinen Platz.
Dann sah sie Lucia in die Augen."Weißt du, wer die Schuld an diesen Wunden trägt? Sie steht genau vor mir. Sie und all ihre Freunde. Ja Lucia, ich meine dich.
Glaubt ihr eigentlich nicht das ihr zu weit geht?"
Lou wusste selbst nicht so ganz, woher sie die Ruhe und Kraft in ihrer Stimme nahm. Ihr Atem ging ganz ruhig und sie stand gelassen vor ihren Peinigern.Doch Lucia konnte es nicht lassen.
"Ich? Ich soll Schuld sein? Wer ist denn hier so blöd und schneidet sich in die Arme? Hättest du es nicht wenigstens richtig machen können?" Sie lachte über ihre eigenen Worte und ein paar der anderen, die gespannt ihren Worten lauschten, stimmten wieder mit ein.
"Hört sich das mal wer an. Unser Bastard hier meint sich wehren zu müssen. Er fühlt sich schlecht behandelt. Dabei sind wir doch zu jedem nur so, wie er es verdient."Damit hatte sie das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.
Lou ging zwei Schritte auf sie zu und ehe Lucia merkte, wie ihr geschah, hatte sie Lous Faust im Gesicht.
Der Schlag hatte gesessen. Lucia taumelte nach hinten und sah sie dabei geschockt an.
Auch ihre anderen Mitschüler schienen sichtlich überrascht."Du kleines-" brachte Lucia gerade noch raus, als der Lehrer das Zimmer betrat.
Lou hatte das Gesicht ihrer Mitschülerin als Leinwand benutzt und ein rote Linie auf ihm hinterlassen. Diese verlief in kleinen Rinnsalen und hinterließ so ein abstraktes Bild.
Es war jedoch keine schöne Kunst.
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SchwarzMaler
Fiction généraleSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...