Dienstag, 23.06.
Lou hatte die ganze letzte Nacht durchgeweint. Sie hatte sich so hilflos und einsam gefühlt, ihre Seele war erfüllt von all dem Schmerz.
Ihre Mitmenschen wollten sie nicht. Keiner wollte sie.
Nicht einmal sie selbst.
Sie war überflüssig.In dieser Nacht hatte Lou das erste mal über den Tod nachgedacht. Sie hatte sich gefragt, ob er ihr nicht Erlösung verschaffen konnte.
Ob ihre Klassenkameraden nicht recht hatten, wenn sie sagten, sie solle sterben.
Wer würde schon um sie trauern? Wenn würde es schon interessieren, was mit ihr passiere?
Ihre Mitschüler wollten sowieso das sie starb, ihre Mutter hatte kaum Zeit für sie und ihr Vater war vor Jahren abgehauen.Lou hatte lange darüber nachgedacht, aber sie hatte sich nicht für den Tod entscheiden können. Etwas hielt sie davon ab.
Damian.
Gestern war sie ihm nach der Schule begegnet und er hatte sie freundlich wie immer angelächelt und nach ihrem Befinden gefragt.Er hatte sich wie selbstverständlich danach erkundigt wie es ihr ginge und sie hatte schnell mit den Worten "Mir geht es gut, wie geht es dir?" geantwortet.
Sie hatte ihm nicht die Wahrheit sagen wollen und dann alles erzählen.
Sie hätte nicht gewusst was ihr das bringen sollte und wollte es sich nicht mit ihm verderben, indem sie jammerte.
Dennoch hatte sie das Gefühl, dass er sie nicht so einfach fallen ließe. Er war der einzige Mensch, der wirklich nett zu ihr war und sie zu mögen schien.Er hatte sich zu soetwas wie einem kleinen Lichtblick entwickelt, obwohl sie sich noch nicht lange kannten und nur ab und an über den Weg liefen.
Doch seine ruhige Stimme und sein nettes, ehrliches Lächeln ließen sie für die Momente ihrer Zusammentreffen fast vollkommen vergessen.Lou hatte sich schließlich entschlossen stark zu bleiben. Sie wollte ihren Mitschülern nicht diesen Gefallen tun. Sie wollte sich endlich zur Wehr setzen.
Lou wollte wieder selbst etwas bewirken.
So wie sie es früher mit ihren Zeichnungen und Malereien getan hatte. Nur diesesmal nicht mit ihrer Kunst, sondern mit ihrer Willensstärke. Sie wollte den Menschen zeigen, dass sie nicht nur Dreck war. Sie wollte es sich zeigen.
DU LIEST GERADE
SchwarzMaler
General FictionSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...