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Freitag, 26.06.

Der Lehrer hatte sofort gesehen, dass etwas passiert war. In seinem Blick hatte man die Wut erkennen können.
Er war zu Lucia gegangen und hatte sich erkundigt, was passiert war. Diese hatte natürlich keinen Hehl daraus gemacht, dass Lou für ihre blutende Nase verantwortlich war.

Ihr Lehrer hatte Fatha mit Lucia zum Sekretariat geschickt. Dann war er an Lous Tisch getreten, an dem sie stumm saß.
Sie konnte es selbst nicht ganz begreifen, was da gerade passiert gewesen war. Ihr Lehrer sah sie streng an.

"Louisiana, was hast du dir dabei gedacht? Deiner Mitschülerin auf die Nase zu schlagen - du hättest sie brechen können." Lou nickte nur stumm und murmelte eine Entschuldigung.
Das schien ihrem Lehrer jedoch nicht zu reichen und so verkündete er, dass Lou beim Nachsitzen in Ruhe über ihre Tat nachdenken sollte.

Am Nachmittag des nächsten Tages trat sie also an, um für ihre Tat zu büßen.
Ihr Lehrer saß schon im vereinbarten Raum und erwartete sie. Er hatte Aufgaben für die bereitgelegt, die sie beim Nachdenken über ihre Tat unterstützen sollten.

Lou starrte den Berg Papier auf ihrem Tisch an. Sie wollte nicht weinen, doch die Tränen bahnten sich ihren Weg. Sie merkte, wie sie in sich zusammenfiel.
Sie konnte das nicht mehr. Nie hatte sie nachsitzen müssen, nie hatte sie geglaubt gewalttätig zu werden.

Sie versuchte sich die Tränen mit dem Ärmel wegzuwischen und sah ihren Lehrer an. Dieser hatte vorne am Pult natürlich auch mitbekommen, dass etwas nicht stimmte.
"Louisiana? Möchtest du über etwas reden? Wieso hast du Lucia wirklich geschlagen?" Lou schniefte und atmete dann einmal tief durch.

Sie erzählte ihrem Lehrer alles, von dem gestellten Bein, dem Auslachen, über den körperlichen Angriff der beiden Mädchen und die Kritzeleien auf ihrem Tisch. Sie erzählte auch, dass sie nur so aus der Haut gefahren war, weil Lucia es einfach nicht hatte lassen können.
Ihr Lehrer hörte sich alles in Ruhe an. Dann seufzte er. "Wieso bist du nicht schon früher mit all dem zu mir gekommen? Im Nachhinein kann ich leider nichts für dich tun und kann es nicht sein, dass du deine Klassenkameraden doch irgendwie provoziert hast?

In diesem Moment wusste sie, dass es falsch gewesen war, ihren Lehrer einzuweihen. Er würde ihr nicht helfen.

Lou fiel immer mehr in sich zusammen, wie ein Werk aus zu dünnem Pappmasche.
Sie merkte, dass niemand ihr helfen, niemand ihr die Last abnehmen konnte.

SchwarzMalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt