Montag, 08.06.
Lou war auch am Freitag nicht in der Schule gewesen.
Das ganze Wochenende über hatte sie in ihrem Bett gelegen und war nur aufgestanden, wenn es gewisse Bedürfnisse verlangt hatten.Ihre Mutter hatte samstags gearbeitet, sonntags war sie dann mit einem Mann verabredet gewesen. Sie war so mit sich beschäftigt gewesen, dass sie nicht gemerkt hatte, was mit ihrer Tochter los war.
Genau genommen, merkte ihre Mutter nie etwas. Seit der Scheidung von Lous Vater, war sie sehr mit sich selbst, Männern oder der Arbeit beschäftigt gewesen.Als Lou heute ins Klassenzimmer kam, hatte sie sofort wieder ein ziehen im Bauch. Sie ging zu ihrem Platz, stellte ihre Tasche ab und ließ sich auf ihrem Stuhl nieder.
Da sah sie es.
Auf ihrem Tisch waren viele kleine Kritzeleien, Worte und Sätze geschrieben.
"Geh sterben"
"Spring doch einfach vom Dach."
"Wir alle hassen dich."
"Du bist nutzlos."
"Dreck"
War auf ihrer Tischplatte zu lesen.
Daneben war ein kleines Männchen gezeichnet, dass an einem Seil um den Hals im nichts zu baumeln schien.Schon wieder stiegen ihr die Tränen hoch. Sie hatte die letzten Wochen so viel mehr geweint, als es je zuvor in ihrem Leben der Fall gewesen war.
Was hatte sie falsch gemacht?
Wann waren eigentlich aus ignorantem Schweigen und abwertenden Blicken all diese Angriffe gegen sie?
Wieso? Wieso traf es ausgerechnet sie?Wieso hassten sie alle plötzlich noch mehr? Sie wünschten sogar ihren Tod.
Wieder war es nicht Lou gewesen, die gemalt hatte.
Dieses Mal hatten ihre Klassenkameraden die Pinsel in der Hand und strichen ihre Seele schwarz an. Tiefschwarz.
Sie drohte immer mehr in der dicken, schwarzen Farbe zu ertrinken.
Sie wurde immer mehr zu einem tiefem Meer in ihrem Inneren.
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SchwarzMaler
Ficción GeneralSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...