Epilog

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Den Pinsel in der Hand hatte sie ihre Zunge zwischen die Zähne geklemmt.
Sie stand konzentriert vor der Leinwand und setzte gekonnt den nächsten Pinselstrich. Langsam nahm das Werk immer mehr Form an.
Wie sehr sie das vermisst hatte, dieses Gefühl der Schwerelosigkeit beim Malen. Viel zu lange hatte sie es nicht mehr verspürt und so war es beinahe in Vergessenheit geraten.
Es hatte nicht viel gefehlt und sie wäre selbst zu einem grausig-schönem Kunstwerk geworden. Doch damit hätte sie jegliche Chance verloren je wieder solche zu erschaffen.
Sie war froh, dass sie nicht gestorben war. Nur der hoffnungslose Teil ihrer, war dies.

"Wie geht es dir heute?" Der freundliche ältere Herr sah sie über die Ränder seiner Brille hinweg an. Lou saß ihm gegenüber an dem kleinen Tisch, in einem der Behandlungszimmer der Jugendstation der psychiatrischen Klinik. Hierher  hatte man sie nach ihrem Suizidversuch gebracht.
"Ich habe mit den Farben gemalt," antwortete sie und ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen.

SchwarzMalerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt