Mittwoch, 10.06.
Lou fiel in ein immer tiefer werdendes Loch.
Sie verfiel dem Hass der anderen und merkte, wie er auf sie selbst übersprang.
Auch sie fing an einen zunehmenden Hass gegen sich zu entwickeln.Beim Blick in den Spiegel hätte sie diesen am liebsten eingeschlafen.
Sie war wirklich hässlich, ganz genau, wie es die anderen ihr gesagt hatten.
Wieso war ihr all das nicht schon vorher aufgefallen?
Vermutlich lag das an ihrem eingegrenztem Verstand.Im nächsten Moment durchfuhr es sie wie ein Blitz.
Was hatte sie da gerade gedacht?
War es jetzt wirklich schon soweit gekommen? Sie ließ die Worte der anderen an Stelle ihrer eigenen Gedanken.
Der Schmerz saß so tief in ihrer Brust.Sie schaute wieder in den Spiegel. Ihr Gesicht sah bleich und eingefallen aus, unter ihren Augen befanden sich tiefe, dunkle Ringe. Ihre Lippen waren ganz hell und rissig, weil sie so viel auf ihnen herum gekaut hatte. Das tat sie immer dann, wenn sie nervös war.
Auf einmal stieg ein neues Gefühl in ihr auf. Unter all der Traurigkeit und all dem Hass bahnte sich die Wut den Weg in ihre Adern.
Sie holte aus und schmetterte ihre Faust in den Spiegel vor ihr.
Er zersprang.Blut lief an Lous Faust hinunter, ein etwas größerer Splitter hatte sich in ihre Hand gebohrt.
Doch das bemerkte sie gar nicht.Sie starrte auf die Spiegelscherben vor ihr.
Wie ihn Trance nahm sie eine Handtellergroße Scherbe und wiegte sie in ihrer rechten Hand.
Dann führte sie sie langsam und immer noch in ihrem tranceartigem Zustand gefangen, über ihren linken Arm.Heute malte Lou wieder.
Allerdings keines ihrer sonst so schönen Kunstwerke.
Heute benutzte sie ausschließlich rote Farbe und ihr Pinsel war eine Scherbe, des zuvor zertrümmerten Spiegels.
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SchwarzMaler
General FictionSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...