Donnstag, 18.06.
Während der letzten drei Tage war nichts weiteres passiert.
Man hatte sie in Ruhe, ignoriert und links liegen lassen.
Lou war darüber sehr froh.
Es war fast wieder so wie früher, als sie von ihren Klassenkameraden zwar nicht beachtet wurde, sonst aber nichts zu befürchten hatte.
Einmal hatte sie Damian auf dem Flur getroffen und ein kurzes, aber freundliches Gespräch geführt.Nach zwei qualvoll langen Stunden im Matheunterricht, musste Lou auf die Toilette.
Sie ging aus dem Zimmer, den Flur entlang und öffnete die Tür zur Damentoilette. Sie lief an den besetzten Kabinen vorbei.-
Sie wollte gerade in aus ihrer Kabine, als sie die Stimmen einiger Klassenkameradinnen vernahm.
"Hast du gesehen, wie sie heute wieder rumläuft? Wie kann man nur so aus dem Haus gehen?" Kam es von der ersten Stimme. Sie schien sich etwas weiter links von Lou zu befinden.
Die anderen lachten.
"Mit ihrem Gesicht hätte ich mich schon längst vergraben. Das Geld für einen Schönheitsoperation wird die ja nicht haben, vielleicht dann wenigstens das für eine Schaufel."Lou wusste, dass die Mädchen über sie sprachen. An den Stimmen hatte sie Lucia und Fatha ausmachen können. Die beiden waren auch dabei gewesen, als Max sie und ihre Zeichnungen vorgeführt hatte.
"Sie wird sich noch wundern, wenn wir mit ihr fertig sind, wird sie endlich kapieren, dass sie hier nicht erwünscht ist", kam es von Lucia.
Lou hörte wie der Wasserhahn anging und vernahm dann die Schritte der Mädchen, und das Quietschen der Tür.Erst jetzt traute sie sich aus ihrer Kabine. Ihre Beine zitterten und sie hielt sich nur schwer auf ihnen.
Langsam ging sie zum Waschbecken. Ihr Gesicht, dass ihr aus dem schmutzigen Spiegel entgegen blickte sah aus wie das eines Gespenst.
Sie wusch sich die Hände und trat dann langsam den Weg zurück zum Klassenzimmer an.Lous Lächeln hatte aus dünnen Bleistiftlinien bestanden.
Ihre Klassenkameradinnen hatten heute spurlos dieses zarte Bleistiftlächeln aus ihrem Gesicht radiert.
DU LIEST GERADE
SchwarzMaler
General FictionSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...