Dienstag, 30.06 - III
Dieses Kunstwerk sollte ihr letztes sein, alle sollten sie in Erinnerung behalten.
Lou saß daheim auf ihrem Bett. Ihre Mutter war nicht Zuhause. Lou ließ ihre Blicke durch das Zimmer schweifen, doch sie erkannte die Farben nicht mehr.
Die eigentlich orangefarbenen Wände waren nun grau, der Himmel vor dem Fenster schien grau- ja, selbst ihre Leinwände waren grau. Die Farben war schon lange Zeit immer mehr aus ihrer Welt gewichen und hatte nun nichts mehr übrig gelassen. Ihr einstiger Glanz war vollends verschwunden.Vorsichtig nahm Lou die Scherbe aus ihrer Schublade. Es war die handtellergroße Scherbe, das einzige Überbleibsel ihres Spiegels. Sie holte noch einmal tief Luft, dann setzte sie an.
Blut, Blut, überall Blut. Ein langer Schnitt entlang ihrer Pulsader und es begann nur so zu fließen.
Alles in ihr pulsierte, ihr Herz schlug schneller. Bald würde es den Geist aufgeben, doch noch schlug es schmerzhaft in ihrer Brust.Lou ließ sich nach hinten fallen und starrte blind an die farblose Decke. Ihre Gedanken kreisten und ließen all den Geschehnisse noch einmal Revue passieren.
Der Hass. Der Ärger. Das Mobbing. Die Übergriffe auf sie, verbal wie körperlich. Ihre Klassenkameraden. Ihr Lehrer. Der Verlust des letzten Fünkchen Hoffnung.Eine kleine Ewigkeit verging, dann fand sie in die süße Schwere der Ohnmacht. 'Gleich ist es soweit, jetzt werde ich all den Schmerz endlich hinter mir lassen können', war einer ihrer letzten Gedanken. Doch der wirklich letzte galt Damian. Damian.
Er war ihr einziger Lichtblick gewesen, doch es hatte nicht gereicht. Die Momente die er ihr in ihren kurzen Zusammentreffen geschenkt hatte, waren einfach nicht genug gewesen. Es tut mir leid, dachte sie noch.
Dann schlossen sie ihre Augen.Nun war sie selbst zu einem grausig-schönem Kunstwerk geworden.
Das junge Mädchen lag nun auf seinem Bett, die Haut bleich wie Marmor, die Augen geschlossen.
Die glatte, weiße Oberfläche ihrer Haut wurde jedoch unregelmäßig - überall dort wo das Blut entlang lief - von Rissen unterbrochen.
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SchwarzMaler
Ficção GeralSie war es gewohnt alleine zu sein. Sie brauchte niemanden. Solange sie ihre Farben hatte, war ihr alles andere egal. Sie war eine Malerin. Wenigstens das wurde akzeptiert. Doch was, wenn die Farben aus ihrer Welt verschwinden sollten? [Ein überspi...