Kapitel 18 (überarbeitet am 29.04.17)

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Am nächsten Morgen zog ich mich schnell an und band mir die Haare zu einem hohen Zopf zusammen. Dann ging ich nach draußen, sattelte ein Pferd und ritt in den Wald. Ich brauchte eine Auszeit, um nachzudenken.
Nach einer Weile befand ich mich bei der Höhle, in der mein Vater gelebt hatte. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich schon so weit vom Schloss entfernt war.
Da die Sonne schon unterging, beschloss ich die Nacht in der Höhle zu verbringen.

Merlin P.o.V.:

Es war schon Abend und ich hatte Mira den ganzen Tag nicht gesehen.
Ich machte mich auf den Weg zu ihren Gemächern und als ich dort angekommen war, klopfte ich an die Tür, doch keiner öffnete. Ich klopfte erneut, doch die Tür blieb geschlossen. Sorge stieg in mir auf und ich betrat ihr Zimmer und schaute mich um. Sie war nicht da.
Schnell rannte ich zu Gaius, doch auch er wusste nicht wo Mira war. Gwaine wusste es auch nicht.
Schließlich entschied ich mich Arthur zu fragen, da die Sonne schon unterging.

"Arthur? Wisst Ihr wo Mira ist?", fragte ich, als ich seine Gemächer betreten hatte.

"Nein, wieso?", fragte er.

"Sie ist nicht in ihren Gemächern und keiner hat sie gesehen", erklärte ich.

"Wieso sollte sie einfach so verschwinden?", murmelte Arthur.

"Vielleicht wurde ihr der Druck zu hoch", mutmaßte Gwaine, der im selben Augenblick den Raum betrat.

"Welcher Druck?", fragte Arthur überrascht.

"Arthur, Euer Vater redet mit Mira fast jeden Tag über eine Hochzeit und Kinder und Mira weiß nicht, wie sie damit umgehen soll. Sie fühlt sich eingedrengt. Vielleicht kommt sie nach einer Weile zurück", erklärte Gwaine.

"Und was, wenn nicht? Was soll ich dann machen?", fragte Arthur mit einem Hauch Verzweiflung in der Stimme.

"Was würdet Ihr denn für sie tun?", fragte ich neugierig.

Ich kannte Arthur zwar ziemlich gut, doch seine Gedanken über meine Schwester teilte er mir nur selten mit.

"Alles. Ich würde alles für Mira tun", antwortete er ernst.

"Wirklich alles?", fragte ich gespielt zweifelnd. "Sogar kochen und putzen und nähen und singen?"

"Ich könnte zwar nicht versprechen, dass dann was Gescheites dabei raus kommt, aber ja, ich würde es tun und sogar noch mehr", antwortete Arthur.

"Seid Ihr Euch da sicher, Arthur? Wir wollen doch nicht, dass Ihr Euch überanstrengt", grinste Gwaine.

"Dafür könnte ich dich in den Kerker sperren lassen", drohte Arthur ihm.

"Schaut. Selbst das würdet Ihr nicht selbst machen", meinte Gwaine immer noch grinsend.

Dann rannte Arthur wütend auf ihn zu, doch Gwaine rannte schnell lachend weg.

"Und schon sind sie weg", murmelte ich.

Ich ging zurück zu Gaius' Gemächern und legte mich in mein Bett. Es fiel mir schwer einzuschlafen, da ich die ganze Zeit an meine Schwester denken musste. Sonst hatte sie immer eine Nachricht hinterlassen, wenn sie Abends nicht wieder zurück käme.

"Was ist, wenn sie wirklich abgehauen ist und nicht wieder zurück kommt?
Was ist, wenn ihr dort draußen etwas passiert, oder wenn sie sogar stirbt? Dann wäre sie ganz allein."

Bei dem Gedanken an ihren leblosen Körper blutüberströmt auf dem Boden liegend, bekam ich Angst.
Sie war meine kleine Schwester und ich wollte nicht, dass ihr etwas passierte.

Mira P.o.V.:

Bei Sonnenaufgang ritt ich wieder zurück zum Schloss.
Als ich am Vormittag an den Ställen ankam, striegelte ich das Pferd bis Gwaine plötzlich auf mich zu kam.

"Mira, wo warst du gestern?", fragte er mich mit Besorgnis in der Stimme.

"Ich bin ausgeritten, weil ich Zeit zum Nachdenken brauchte und ehe ich mich versah, dämmerte es schon und ich beschloss die Nacht in einer Höhle zu bleiben", erklärte ich ruhig.

"Wir haben uns alle Sorgen um dich gemacht, Mira. Wir hatten schon Angst, dass du nie mehr zurück kommen würdest", sagte Gwaine vorwurfsvoll und gleichzeitig besorgt.

"Es tut mir leid. Das nächste Mal hinterlasse ich euch wieder eine Nachricht", entschuldigte ich mich.

Dann zog ich Gwaine in eine Umarmung, die er auch erwiderte. Nach einigen Sekunden ließen wir wieder voneinander ab und gingen gemeinsam zum Schloss.

"Merlin müsste jetzt eigentlich in Arthurs Gemächern sein", meinte Gwaine und stieß die Tür zu des Prinzen Gemächern auf.

Ich stand hinter Gwaine, so dass mich niemand sehen konnte.

"Gwaine, was tust du hier? Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?", hörte ich Arthur fragen.

"Hast du was von Mira gehört?", fragte nun Merlin.

"Könnte man so sagen", meinte Gwaine nur.

Er betrat den Raum und somit stand ich nun auch im Blickfeld von Arthur und Merlin. Merlin kam auf mich zu und umarmte mich, während Arthur nur da stand.

"Merlin, ich bekomme keine Luft mehr", krächzte ich, während ich ihm auf den Rücken klopfte.

Mein Bruder ließ mich wieder los und ich schaute zu Arthur, der immer noch still da stand.

"Wo warst du?", fragte er, nach einer gefühlten Ewigkeit, monoton.

"Im Wald in einer Höhle. Ich musste nachdenken. Ich wollte Niemandem Sorgen bereiten. Es tut mir aufrichtig Leid", erklärte ich und senkte den Kopf.

Ich drehte mich um und verließ schnell das Zimmer. Arthur hatte mich mit kalten Augen angesehen und das bereitete mir Angst. Zweifel überkamen mich.

"Was ist, wenn er mich doch nicht liebt? Was ist, wenn ich ihm egal bin?"

Ich rannte die langen Gänge entlang, doch ich lief in jemanden hinein. Ich blieb stehen und schaute auf. Uther.

"Mira. Hat Arthur schon mit dir gesprochen?", fragte er lächelnd.

"Tut mir leid, Mylord, aber ich befürchte, dass ich nicht länger hier bleiben kann", erklärte ich.

"Was? Wieso denn nicht?", fragte Uther bestürzt.

"Ich weiß nicht genau, aber da ist so ein Gefühl, das mir sagt, dass es nicht gut ist hier zu bleiben. Außerdem hat Arthur mich behandelt wie eine Fremde. Kälte lag in seinen Augen, als er mich anschaute und seine Stimme war monoton. Er hat sich kein Bisschen bewegt", erklärte ich und rannte dann weiter.

Mein Blick war immer gesenkt, doch als ich mich umschaute, bemerkte ich, dass ich unter der Erde war. Am Eingang eines riesigen Labyrinths.

Merlin's SchwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt