Der Maskierte schlich sich vom Keller wieder nach oben. Er musste noch jemandem einen Besuch abstatten und das Ganze, ohne gesehen zu werden. In einem Schloss voller Wachen keine übermäßig leichte Aufgabe. Dennoch für einen Schwarzmagier wie ihn, kein Hinderniss. Magier in diesem Land brauchten für fast alles die Magie, die in Edelsteinen gespeichert war. Noch dazu ließ sich nicht jeder Stein für jeden Zauber gebrauchen. Anders war es mit schwarzer Magie, doch sie hatte den Nachteil, dass viel von der Magie übrig blieb und sich ab einer gewissen Menge zu scheußlichen Wesen formen konnte. Dasselbe war es eigentlich bei weißer Magie nur, dass aus ihr keine Dämonen wurden, sondern magische Kreaturen wie Drachen, die nicht weniger gefährlich, aber um einiges vernünftiger waren. Woran das lag, würde er wohl niemals herrausfinden. Aber es gab nunmal Geheimnisse, die dazu bestimmt waren, auch welche zu bleiben. Das galt zum Beispiel für seine Identität.
Seine Anonymität war sein größter Vorteil, wenn er einen Aufstand gegen den König anzetteln wollte. Viel Zeit hatte er dafür nicht. Mit einer Heirat würden seine Ansprüche auf den Thron legitim, solange William nicht aus der Versenkung auftauchte. Das Volk würde sich Daron, ohne Anführer nicht entgegen stellen. Einen von beiden Geschwistern musste er also schnellstens befreien. Nur für wen, hatte er sich noch nicht entschieden. Zuerst einmal musste er sich ein Bild von der Lage machen. Die Kerker waren recht gut bewacht. Er selbst kam zwar problemlos durch, doch eine andere Person mit sich zu schmuggeln, war etwas ganz anderes. Mit etwas Glück, könnte er heute Nacht mit ihr, über den Turm verschwinden.
Still schlich er sich durch die Gänge bis zu ihrem Zimmer. Das Glück war ihm heute jedoch nicht gewogen. Ein mit Magie verstärktes Schloss hing an dem Riegel der die Tür verschloss. Es schützte auch den Riegel selbst, der sonst ein leichtes Ziel gewesen wäre. Natürlich gab es noch die Möglichkeit, die gesamte Tür in ein Häufchen Asche zu verwandeln. Doch das war nicht gerade unauffällig und heikel, da sich aus Asche und Zerstörung nur zu gerne Dämonen erhoben. Er musste einen anderen Weg finden. Deshalb lief er hinauf, bis auf das Dach. Dummerweise hatte er nicht daran gedacht, dass sich hier oben eine Wache befinden könnte und wurde von dem Geräusch hinter sich überrascht. Er drehte sich um und vor ihm stand, wie aus dem nichts gewachsen, ein Bär von einem Mann, mindestens einen halben Kopf größer als er und auf jeden Fall breiter. Er bewegte sich schnell , beinah elegent und dann hörte der Maskierte ein ersticktes Keuchen. Es klang fremd, obwohl es aus seinem eigenen Mund kam. Aber er hatte auch selten einen solchen Schlag einstecken müssen. Die Faust der Wache war noch immer direkt vor ihm, als sich sein Gehirn wieder einschaltete. Beinah mechanisch, als hätte er es bereits tausenmal gemacht, schnappte er den Arm seines Gegenüber und drehte ihn mit einen Ruck herum. Die Wache schrie auf, er hatte ihm die Schulter ausgekugelt und er konnte keine Zeugen gebrauchen.
"Es wäre klüger gewesen, das Schwert zu benutzen.", gab er seinem Gegener noch einen guten letzten Rat. Eigentlich sinnlos, da er ihn in nächsten Moment über eine der Zinnen schubste. Er sah nicht hinunter, doch hörte das widerliche Geräusch als der Mann auf dem Boden aufschlug. Jetzt musste er sich aber beeilen, eh einer die Leiche fand.
Er befestigte ein Seil am Griff der Lucke, über die man das Dach betreten konnte. Dann warf er es zwischen zwei Zinnen den Turm hinunter und schwang sich selbst über die Kante. Ein recht waghalsiges Kunststück, wenn er an die Höhe des Turm dachte. Jedoch gab er sich Mühe nicht hinunter zu sehen. Nur einmal wagte er den Blick hinunter, um das richtige Fenster auszumachen. Er hing genau darüber und rutschte langsam hinunter, bis seine Füße den Fenstersims berührten. Er drückte sich gegen die Scheibe und hörte den Donnerschlag über sich, eh die ersten Tropfen ans Glas prallten. Toll, musste es nun auch noch regnen? Andererseits hielt es andere davon ab, nach drausen zu gehen und die Leiche im Innenhof zu finden. Er klopfte leise gegen das Fenster, um auf sich aufmerksam zu machen und wenige Momente später öffnete eine nicht wenig überraschte Avina das Fenster.Sie starrte den Fremden mit unverholener Neugier an. Sie hätte nur zu gerne gewusst, wer das Risiko einging und durch ein Fenster im obersten Stockwerk, eines nicht gerade kleinen Turmes, zu ihr ins Zimmer zu steigen. Regenwasser tropfte von seinem langen schwarzen Mantel auf ihren Teppich und der Schein der Kerzen ließ das Licht auf seiner Goldenen Maske tanzen. Er sah aus, als wolle er damit auf einen Ball und sie passte so ganz und gar nicht zu seiner restlichen Kleidung. Er sah eher aus, wie Jäger aus dem Wildland. Eine dunkle Weste aus Leder und, dass er außer seines Schwertes auch noch eine Armbrust auf dem Rücken trug, leisteten ihren Beitrag zu dieser Erscheinung. Avina konnte es nicht fassen, dass er mit so einem schweren Ding auf dem Rücken zu ihr herunter geklettert war. Sie wusste ja auch nicht, dass es eigentlich sein Plan war, einfach durch die Tür zu spazieren.
Ihre erste Frage galt allerdings etwas wichtigerem als seinen Waffen:
"Wer bist du?", wollte sie von ihm erfahren.
"Vielleicht der Prinz, der das Fräulein aus dem Turm rettet.", scherzte er, doch Avina war ganz und gar nicht nach Scherzen zumute. Streng sah sie ihn an und verlangte noch eimal:
"Sag mir, wer du bist!"
"Das tut nichts zur Sache", meinte er und sein Blick huschte durch das Zimmer. Er fand wohl nichts, das sein Interesse weckte und wandte sich wieder ihr zu. Avina fand, seine Augen klebten von da an regelrecht an ihr. Wer war er!?
"Was tut denn dann etwas zur Sache?", wollte sie wissen.
"Du bist sicher nicht grundlos diesen Turm hinauf geklettert."
"Ich hab mich eher abgeseilt", meinte er und Avina hob die Augenbrauen. Dazu musste er durch das Schloss gelaufen sein.
"Trotzdem, was willst du?"
"Wie ich bereits sagte, ich will eine Prinzessin befreien."
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Larwenia 2- Queen Of Raven and Dust
FantasyHier ist die Fortsetzung von Larwenia- Lady of Wolfs and Rain. Wir hoffen, dass es euch gefällt und wünschen euch viel Spaß. Nathaniel, Avina und Selina sind nun getrennt, doch das nicht lange. Die beiden Mädchen werden entführt und erleben Grauenv...