14.Kapitel. an zwei Orten gleichzeitig?

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Daron hatte die Verfolgung aufgegeben und war zum Schloß zurückgekehrt. In seinen Kopf ratterte es. Welcher Magier hatte solche Fähigkeiten? Es gab nur einen in diesem Land, der ihm einfiel und das war Nathaniel. Er suchte nach seinen Sohn und fand ihn schließlich in seinem Zimmer.
Er war dabei ein Buch zu lesen und Daron riss es ihm einfach aus der Hand. Er knallte es auf den Tisch und sicherte sich damit seine Aufmerksamkeit.
Nathaniel sah ihn mehr oder weniger genervt an, da er ihn beim Lesen unterbrochen hatte und wollte wissen, was los ist.
"Was los ist?", wiederholte sein Vater die Frage, eh er antwortete:
"Ein mysteriöser Magier befreit Personen aus dem Schloss von denen niemand wusste, das sie hier gefangen waren. Er weiß offensichtlich, wie man Dämonen tötet, beherrscht schwarze Magie und seine Fähigkeiten übersteigen bei Weiten die, eines Magiers aus diesem Land. Außerdem ist unter den Geflohenen rein zufällig die Person, für die du gewisse Gefühle hast oder wie ich eigentlich gehofft habe, hattest. Da auch die anderen Punkte auf dich zutreffen, stellt sich mir die Frage, bist du dieser Magier?"
Nathaniel sah ihn ernst an:
"Ich meine, diese Frage solltest du dir mit ein wenig Nachdenken, selbst beantworten können. Als dieser Magier im Kerker den Dämon angegriffen hat, war ich auf den Hof und hab ihn den Todesstoß versetzt. Das können dir sämtliche Wachen bestätigen. Ich müsste also an zwei Orten gleichzeitig gewesen sein."
Nathaniel sah, wie die Gesichtszüge seines Vaters wieder weicher wurden. An zwei Orten gleichzeitig zu sein, gehörte nicht zu seinen Fähigkeiten oder denen irgend eines anderen Magiers, den er kannte. So verschwand sein Vater wieder und ließ ihn alleine im Zimmer zurück. Seufzend klappte Nathaniel das Buch zu und stellte es ins Regal. Er war froh, dass sein Vater den Titel nicht gesehen hatte. Für heute gab es wirklich genug Aufregung und er beschloss, sich schlafen zu legen.

Avina wurde von der kalten Morgenluft geweckt. Raureif bedeckte das Moos auf den Steinen vor der Höhle. Die Berge waren einfach kein Ort, an dem ein Mensch ohne Hütte schlafen sollte.
Selina und Will hatten es da besser. Sie schliefen beide tief und fest, während Avina erneut los ging, um Feuerholz zu suchen.

Selina wachte in der Zeit auf und hob den Kopf. Etwas fiel von ihrem Kopf und auf den Boden hinunter. Sie sah mit verschlafenen Augen, auf den großen, schwarzen Vogel, der scheinbar auf ihrem Kopf geschlafen hatte. Er krächzte sie vorwurfsvoll an und sie sah in seine Augen. Blaugrün. Sie kannte diese Augen, sie liebte sie sogar und jetzt traf sie die bittere Erkenntnis. Sie hatte Will von ihrem Kopf heruntergeschubst.
"Tschuldige", murmelte sie, immernoch in ihrer Wolfsgestalt.
Er krächzte sie wieder an.
Sie stand auf und streckte sich, dann schnappte sie sich die Kleidung die neben ihr lagen und verkroch sich hinter einer kleinen natürlichen Steinwand die zur Hälfte den Höhlenraum trennte.

Avina sammelte währendessen einen kleinen Stapel und wollte ihn anzünden, doch es war einfach zu feucht von dem Reif am Boden. Sie mühte sich eine Weile ab, doch gab es schließlich auf. Seufzend warf sie einen kleinen Stein gegen das Holz das sich plötzlich entfachte. Avina schreckte zurück vor der Hitze und stieß mit den Rücken gegen Beine. Sie blickte erschrocken nach oben, stellte aber erleichtert fest, dass es nur der Mann mit der Maske war.
"Danke", sagte sie wegen dem Feuer und rückte näher heran um sich aufzuwärmen. Ihre Hände waren vom Holzsammeln ganz gefroren.
"Du musst dich nicht bedanken", sagte er.
"Zumindest nicht bei mir, es war der Stein."
Avina hob verwundert die Augenbrauen, begriff aber schnell. "Verstehe, ich hab gar nicht drauf geachtet."
"Du hast Talent was Steinmagie betrifft", meinte er und sie zuckte mit den Schultern. Es gab niemanden der sie hier unterrichten konnte, also war es egal. Sie hatte viel größere Probleme, doch als sie ihm das sagen wollte, fiel ihr ein weiteres ein.
"Wie soll dich eigentlich nennen? Ich kann dich ja nicht mit Maskenfutzi ansprechen."
Er überlegte kurz und antwortete dann:
"Du kannst mich Ash nennen."
Avina fragte sich, ob das sein wirklicher Name war, nahm das aber erstmal so hin. Sie hatten andere Dinge zu bereden.
"Wie soll es jetzt weiter gehen?"
"Wir müssen etwas gegen Daron unternehmen."
"Ist das dein gesamter Plan?", fragte Avina und er sah ins Feuer.
"Im Moment schon."

Selina hatte sich mittlerweile angezogen und trottete gerade nach draußen, vor den Höhleneingang. An einem großen Baumstumpf waren vier Pferde angebunden und graßten friedlich in der frühen Morgensonne. Nicht weit entfernt von ihnen stand Avina, die sich mit dem Maskenmann unterhielt.
Scheinbar war es eine kleine Diskussion.
"Nein, das werden wir nicht tun", meinte der Maskenmann.
"Und wieso.....? Guten Morgen, Selina."
Avina lächelte sie an.
"Guten Morgen", sagte sie misstrauisch.
Will landete auf ihrer Schulter und krächzte.
"Über was redet ihr gerade?"
"Über Daron den Mistkerl. Und wie wir ihn am besten loswerden können", sagte Avina voller Verachtung.

"Aha und habt ihr euch schon geeinigt?"
"Nein, wir hatten gerade darüber gesprochen, ob wir dich nicht zurückschicken können, damit du seine Leibwache machen kannst."
"Damit ich seine...?  WAS!?!?", knurrte sie.
Will zog an ihren Haaren, indem er sie in den Schnabel nahm und sich dranhing.
Jetzt knurrte sie ihn an, er jedoch sah höchst amüsiert aus.
"Hinterhältiger Vogel.", murmelte sie.
"Und wie sollte ich ihn dazu kriegen, damit er glaubt, ich sei seine freiwillige Leibwache? Indem ich einfach sage, 'ja der Maskenfutzi hat mich befreit, aber ich will euch dienen'?.... Nein, wenn ich so sehr lügen würde, könnte ich mir selbst nicht mehr in die Augen schauen. Außerdem glaube ich, dass er, wenn er mich sieht, Antworten haben will und mich so lange foltern wird, bis er sie hat. Also nein, ich mach das nicht", endete Selina entschlossen.
Avina lachte auf und sah den Maskenmann an, der sich den Kopf rieb.
"Bitte, nenn mich Ash."
"Wieso?" Das brachte Avina noch mehr zum Lachen. Vermutlich hatte sie ihm die gleichen Fragen gestellt.
"Vielleicht, weil es mein Name ist?"
"Wenn es nur vielleicht dein Name ist, wie heisst du dann richtig?"
"Das tut nichts zur Sache."
Und schon wieder, kamen Selina diese Worte bekannt vor.
"Wir könnten Verbündete sammeln, die, wie wir auch, Daron stürzen wollen und sie, wenn es sich nicht vermeiden lässt, in die Schlacht führen könnten", meinte Selina schließlich.
"Das ist zumindest ein Plan," äußerte der Maskierte. Allerdings fragte er sich welche Verbündeten?

Larwenia 2- Queen Of Raven and DustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt