19.Kapitel. so nah und doch so fern

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Ash setzte sich zu den beiden Mädchen und lies einen skeptischen Blick über das Rudel gleiten. Nunja so viele Wölfe boten Sicherheit, waren aber auch etwas aufällig, obwohl es hier im Gebirge niemanden gab der sie sehen dürfte. Sie waren mitlerweile nicht nur nördlich, sondern auch östlich weit vom Schloss entfernt.
"Also was hast du für Neuigkeiten?", bohrte Selina, die jetzt keinerlei Geduld hatte, nach.
"Der Tod des Königs und sein nun selbsternannter Nachfolger wurden offiziell verkündet."
William landete auf seiner Schulter. "Dann dürften die ersten Aufstände nicht mehr lange auf sich warten lassen."
Ash nickte zustimmend.
"Daron wird sie zerschmettern, aber wenn wir einen geeigneten Platz finden, können wir die Leute dort sammeln und einen großen Schlag vorbereiten."
Er überlegte kurz.
"Das Schwerste wird dabei, sie davon zu überzeugen alle zusammen zu arbeiten, ohne das sie gegenseitig aufeinander los gehen. Daron akzeptiert keine Fürsten, er ist Alleinherscher, also werden die sich zuerst auflehnen, aber sobald sie mit dem gemeinen Volk in einem Lager hocken,... nunja ihr versteht."
Avina bestätigte: "Das könnte schief gehen, aber auf ihren echten Prinzen sollten sie hören."
William nickte aber Ash war sich da nicht so sicher.
"Es wurde verkündet, er sei tot, die Frage ist, wie wir sie davon überzeugen, dass es dieser Rabe ist."
"Avina ist immerhin die Prinzessin", meinte Selina doch Ash konterte:
"Es gibt viele Männer die die Aussage eines Mädchens anzweifeln dürften, auch wenn sie die Prinzessin ist."
"Wir haben den Ring", antwortete Will und flog zu Avinas Rucksack. Sie hatten seine Sachen dort hinein gepackt, nachdem er sich in einen Vogel verwandelt hatte. William hatte als Kronprinz natürlich einen Siegelring und wenn Daron ihn angeblich getötet hatte, wo sollten sie ihn her haben?
"Das ist schon ein besserer Grund uns zu glauben."
"Und so viele sprechende Raben gibt es ja auch nicht", lachte Selina. Die anderen schmunzelten und die Wölfe kamen von der Jagd zurück. Sie hatten eine Art Steinbock mit angeschleppt. Die lebten hier in den Bergen. Anders als die letzten Tage war der Wald mit Rotwild nun zu weit weg. Aber das war Avina egal, solange es überhaupt etwas zuessen gab. Vorallem genug für die Wölfe, sie wollte nicht, dass es sich einer von ihnen doch anders überlegte und Will fraß. Ein Happs und er wäre weg. Deshalb flog er wohl so viel herum. Er traute der Situation nicht ganz. Erst als das Essen fertig war, kam er zu ihnen herunter und setzte sich auf Selinas Schulter. Vor ihr hatten die Wölfe schließlich Respekt.
Avina sah zu, wie ihre Freundin ihren Bruder immer wieder etwas Fleisch zwischen den Schnabel steckte und er es gierig hinunter schlang.
"Wer übernimmt heute die Wache?", fragte ihr Bruder und Avina meldete sich freiwillig.
"Meine Wölfe passen sowieso auf", meinte Selina, aber Ash war der Meinung, dass ein paar menschliche Augen trotzdem nicht schadete. Sie waren vielleicht nicht so gut wie die eines Wolfes, aber achteten auf ganz andere Dinge.
"Gut, dann hau ich mich aufs Ohr", sagte Selina und Will nickte zustimmend. Er schien sich nicht von ihr entfernen zu wollen. Beide schliefen bald ein und so saß Avina mit Ash allein am Feuer. Irgendwann tränten ihre Augen, vom ständigen in die Flamme starren und sie schaute lieber zum See. Das kühle Wasser funkelte im Vollmond Licht und wirkte fast einladend.
"Du kannst ruhig ins Wasser", sagte Ash und Avina überlegte kurz. Sie war wirklich eine totale Wasserratte. Oft hatte sie sich zum See, in der Nähe des Schlosses geschlichen. Auch sehr oft nachts, da es dann viel leichter war als am Tag.
"Wieso kommst du nicht mit?", fragte sie schließlich.
Er sah sie verdutzt an oder zumindest, vermutete sie diesen Ausdruck unter seiner Maske, als er sie mit großen Augen ansah und eine ganze Weile schwieg eh er meinte: "Das geht nicht, einer muss doch aufpassen."
"Eine Weile sollten die Wölfe reichen" meinte Avina und er behauptete:
"Aber ich kann doch nicht mit ... die ... ich meine..."
Avina kicherte:
"Wo ist der Unterschied zu Badesachen, wenn du die Unterhose an läßt?"
Ihm fielen keine Ausreden mehr ein und er drehte sich um, während Avina die Hose auszog. Den Slip lies sie natürlich an, obwohl man in der Dunkelheit im Wasser wohl so oder so nichts erkennen konnte. Ihr Oberteil lies sie ebenfalls an. Sie konnte sich nachher etwas anderes anziehen. Dann ging sie ins Wasser und er war an der Reihe. Sie hörte wie Umgang und weitere Kleidungsstücke zu Boden fielen, eh das Wasser leise plätscherte.
"Du kannst dich umdrehen", hörte sie seine Stimme kurz darauf und drehte sich um. Unfassbar, sogar jetzt trug er noch seine Maske. Allerdings hatte er seine Haare offen und es überraschte Avina, wie lang sie waren, da sie sonst immer unter der Kapuze des Umhangs verborgen waren.
Vorerst sagte sie nichts und schwamm ein Stück weiter in die Mitte. Er folgte ihr und Avina tauchte ab. Sie tauchte, im Gegensatz zu vielen anderen, mit offenen Augen. Das Wasser in Bergseen war oft unheimlich klar und so auch dieses hier. Avina liebte es zu sehen, wie sich das gebrochene Licht auf dem Boden spiegelte. Auf einmal wurde sie nach oben gezogen und drehte sich erschrocken um. Ash sah sie besorgt an und Avina fragte:
"Was ist?"
Während er sie noch immer an den Schultern gefasst hielt.
Er schüttelte nur fassungslos den Kopf "Ich dachte, du ertrinkst. Weisst du wie lange du unten warst?"
Avina lächelte verlegen.
"Entschuldige ich hab es gar nicht bemerkt. Ich kann ziemlich lange tauchen."
"Ja das hab ich bemerkt."
"Tut mir leid, dass du dir Sorgen gemacht hast."
"Schon gut. Ich bin froh, dass alles ok ist", meinte er und die beiden sahen sich lange an.
Es war ein so unglaublich bekanntes Gefühl, aber etwas störte. Langsam hob sie die Hand und wollte ihm die Maske abnehmen. Von einen Moment auf den anderen, gefror sein Blick und er wich zurück.
"Lass das!", fuhr er sie an und wandte sich dann ab. Seine Stimme wurde wieder ruhiger.
"Wir sollten raus aus dem Wasser."
Es war nicht wirklich eine Frage, weshalb sie auch nur nickte und aus dem Wasser lief. Schnell zogen sich beide wieder an und Ash meinte: "Übernehm du die restliche Wache." Er zog seinen Umhang wieder an und als Avina sich zu ihm umdrehen wollte, um zu antworten war er auch schon weg. Wie machte er das nur? Frustriert setzte sie sich auf die Decke und beobachtete ihre Umgebung.

Larwenia 2- Queen Of Raven and DustWo Geschichten leben. Entdecke jetzt