Ash ging durch Garben, das kleine Städtchen nah am Schloss. Er fand, es war der richtige Ort, um auf Nachrichten vom Palast zu warten. Es war der nächste größte Ort in der Nähe des Schlosses, abgesehen von Sidian und er wollte nicht in diese große Stadt. Zu viel Gesindel, wie er fand.
Der doch vergleichsweise kleine Ort nahe der Blutebene, war da schon besser geeignet. Es war schon dunkel, doch das war genau seine Zeit.
Dunkelheit war einfach besser um unterzutauchen und keiner bemerkte, dass er mit einer Maske herum lief. Auch ein Grund, weshalb er lieber in diesem Ort war, in Sidian waren auch zu dieser Uhrzeit noch zu viele Leute auf der Straße.
Hier konnte er nahezu ungestört auf der Straße entlang laufen und in einer der Schenken gehen. Er setzte sich weiter nach hinten in eine ziemlich abgelegene, dunkle Ecke neben der Treppe und hörte einfach nur zu, was so erzählt wurde. Noch redete niemand über einen neuen König. Am besten sollte er also zurück zu den Mädchen. Gerade wollte er aufstehen als zwei offiziell wirkende Männer den Raum betraten. Sie trugen Umhänge mit Wappen, aber es war nicht mehr das Wappen von Larwenia, sondern das von Xadrien. Er zog sich die Kapuze tiefer ins Gesicht, um zu garantieren, dass er auf keinen Fall erkannt wurde. Die meisten anderen Gäste blickten hingegen auf und starrten die beiden regelrecht an. Einer von ihnen verkündete:
"Wir übermitteln hiermit die Nachricht vom Tod des Königs.", im gesamten Raum wurde es totenstill. Der andere sprach weiter,
"Den des Kronprinzen ebenso. Die Prinzessin ist geflohen. Das Königreich gehört nun den König von Xadrien und er ist bereit, alle zu vernichten die sich gegen ihn auflehnen."
Kaum als er seinen Satz beendet hatte, verschwanden die beiden aus der Schenke und ließen die verstörten Stadtbewohner alleine zurück.
Er selbst hatte keinen Grund mehr länger zu bleiben und machte sich auf den Weg, um rechtzeitig bei Sonnenuntergang bei den Mädchen zu sein.Als er ankam, saß Selina am Feuer und beobachtete die Flammen, als sie im Augenwinkel eine Gestalt erkennen konnte, die am Eingang der Höhle stand. Sie blickte sie direkt an, bereit sie alle zu verteidigen, doch es war nur Ash, der in die Höhle starrte um sich ein Gesamtbild von der Situation zu machen. Er sah von Selina zu Will und schließlich zu der noch immer bewusstlosen Avina. Sie konnte sehen, wie sich seine Augen vor Schreck weiteten, als er die Prinzessin sah.
Er eilte zu ihr und scannte sie magisch. Selina verlor kein Wort.
Er drehte sich zu ihr herum und starrte sie finster an.
"Was ist hier passiert?",fragte er.
"Ein Bär hatte uns einen Besuch abgestattet."
"Ein Bär... Wieso war ein Bär hier?"
"Woher soll ich das denn wissen? Ich konnte ihn ja wohl schlecht fragen."
Jetzt wurde sie sauer. Er sprach mit ihr, als wäre sie an allem schuld.
Er atmete tief durch bevor er weitersprach.
"Wieso ist sie bewusstlos?"
"Der Bär hat sie gegen die Wand geschleudert, als sie ihm ihr Schwert durch den Rücken ins Herz gebohrt hatte."
"Hast du das Fläschchen benutzt, das ich dir gegeben hatte?"
Jetzt platzte ihr der Kragen.
"Siehst du vielleicht, auch nur eine verdammte Schramme an ihr?!? Sie hatte eine Kopfverletzung. Hätte ich sie verbluten lassen sollen?!? Natürlich habe ich das Fläschchen benutzt. Wieso redest du eigentlich mit mir, als wäre das alles meine Schuld?!?"
Er hob beschwichtigend die Hände, doch sie konnte es nicht mehr sehen, da sie schon aus der Höhle stürmte.
Sie lief in den Wald um sich abzureagieren, bevor sie ihm noch an die Kehle springen würde. Zornestränen strömten über ihre Wangen.
Als sie sich auf einen Baumstamm setzte, um allein vor Wut kochen zu können, landete Will neben ihr. Sie schenkte ihm zunächst keine Beachtung, doch als er an ihrem Handgelenk herumpickte, konnte sie ihn nicht mehr ignorieren, da es höllisch wehtat, wenn er soetwas machte.
"Was willst du?", fragte sie, nachdem sie die Verbindung hergestellt hatte.
"Dich etwas beruhigen.", antwortete er schlicht.
"Das weiß ich zu schätzen, aber...."
"Nichts 'aber'", unterbrach er sie.
"Ich werde dir Gesellschaft leisten, bis du dich beruhigt hast."
Selina seufzte."Es war wahrscheinlich zu viel in den letzten Wochen. Es ist zu viel passiert. Erst findet Avina heraus, was ich bin, dann meine Entführung, die zu meiner ersten Begegnung mit Nathaniel geführt hatte, meine Befreiung, die Verfolgung durch irgendwelche Magier, der Sumpf mit seinen ganzen Problemen, dann Avinas Geheimnis, meine zweite Entführung durch die Magier und schließlich die Gefangennahme durch den König und wie er uns alle gefoltert hatte.
Es war einfach zu viel los in zu wenig Zeit." Er saß einfach da und horchte ihr zu, unterbrach sie nicht, noch stellte er Fragen. Eigentlich sollte sie sich zusammenreißen, er hatte schließlich mehr Gründe durchzudrehen. Er hatte seine Eltern, sein Zuhause und seine menschliche Gestalt verloren.
Es tat ihr gut, ihre Probleme auszusprechen, statt sie in sich hinein zu fressen, aber dank dieses Hintergedankens fühlte sie sich schlecht. Weshalb brach er nicht zusammen?Avina öffnete während dessen endlich die Augen und sah sich vorsichtig um. Ihr Kopf tat höllisch weh. Sie setzte sich auf, was nicht so einfach war, da ihr nun auch noch schwindelig war. Schnell drehte sie sich zur Seite und erbrach sich auf den Höhlenboden. Der Schwindel ließ ein wenig nach und sie konzentrierte sich auf den Mann, der nicht weit von ihr entfernt an der Wand lehnte und sie beobachtete. Es war Ash.
Er machte eine Handbewegung und das Erbrochene verschwand. Zum Glück, wenn Avina das noch länger riechen müsste, wäre es ihr nochmals hochgekommen. Sie sah sich in der Höhle um und fragte: "Wo sind Selina und Will?"
"Die sind nicht weit von hier. Selina war vorhin etwas wütend auf mich und ist hinausgestürmt und Will ist ihr gefolgt."
"Wieso war sie wütend auf dich?", fragte sie verwirrt. Selina ließ sich nicht so schnell reizen, es sei denn, sie hatte einen triftigen Grund dafür.
Er ignorierte ihre Frage jedoch und schürte das Feuer.Selina und Will kehrten langsam zur Höhle zurück. Ihr Gespräch hatte etwas länger gedauert, denn nun war die Sonne untergegangen und die Sterne funkelten am Himmel.
Vor der Höhle atmete sie noch einmal tief durch und ging hinein.
Avina saß mit Ash am Feuer und sah ihnen entgegen. Selina rannte auf ihre Freundin zu, fiel vor ihr auf die Knie und umarmte sie fest.
"Ich dachte schon, ich hätte irgendetwas falsch gemacht."
"Nein hast du nicht. Es ist alles gut."
Avina sah gruselig aus, blass und kränklich, um genau zu sein.
"Ist irgendetwas?", fragte Selina misstrauisch.
"Nein, es ist alles gut.", beharrte sie.
Ash schnaubte abfällig.
"Was mischt du dich da jetzt ein?", fauchte Selina.
"Es ist doch offensichtlich, dass sie noch nicht ganz gesund ist. Sie hat eine Gehirnerschütterung davon getragen.", motzte er zurück.
Sie knurrte: "Warum klingt es immernoch so, als würdest du mir die Schuld dafür geben?"
"Vielleicht, weil es deine Schuld ist.
Du hast den Bären wahrscheinlich provoziert und er hat angegriffen."
Selina warf sich knurrend auf ihn und hielt ihn an der Kehle am Boden. Sie fuhr ihre Krallen aus und drückte sie in das zarte Fleisch, bis etwas Blut floss. Jemand riss Selina an den Haaren zurück und hielt sie bei sich.
Avina wandte sich zu Ash.
"Es war nicht ihre Schuld. Will hat den Bären angegriffen, weil er eine von unseren Taschen zerstört hat und ich habe Will angeschrien, was er da mache und dann hat sich der Bär erschrocken und angegriffen."
Selina versuchte, ihre Haare aus Avinas Hand zu befreien, doch die zarten Hände hatten einen erstaunlich festen Griff.
Ash zuckte mit den Schultern und wandte sich ab.
Als Avina sich sicher war, dass Selina sich beruhigt hatte, ließ sie ihre Haare los und bedankte sich leise.
Sie nickte und starrte in das Feuer.
Selina zog sich zurück und verwandelte sich. Dann tapste sie zurück zum Feuer und legte sich hinter Avina auf den Boden.
Sie stieß sie mit ihrer feuchten Schnauze an und lud Avina damit ein, an ihrem Bauch zu schlafen.
Will und Ash wollten sich die Nachtwache teilen und Selina war es recht, so konnte sie in Ruhe schlafen.
Avina kuschelte sich an sie und Ash legte sich auf der anderen Seite des Feuers auf eine Decke, mit dem Rücken zu ihnen.
Selina war es egal und schlief endlich ein.
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Larwenia 2- Queen Of Raven and Dust
FantasyHier ist die Fortsetzung von Larwenia- Lady of Wolfs and Rain. Wir hoffen, dass es euch gefällt und wünschen euch viel Spaß. Nathaniel, Avina und Selina sind nun getrennt, doch das nicht lange. Die beiden Mädchen werden entführt und erleben Grauenv...