Daron lief durch die Gänge des Schlosses auf das Zimmer seines Sohnes zu. Es war noch mitten in der Nacht und der Junge würde noch schlafen, doch das war ihm egal. Er öffnete geräuschvoll die Tür und trat ein. Sein Sohn lag im Bett und schlief tief und fest. Also musste er zu härteren Maßnahmen greifen, wenn er so tief schlief, dass nicht einmal das Knallen der Tür an der Wand ihn wecken konnte.
"Nathaniel, Nathaniel, verdammt noch mal NATHANIEL!! Wach auf!"
Er schlief weiter. Daron trat vom Bett zurück und griff sich den Eimer voll Wasser, der nicht weit entfernt stand.
Er kippte seinem Sohn das eiskalte Wasser ins Gesicht und mit einem Mal war er wach und starrte ihn erschrocken an.
"Na endlich. Steh auf und zieh dich an, dann komm runter in den Thronsaal. Wir haben etwas zu besprechen.", sagte Daron erbost.
"Wieso?"
"Das erkläre ich dir alles im Thronsaal."
"Kann das nicht bis morgen früh warten?", fragte der dumme Junge.
"Nein jetzt. Und jetzt steh endlich auf! Ich erwarte dich unten." Damit ging er aus dem Zimmer.Nathaniel quälte sich aus dem Bett, zog sich an und ging nach unten. "Wenn er das nochmal macht, begehe ich Vatermord. Man kann nichmal in Ruhe schlafen.", murmelte er leise vor sich hin. Als er in den Thronsaal trat, stand sein Erzeuger vor dem Fenster und stierte in die Nacht hinaus. Als er ihn bemerkte, drehte er sich nicht um. Er schaute lediglich kurz über die Schulter und begann fast sofort zu reden.
"Ich habe einen Auftrag für dich."
"Und der wäre?"
"Du sollst die beiden kleinen Monarchenkinder und die Gestaltwandlerin finden."
"Wir wissen nicht mal ob der Prinz noch lebt. Du hast einem Kampfmagier befohlen, sämtliche Flüche auf sie abzufeuern, die er kennt. Es kann doch sein, dass der Junge jetzt irgendwo im Wald verscharrt liegt."
"Nein das tut er nicht. Er lebt noch. Marok hat lediglich sein Äußeres verändert."
"Woher weißt du das?"
"Marok hatte sie durch seine Kristallkugel kurz gesehen. Es scheint als hätte der Maskierte einen Schutzzauber über sie entstehen lassen. Die Gestaltwandlerin hatte einen großen Raben auf der Schulter sitzen und scheinbar kann dieser sogar sprechen."
"Und hat Marok auch herausgefunden wo sie sind?"
"Ja, die vier sind nach Norden gereist.
Du weisst, was das bedeutet. Die sind in das Drachengebiet eingedrungen."
"Und warum willst du, dass ich sie finde?"
"Weil du mein bester Magier bist und am ehesten gegen den Maskierten antreten kannst. Und wenn du ihn getötet hast, bringst du die restlichen Drei hier her."
"Aber wenn sie schon im Drachengebiet sind, warum lassen wir sie dann nicht dort? Du weisst, dass die Drachen Eindringlinge hassen und meist sofort töten, wenn sie sie erwischen."
"Ich will kein Risiko eingehen und ich will meinen Spaß mit ihnen haben."
Nathaniel schauderte kurz.
"Finde sie, töte den Maskierten und bring mir die anderen drei. Du hast einen Monat Zeit. Und jetzt geh zurück auf dein Zimmer und pack deine Sachen. Du wirst gleich morgen früh aufbrechen."
Nathaniel drehte sich um und ging zurück in sein Zimmer. Gedankenverloren begann er seine Tasche zu packen.
Es dämmerte, als er sich von seinem Vater verabschiedete und auf sein Pferd stieg. Er trieb es zum Galopp an und preschte durch das Burgtor und hinaus auf die kleine Ebene. Von dort aus, ritt er in nordöstliche Richtung.Avina und Selina wollten gerade aufbrechen, als Ash zurück kam. Das war untypisch für ihn, sonst kam er immer am Abend. Außerdem kam er diesmal mit Gepäck.
"Na, bleibst du diesmal länger?", fragte Selina und er nickte.
"Ich denke es ist sicherer. Wir kommen zu nah an die Drachenstadt, dort kann ich euch nicht alleine vorbei schicken und vielleicht sollten die Wölfe lieber einen anderen Weg nehmen. Wenn wir so viele sind, werden wir zu leicht entdeckt."
"Ich schicke sie ungern wieder weg", meinte Selina zerknirscht.
"Es ist nur zu ihrem Besten", versicherte er und sie seufzte:
"Ich weiß ja, dass du Recht hast", sie wandte sich ihren Wölfen zu und wies sie an, einen Weg um das Gebirge herum zu nehmen, dann stiegen sie und Avina auf ihre Pferde und die drei ritten los. William flog dabei über sie hinweg.Sie hielten sich im Schatten der Bäume. Je näher sie der Drachenstadt kamen, desto gefährlicher wurde es auf freien Ebenen zu reiten. Immer wieder flog ein Drache über sie hinweg. Und diese Biester waren riesig. Selina konnte durchaus glauben, dass sie das Schloss in Sekunden hätten zerstören können. Sie fühlte sich ein wenig allein. Ihr Rudel war ihren Anweisungen gefolgt und würde im Vorgebirge, südlich der Drachenstadt auf sie warten. Will sollte wieder einen Unterschlupf ausmachen, denn unter den Bäumen zu schlafen, wäre zu gefährlich gewesen, da die Drachen nachts jagten und ihre Beute an Ort und Stelle fraßen. Sie hätten also mit Leichtigkeit entdeckt werden können.
Will flog auf ihre Schulter und erstattete ihnen Bericht. Sie waren nicht weit von einer großen Höhle entfernt, welche unbewohnt zu sein schien.
Selina hatte ein mulmiges Gefühl, als sie die besagte Höhle betraten. Sie schnupperte und murrte beunruhigt.
Der Geruch von Feuer und Asche hing in der Luft, verflog aber langsam. Sie gingen tiefer in die Höhle hinein, deren Inneren noch größer war, als es der Eingang vermuten ließ. Die Hufe der Pferde klapperten auf dem Stein und Selina hätte sie am liebsten draußen gelassen. Ash sah sie nervös an.
"Meinst du, hier lebt ein Drache?"
"Ich weiß nicht, könnte sein, dass ..."
Sie wurde von dem Geräusch unterbrochen, sas dem von Wills schlagenden Flügeln sehr ähnlich war. Nur dieses Geräusch hatte einen schwereren, knallenden Ton und war noch entfernt doch ws kam näher. Selina erblich, als sie erkannte, dass es bereits zu spät war, um die Höhle noch ungesehen verlassen zu können. Die Pferde scheuten. Mit aller Kraft versuchten sie die Tiere ruhig zu halten, doch als sie sahen, dass der Drache genau auf die Höhle zu hielt, ließen sie die Tiere los, die hinausgaloppierten. Panisch schob Selina ihre Freunde vom Eingang weg, an die Wand.
Das Schuppenvieh landete am Eingang der Höhle. Die Erde erzitterte unter der Wucht des Aufpralls. Selina schluckte.Die Vier versteckten sich hinter einer Felskannte, die neben ihnen im Dunkeln plötzlich aufgetaucht war. Der Drache schnupperte und trat tiefer in die Höhle. Selinas Beine zitterten. Angespannt sah sie im Zwielicht zu ihren Freunden. Ashs angespannte Haltung, als wäre er bereit, notfalls gegen das Tier zu kämpfen. Avina stand wie versteinert da und sah zum Höhleneingang.
Plötzlich hörte Selina etwas, das sie bis an ihr Lebensende nicht vergessen würde.
"Interessant, ich rieche Menschen. Schon lange ist es her, seitdem ich das letzte Mal einen gesehen und gefressen hatte." Die Stimme war tief und rau.
Selina riss erschrocken die Augen auf, als sie verstand, dass der Drache redete, und drängte ihre Freunde weiter an die Felswand hinter ihnen.
Avina wimmerte leise. Will hatte auf ihre Schulter gewechselt, was auch gut so war, da musste Selina wenigstens nicht auf ihn achten. Das Vieh stapfte näher und plötzlich erschien es in ihrem Blickfeld. Er war riesig mit goldenen Schuppen und großen ledrigen Flügeln, auf seinem Kopf thronten zwei sanft geschwungene Hörner. Er war das schönste Wesen, was sie jemals gesehen hatte und vielleicht auch das Furchteinflößenste.
Er ruckte mit dem Kopf in ihre Richtung und drehte sich zu ihnen um.
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Larwenia 2- Queen Of Raven and Dust
FantasíaHier ist die Fortsetzung von Larwenia- Lady of Wolfs and Rain. Wir hoffen, dass es euch gefällt und wünschen euch viel Spaß. Nathaniel, Avina und Selina sind nun getrennt, doch das nicht lange. Die beiden Mädchen werden entführt und erleben Grauenv...